Juni 2011 Ringen um weitere Griechenland-Hilfen
Die Euro-Länder debattieren über die Auszahlung weiterer Griechenland-Hilfen und ein zweites Rettungspaket. Die Regierung in Athen versucht, mit Privatisierungen und zusätzlichen Einsparungen die Haushaltssanierung voranzutreiben. Die Massenproteste gegen die Sparpläne gehen gleichzeitig weiter.
01. Juni 2011: Die deutschen Exporte boomen und legen allein im ersten Quartal um fast 20 Prozent zu. Eine Ausnahme bildet der Handel mit Griechenland: Hier gehen die Ausfuhren um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.
03. Juni 2011: Griechenland gibt bekannt, dass die EU-Kommission, der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank bei ihrer Überprüfung ein positives Bild der Sparmaßnahmen der Regierung gezeichnet hätten. Damit könnte der Weg zur Auszahlung der nächsten Tranche der internationalen Finanzhilfen. Offiziell soll der Prüfbericht aber erst später vorgelegt werden.
05. Juni 2011: Erneut kommt es in Griechenland zu Massenprotesten gegen die Sparpolitik der Regierung.
06. Juni 2011: Griechenland verkauft im Zuge seiner Privatisierungen ein Paket von zehn Prozent der Anteile an der Telefongesellschaft OTE für 400 Millionen Euro an die Deutsche Telekom. Der internationale Luftfahrtverband halbiert die Gewinnprognose für die Branche im laufenden Jahr auf vier Milliarden Dollar.
07. Juni 2011: Die Euro-Länder erwägen ein neues Modell, um die Privatisierungen in Griechenland zu beschleunigen. Die Bundesregierung bestätigt, dass Christopher Pleister neuer Chef des Bankenrettungsfonds SoFFin wird.
08. Juni 2011: Bundesfinanzminister Schäuble fordert ein zweites Hilfspaket für Griechenland und setzt sich für eine sanfte Umschuldung ein. Die Weltbank prognostiziert der Weltwirtschaft für 2011 ein Wachstum von 3,2 Prozent.
09. Juni 2011: Mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute heben ihre Konjunkturprognose für Deutschland deutlich an. General Motors und Opel weisen Medienberichte über die Prüfung eines Verkaufs der deutschen Tochterfirma als Spekulation zurück, verzichten aber auf ein eindeutiges Dementi.
10. Juni 2011: Der Bundestag unterstützt neue Finanzhilfen für Griechenland, stellt aber Bedingungen für eine Zustimmung.
11. Juni 2011: Kanzlerin Merkel sieht durch die Schuldenkrise den Aufschwung gefährdet. Kaufhof schließt vier weitere Warenhäuser.
13. Juni 2011: CCC statt B - die Ratingagentur Standard & Poor's senkt die griechische Kreditwürdigkeit gleich um drei Stufen.
15. Juni 2011: Die Griechen sollen noch härter sparen, doch der Widerstand gegen den Regierungs-Sparkurs wächst.
17. Juni 2011: An einem neuen Hilfspaket für Griechenland sollen sich auch die privaten Gläubiger beteiligen - aber nur freiwillig. Griechenlands Premier Papandreou stellt sein neues Kabinett vor.
19. Juni 2011: US-Präsident Obama versucht, den Streit um die Staatsschulden mit seinem Widersacher, dem Republikanerchef im Repräsentantenhaus Boehner, beim Golfspiel austragen. Ob ein Kompromiss erzielt wird, ist unklar.
20. Juni 2011: Auch die Euro-Finanzminister sprechen sich für eine freiwillige Beteiligung privater Investoren an einem neuen Hilfspaket für Griechenland aus. Sie geben aber zunächst kein grünes Licht für die nächste Tranche des bereits beschlossenen Hilfspakets. In Griechenland gehen die Demonstrationen gegen ein neues Sparpaket weiter.
21. Juni 2011: Für die deutsche Konjunktur besteht nach Einschätzung von Experten keine unmittelbare durch die Griechenlandkrise. In Zeitungsanzeigen fordern 50 deutsche und französische Topmanager die Rettung des Euro. Ratingagenturen verpassen den Plänen einer freiwilligen Beteiligung von privaten Investoren an einem neuen Griechenlandpaket einen Dämpfer. EU-Kommissionspräsident Barroso bietet Griechenland die beschleunigte Auszahlung von einer Milliarde Euro aus EU-Strukturfonds an. Griechenlands Premier Papandreou übersteht eine Vertrauensabstimmung im Parlament. Die Deutschen verfügen über so große Ersparnisse wie noch nie - sie haben knapp fünf Billionen Euro auf die Seite gelegt.
22. Juni 2011: Die Ratingagenturen nehmen nun auch die italienische Kreditwürdigkeit ins Visier.
24. Juni 2011: Der Italiener Mario Draghi wird von den EU-Staats- und Regierungschefs zum neuen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) ernannt. Draghi gilt als ausgewiesener Fachmann für Geld- und Währungspolitik und soll helfen, die Lage des Euro zu stabilisieren.
27. Juni 2011: Rund 100 Familienunternehmer protestieren gegen die Euro-Politik von Bundeskanzlerin Merkel. In Athen verhandelt das Parlament über das umstrittene Sparpaket. Die französischen Banken entwickeln einen Plan, der sie an der Griechenland-Rettung beteiligt. In Deutschland sorgt der Aufschwung für einen kräftigen Rückgang der Firmenpleiten.
28. Juni 2011: Die französische Finanzministerin Christine Lagarde wird zu neuen geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds gewählt. Das Marktforschungsinstitut GfK attestiert den deutschen Verbrauchern eine bessere Stimmung. In Griechenland wehren sich die Gewerkschaften mit einem groß angelegten Streik gegen die Sparvorhaben der Regierung.
29. Juni 2011: Das griechische Parlament stimmt dem Sparprogramm in Höhe von 78 Milliarden Euro zu und macht damit den Weg für weitere Kredithilfen der EU und des IWF frei.
30. Juni 2011: Die deutschen Banken und Versicherungen verständigen sich mit dem Bundesfinanzministerium grundsätzlich auf eine Beteiligung privater Gläubiger an neuen Griechenland-Hilfen. In Athen stimmt das griechsche Parlmanet unterdessen auch den Einzelmaßnahmen zur Umsetzung des Sparpakets zu. Damit ist der Bankrott des Landes erst einmal abgewendet. Um nicht in die Situation wie Griechenland zu geraten, bringt Italiens Regierung ein milliardenschweres Sparpaket auf den Weg.