OpenAI-Rivale Amazon pumpt Milliarden in KI-Start-up Anthropic
Mit bis zu vier Milliarden Dollar steigt Amazon beim US-Start-up Anthropic ein. Damit will sich der Online-Händler bevorzugten Zugriff auf die Technologie des OpenAI-Konkurrenten sichern.
Im Wettlauf mit Microsoft und Google um die Technologieführerschaft bei Künstlicher Intelligenz (KI) geht Amazon den nächsten Schritt: Der Online-Händler kündigte heute an, bis zu vier Milliarden Dollar in den KI-Entwickler Anthropic zu investieren. Die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) werde zunächst Anteile für 1,25 Milliarden Dollar übernehmen. Daneben gebe es eine Kaufoption über weiter 2,75 Milliarden Dollar.
Im Gegenzug erhalten Amazon und seine Kunden den Angaben zufolge bevorzugten Zugriff auf die Technologie von Anthropic. Außerdem verpflichte sich das Start-up, seine KI hauptsächlich auf der AWS-Cloud laufen zu lassen. Zudem kaufe Anthropic Tausende von Spezialchips des Konzerns, um die Software zu trainieren.
"Claude 2" soll Buchinhalte binnen Sekunden einlesen und wiedergeben können
Darüber, wie groß die Beteiligung von Amazon künftig sein oder wie hoch Anthropic insgesamt bewertet wird, machten die beiden Firmen keine Angaben. Experten taxierten die Bewertung bislang auf vier Milliarden Dollar. Zu den bisherigen Investoren gehören unter anderem die Alphabet-Tochter Google und das deutsche Softwarehaus SAP. Anthropic wurde 2021 von ehemaligen Beschäftigten des ChatGPT-Herstellers OpenAI gegründet, an dem Microsoft mit knapp der Hälfte der Anteile beteiligt ist.
Das KI-Startup bewirbt seine Chatbot-Version als sicher. Die Software werde Nutzern keine Anleitungen zum Waffenbau liefern oder rassistisch geprägte Sprache nutzen. "Claude 2" sei zudem darauf spezialisiert, besonders umfangreiche Befehle zu verarbeiten, um beispielsweise Vertragstexte zusammenzufassen, heißt es von Anthropic. Angeblich soll der Chatbot ganze Bücher binnen Sekunden neu einlesen und Fragen dazu beantworten können. Der Videokonferenz-Spezialist Zoom, der ebenfalls Anthropic-Anteile hält, will die KI in seine Programme einbauen.
Software-Konzerne im Kampf um die Führerschaft bei KI
ChatGPT hatte Ende des vergangenen Jahres einen Hype um Künstliche Intelligenz und einen Kampf um die Technologieführerschaft unter den großen Software-Konzernen ausgelöst. Microsoft bindet die OpenAI-Technologie unter anderem in seine Suchmaschine Bing ein, um die Dominanz von Google bei Internet-Suchen zu brechen. Aber auch in seinen übrigen Produkten wie dem Betriebssystem "Windows" oder der Bürosoftware "Office" soll die KI "Copilot" die Arbeit erleichtern.
Der drohenden Konkurrenz setzt Google "Bard" entgegen, das auf einer ähnlichen Technologie basiert. Die Software legte allerdings im Februar 2023 einen Fehlstart hin, als sie in einem Werbevideo eine falsche Antwort auf eine Frage gab. Wenige Wochen später kündigte die Alphabet-Tochter einen KI-"Zauberstab" für unterschiedliche Produkte wie E-Mails oder Textverarbeitung an, der unter anderem automatisierte Zusammenfassungen möglich machen soll. Offenbar soll der "Bard"-Nachfolger "Gemini" bereits in den Startlöchern stehen.
Auch Apple arbeitet einem Medienbericht zufolge an einem Konkurrenten für ChatGPT und Bard. Es basiere auf dem Sprachmodell "Ajax" und werde intern "Apple GPT" genannt. Offiziell hält sich der iPhone-Anbieter mit Ankündigungen rund um das Thema aber zurück. Darüber hinaus gibt es KI-Technologien von Sozialen Netzwerken wie Twitter-Nachfolger X oder Meta sowie zahlreichen asiatischen Firmen wie Alibaba oder Huawei.