Widerstände gegen Chrysler-Pläne in den USA Fiat will nach Chrysler nun offenbar auch Opel
Fiat-Chef Marchionne hat erneut starkes Interesse an Opel signalisiert. Immerhin winken 3,3 Milliarden Euro Staatsgeld. Und das Geld kann der italienische Autokonzern für die geplante Allianz mit dem insolventen US-Autobauer Chrysler gut gebrauchen. Gegen diesen Deal regen sich jedoch Widerstände.
Nach der Einigung über eine Allianz mit Chrysler hat Fiat-Chef Sergio Marchionne den Einstieg bei Opel fest im Blick. "Nun müssen wir uns auf Opel konzentrieren. Sie sind unser perfekter Partner", sagte Marchionne der italienischen Zeitung "La Stampa".
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" will sich Marchionne bereits am Montag mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu ersten Verhandlungen treffen. Dann wolle der Fiat-Chef ein grobes Konzept präsentieren, dass den Erhalt aller deutschen Opel-Standorte vorsieht.
Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer kommt die klare Ansage aus Turin nicht überraschend. "Fiat wird jetzt aggressiv die Opel-Linie verfolgen, um an die 3,3 Milliarden Euro Staatsgeld heranzukommen und den Chrysler-Deal abzufedern", sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Bundesregierung müsse sorgfältig prüfen, ob Fiat nicht übertriebene Zusagen mache, um den Zuschlag für Opel zu bekommen. Dudenhöffer sieht im Autozulieferer Magna den deutlich besseren Partner für Opel.
Betriebsrat fürchtet um Opel-Standorte
Eine mögliche Übernahme durch Fiat war bereits Ende April auf heftigen Protest des Betriebsrats bei Opel gestoßen, der Werksstillegungen im großen Umfang befürchtete. Der italienische Konzern hatte auf Grund der Übernahmegerüchte offiziell bekannt gegeben, dass er kein Angebot vorgelegt habe. Die Spekulationen waren damit jedoch nicht beendet, sondern Fiat soll sogar eine Garantie für alle vier Opel-Standorte abgegeben haben.
Der Fiat-Konzernchef äußerte sich jetzt erneut zu Opel nach dem Abschluss einer Vereinbarung, die das Zusammengehen mit Chrysler vorsieht. Fiat will zunächst 20 Prozent an dem US-Autobauer übernehmen, der in einem Insolvenzverfahren weitgehend von Altlasten befreit werden soll.
Gläubiger bangen um ihr Geld
Noch ist der Deal allerdings nicht perfekt. In den USA regt sich Widerstand gegen das vorgesehene Insolvenzverfahren bei Chrysler. Eine Gruppe von Gläubigern will die Sanierungspläne anfechten. Die Investoren, denen Chrysler Milliarden Dollar schuldet, sehen ihre Interessen nicht ausreichend berücksichtigt.
Die US-Regierung hatte ihr Angebot an die Gläubiger in den Vorverhandlungen noch einmal aufgestockt: Statt zwei Milliarden sollten die mehr als 40 Hedgefonds nun 2,25 Milliarden Dollar erhalten, damit sie im Gegenzug auf ihre Forderungen in Höhe von 6,9 Milliarden Dollar verzichten.
US-Präsident Barack Obama hatte gestern bei der Bekanntgabe des vereinbarten Verfahrens gesagt, dass die Regierung weitere Milliarden als Hilfen für Chrysler zur Verfügung stellen wird. Er versichert, dass 30.000 Jobs gerettet dadurch würden.
Einem Bericht der "Automotive News Europe" zufolge soll aus Fiat, Chrysler und Teilen der Opel-Mutter General Motors (GM) der weltweit zweitgrößte Autokonzern nach Toyota entstehen.