Aufstockung des Leitindex Was bedeutet der DAX 40 für ETFs?
Im DAX hat es die größte Änderung seiner jahrzehntelangen Geschichte gegeben. Statt 30 gibt es nun 40 Index-Mitglieder. Welche Auswirkungen hat das auf Indexfonds, die den DAX nachbilden?
Welche Unternehmen werden neu aufgenommen?
Der DAX-Neuling mit dem höchsten Gewicht ist der deutsch-französische Flugzeughersteller Airbus. Außerdem rücken neun weitere Unternehmen in die erste deutsche Börsenliga auf: Der Chemikalienhändler Brenntag, der Kochboxenlieferant Hellofresh, die Holdinggesellschaft Porsche SE, der Sportartikelhersteller Puma, das Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen Qiagen, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der Aromen- und Duftstoffehersteller Symrise sowie der Online-Modehändler Zalando.
Wie beeinflusst die neue Zusammensetzung den Kurs von DAX und ETFs?
Der bisherige DAX-Stand wird durch die Änderungen nicht beeinflusst. Durch die zehn neuen Werte sinkt der Anteil der bisherigen 30 Werte im DAX. In Zukunft wird die Wertentwicklung dann von 40 und nicht mehr nur 30 verschiedenen Aktien bestimmt. Insgesamt könnte also die Schwankungsbreite des deutschen Leitindex und der auf ihn bezogenen ETFs leicht abnehmen.
Welchen Anteil haben die neuen zehn Index-Mitglieder?
Experten schätzen den Anteil auf zehn bis 15 Prozent. Entsprechend werden die bisherigen Indexmitglieder auch weiterhin stark gewichtet sein und die Wertentwicklung überdurchschnittlich beeinflussen.
Nach welchen Kriterien wird festgelegt, welchen Anteil die einzelnen Index-Mitglieder haben?
Ab sofort ist nur noch der Börsenwert der frei handelbaren Aktien eines DAX-Konzerns entscheidend. Als frei handelbar gelten Aktien, die von Aktionären gehalten werden, die einen Anteil von weniger als fünf Prozent an dem entsprechenden Unternehmen besitzen. Gleichzeitig muss das Handelsvolumen dieser frei handelbaren Aktien gewisse Mindeststandards erfüllen.
Wird der DAX weniger risikoreich als bisher?
Künftig ist die Kursentwicklung des DAX von zehn Werten mehr abhängig. So gesehen kann ein Wert den DAX bei einem etwaigen Kursverfall auch weniger stark belasten. Allerdings sind die im Deutschen Aktienindex enthalten Unternehmen auch in Zukunft noch immer stark von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und der Europäischen Union abhängig. Experten empfehlen, nicht alles auf Deutschland zu setzen, sondern aus Gründen der Risikostreuung weltweit mit Hilfe von ETFs zu investieren. Den DAX sehen sie damit als eine Depotbeimischung.
Wann könnte es die nächsten Änderungen im DAX und damit in den ETFs geben?
Künftig will die Deutsche Börse die Zusammensetzung des deutschen Leitindex zweimal statt einmal jährlich regulär überprüfen. Es sollen nur noch profitable Unternehmen aufgenommen werden. Pleitekandidaten und Konzerne, die ihrer Pflicht zur fristgerechten Veröffentlichung von Zwischenberichten nicht nachkommen, sollen nichts mehr in der ersten deutschen Börsenliga verloren haben.
Wie wirken sich die Änderungen kurzfristig aus?
In der Vergangenheit hat sich der DAX in den Wochen nach Index-Änderungen häufig erst einmal unterdurchschnittlich entwickelt. Denn die neu aufgenommen Werte kletterten bereits im Vorfeld überdurchschnittlich und legten dann erst einmal eine Pause ein. Entsprechend wurde der DAX ausgebremst.
Und langfristig?
Langfristig ist der DAX in jedem Fall breiter aufgestellt. Mit Hellofresh und Zalando kommen zwei derzeit sehr wachstumsstarke Unternehmen in den DAX, die sich auch in der Pandemie dynamisch entwickelt haben. Die bisher konjunktursensiblen Branche Auto und Chemie sowie die Finanzkonzerne werden etwas weniger stark gewichtet. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der DAX sich nun besser als sein "kleiner Bruder" MDAX entwickeln wird, der von 60 auf 50 Werte geschrumpft wurde. In den vergangenen Jahrzehnten hatte sich der MDAX erheblich besser als der DAX geschlagen. Auf Sicht von gut drei Jahrzehnten legte der DAX um den Faktor 15 zu, der MDAX hingegen um rund das 35-fache.