Bewertung internationaler Geldhäuser Deutsche Bank weniger gefährlich
Die Deutsche Bank ist laut dem internationalen Finanzstabilitätsrat weniger gefährlich für das globale Finanzsystem als bisher gedacht. Eine gute Nachricht für Deutschlands größte Bank - sie muss nun weniger Eigenkapital aufbringen.
Die Deutsche Bank stellt weiterhin eine Bedrohung für das Finanzsystem dar - allerdings ist sie nicht mehr so gefährlich wie bislang vermutet. Auf der neuen Liste der global systemrelevanten Banken tauchen die Frankfurter nicht mehr in der höchsten Kategorie auf, sondern eine Stufe darunter.
Erstellt hat die Liste der internationale Finanzstabilitätsrat, der im Auftrag der G20-Staaten das Finanzsystem nach der Finanzkrise neu regulieren soll. Damit muss die Deutsche Bank weniger Eigenkapital aufbringen als gedacht. Noch vor einem Jahr war sie unter die vier am stärksten systemrelevanten Banken der Welt eingestuft worden.
Hintergrund sind die nach der Finanzkrise beschlossenen Basel-III-Regeln. Diese verlangen von den Banken ein dickeres Kapitalpolster, um für mögliche künftige Crashs besser gewappnet zu sein, als das in der Finanzkrise der Fall war. Konkret sollen die Institute von 2019 an eine sogenannte Kernkapitalquote von sieben Prozent erreichen, gemessen an den Risiken in ihrer Bilanz.
Ein Zusatzpuffer von 2,5 Prozent
Noch härter indes sind die Auflagen für die systemrelevanten Banken - also für jene Geldhäuser, die der Staat nicht einfach pleitegehen lassen kann, weil ansonsten womöglich ein Übergreifen auf andere Banken und schließlich das gesamte Finanzsystem droht. Diese Institute, so das Kalkül der Regulierer, müssen besonders widerstandsfähig sein.
Der Finanzstabilitätsrat - das offizielle Regulierungsgremium der G20-Staaten - soll darum bis 2014 eine finale Liste der global systemrelevanten Banken erstellen. Den gefährlichsten Banken darf der Rat einen zusätzlichen Puffer von 2,5 Prozent (also insgesamt 9,5 Prozent) auferlegen, den gefährlichen einen Puffer von 2,0 Prozent, den weniger gefährlichen einen Puffer von 1,5 Prozent. Bislang gehörte die Deutsche Bank neben JP Morgan, der Citigroup und HSBC der höchsten Kategorie an, nach der neuen Aufstellung aber nur noch der zweithöchsten.
Eine Belohnung für die Schrumpfungsstrategie?
Zu den Gründen für die überraschende Revision machte der Finanzstabilitätsrat keine Angaben. Entscheidend für die Einstufung ist zum einen die schiere Größe, zum anderen aber auch die Komplexität einer Bank - denn je komplexer ein Institut, desto schwieriger fällt im Extremfall die geräuschlose Abwicklung.
Experten äußerten in einer ersten Einschätzung die Vermutung, dass eine neue Berechnungsmethode der Deutschen Bank zupass gekommen sein könnte. Eine Rolle könnte aber auch gespielt haben, dass die Deutsche Bank ihre Bilanzsumme deutlich reduzieren will.
Bislang verfügt das mit Abstand größte deutsche Geldhaus über Vermögenswerte im Wert von gut 2000 Milliarden Euro. Das ist ungefähr so viel wie das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik. Im Sommer hatte das Institut allerdings durchblicken lassen, die Bilanzsumme um etwa ein Fünftel reduzieren zu wollen.
Besonders gefährlich sind nur noch JP Morgan und HSBC
Neben der Deutschen Bank wurde auch die Citigroup zurückgestuft. Als besonders systemrelevant gelten damit nur noch die britische HSBC und die US-Bank JP Morgan. Beide Institute sind sowohl im Investmentbanking als auch im Einlagengeschäft mit normalen Kunden stark vertreten.
Die beiden Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS finden sich weiterhin in der Kategorie drei, in der 1,5 Prozent Aufschlag gefordert werden.