US-Verbraucherpreise sinken In den USA wächst die Angst vor der Deflation
Erstmals seit 1955 gibt es in den USA aufs Jahr gerechnet keine Inflation mehr. Im März sanken die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4 Prozent. Jetzt wächst die Angst vor einem Preisverfall auf breiter Front. Für die Wirtschaft könnte das zum Problem werden - auch in Deutschland.
Die scharfe Rezession hat die US-Verbraucherpreise erstmals seit über 50 Jahren sinken lassen. Sie fielen um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Das war der erste Rückgang seit August 1955. Vor allem Energie und Lebensmittel verbilligten sich. Auch die notleidenden US-Industrien wie die Autobranche locken die Verbraucher mit Preisnachlässen und Sonderkonditionen.
Damit wächst vor allem in den USA die Sorge vor einer Deflation, also einem Preisverfall auf breiter Front. Die US-Notenbank Fed und die Regierung in Washington pumpen enorme Summen in die Wirtschaft, um eine Deflation zu vermeiden.
Großhandelspreise in Deutschland sinken
Ein drastischer Rückgang der Großhandelspreise in Deutschland deutet auf sinkende Verbraucherpreise in den kommenden Monaten auch hierzulande. Im März lagen die Preise im Großhandel wegen nachgebender Rohstoffpreise rund acht Prozent unter dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Wenn die Preise im Großhandel sinken, werden in der Regel diese Spannen auch an die Kunden weitergegeben. Als Ergebnis könnten die Verbraucherpreise in Deutschland in den kommenden Wochen ebenfalls sinken.
Deflation auch in der Euro-Zone?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche erklärt, sie rechne Mitte des Jahres im Euroraum mit vorübergehend negativen Inflationsraten. Danach soll die Rate allerdings wieder klettern, auf das gesamte Jahr 2010 gesehen aber unter der Marke von 2,0 Prozent bleiben. Ein Wert von knapp unter 2,0 Prozent ist das Ziel der EZB.
Schwer zu bekämpfen
Die Deflation ist für die Wirtschaft besonders gefährlich, weil Verbraucher dann auf immer weiter fallende Preise spekulieren und sich mit Ausgaben zurückhalten, nach dem Motto: "Morgen krieg' ich’s billiger". Grundsätzlich senken deflationäre Tendenzen die Gewinne vieler Unternehmen, denn die Hersteller können ihre Produkte nicht mehr zu den gewohnten Preisen absetzen und reagieren mit Produktionskürzungen. Gleichzeitig steigt bei rückläufigen Preisen die reale Schuldenlast der Firmen - was das Insolvenzrisiko erhöht.
Eine Deflation ist nur schwer zu bekämpfen, wie das Beispiel Japan zeigt. Die letzte große weltweite Deflation gab es während der Weltwirtschaftskrise: Zwischen 1929 und 1933 gingen in den USA die Preise um 24 Prozent zurück, in Deutschland um 23 Prozent.
Deflation bedeutet, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft fallen. Das Geld gewinnt an Wert, weil die Menschen mehr dafür kaufen können. Deflation ist damit das Gegenteil von Inflation und in der Regel das Ergebnis einer sinkenden Nachfrage. Vor allem in Phasen eines wirtschaftlichen Abschwungs geben Konsumenten weniger Geld aus. Auch Unternehmen halten sich zurück und investieren kaum noch. Dadurch sinken Umsätze und Gewinne von Firmen. Um mehr zu verkaufen, reduzieren sie die Preise. Die Deflation beschleunigt sich oft noch dadurch, dass Kunden einen weiteren Preisverfall erwarten. Sie verschieben dann Einkäufe und verstärken den Rückgang der Nachfrage.