Februar 2010 Griechische Krise
Die Wirtschaftskrise setzt Griechenland zu. Jetzt geht die EU-Kommission gegen den Defizitsünder vor: Kontrollen der Statistiken, Überwachung der Sparpläne. Auch Spanien kämpft mit Haushaltsproblemen.
03. Februar 2010: Griechenland steht vor der Pleite, und die EU-Kommission will Athen zu größeren Sparanstrengungen zwingen. Griechenland bekommt zwei Jahre mehr Zeit, um seine maroden Staatsfinanzen wieder in den Griff zu bekommen. Dabei wird das Land von Brüssel intensiv überwacht. Im vergangenen Jahr gingen insgesamt 185.000 Betriebe in Europa pleite, teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit. Das war ein Anstieg um 22 Prozent.
04. Februar 2010: Die HSH Nordbank sieht sich neuen Vorwürfen ausgesetzt: Reporter stießen auf einen weiteren zweifelhaften Milliardendeal.
05. Februar 2010: Der Winter und die schwache Konjunktur in Deutschland belasten die Arbeitslosenversicherung: Im Januar wurden 27 Millionen Euro für Saison-Kurzarbeitergeld, das frühere Schlechtwettergeld, gezahlt. Der Chef der HSH Nordbank, Nonnenmacher, räumt ein, dass das interne Kontrollsystem der Bank versagt habe.
06. Februar 2010: Die Finanzprobleme Griechenlands und anderer EU-Staaten schüren die Sorge um die Währung - und beschäftigen auch das G7-Finanzministertreffens im kanadischen Iqaluit.
09. Februar 2010: Nun ist es amtlich: Nach einem drastischen Einbruch der Ausfuhren im Krisenjahr 2009 verliert Deutschland den Titel des Exportweltmeisters an China, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Opel stellt sein Sanierungskonzept vor: 1,5 Milliarden Euro erhofft sich der Autobauer an Staatshilfen. Mehr als 3900 Stellen in Deutschland sollen eingespart werden, europaweit sind es 8300. Das Bundeskabinett beschließt strengere Regeln für Boni von Bank- und Versicherungsmanagern. Im Zuge der Ermittlungen nach dem BayernLB-Debakel durchsucht die Staatsanwaltschaft das Büro des bayerischen Städtetagspräsidenten und des Sparkassenverbands.
10. Februar 2010: Trotz Krise boomt der Internethandel - auch in Deutschland. In Griechenland legt ein Streik der Staatsbediensteten den Flugverkehr und die Behörden des Landes lahm. Der Protzest richtet sich gegen das Sparprogramm der Regierung, mit dem das Land den Staatsbankrott zu verhindern sucht. In der EU wird über mögliche Nothilfen nachgedacht. Das ist mehr als umstritten.
11. Februar 2010: Im Kampf gegen den Staatsbankrott wollen die EU-Staaten Griechenland kein Geld geben, dafür aber politische Unterstützung gewähren. Das ist das Ergebnis eines EU-Sondergipfels in Brüssel. Die Schweizer Großbank Credit Suisse erzielt 2009 das drittbeste Ergebnis in der Firmengeschichte - nach einem Verlust im Vorjahr wegen der Finanzkrise. In Deutschland ist die Zahl der offenen Stellen in den letzten Monaten des vergangenen Jahres leicht gestiegen. Experten werteten das als Hinweis, dass die Firmen ihre Lage wieder positiver einschätzen. Das von der Finanzkrise schwer getroffene Irland hat einen rigiden Sparkurs eingeschlagen.
12. Februar 2010: Deutsche Unternehmen werden in diesem Jahr schwieriger Kredite bekommen als 2009, schätzt die Förderbank KfW. Grund seien die Eigenkapitalknappheit der Banken und sinkende Firmengewinne. Die Erholung der deutschen Wirtschaft ist ins Stocken geraten, teilt das Statistische Bundesamt mit: Im vierten Quartal 2009 blieb das Bruttoinlandsprodukt auf dem Niveau des Vorquartals. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge bestehen im Bundeswirtschaftsministerium ernste Zweifel an dem von Opel vorgelegten Sanierungskonzept - in das 1,5 Milliarden Euro Hilfen vom deutschen Staat eingeplant sind.
14. Februar 2010: Große US-Banken sollen Griechenland jahrelang geholfen haben, seine Verschuldung zu verschleiern.
15. Februar 2010: Der Staat war im Krisenjahr 2009 der größte Bankeninvestor - das ergab eine PwC-Studie.
16. Februar 2010: In den USA fordern immer mehr Bankkunden, zu kleineren Banken zu wechseln - aus Protest gegen das Verhalten der Großbanken in der Finanzkrise. Die EU-Finanzminister beschließen die strikte Kontrolle des desolaten griechischen Haushalts - dem EU-Wirtschaftskommissar und einigen Staaten geht das noch nicht weit genug.
17. Februar 2010: Die Krise sorgt für einen Absturz bei den Fluggastzahlen in Deutschland und sinkende Umsätze und Gewinne bei der Deutschen Börse. Der DIHK gibt sich dagegen betont optimistisch - und rechnet fürs laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,3 Prozent.
18. Februar 2010: Neben den Fluggastzahlen ist auch das Luftfrachtaufkommen in Deutschland im vergangenen Jahr so stark gesunken wie nie zuvor. Der Autobauer Daimler muss einen unerwartet hohen Verlust verbuchen und streicht die Dividende. Auch die Postbank kämpft weiter mit den Auswirkungen der Krise.
19. Februar 2010: Die US-Notenbank Fed deutet mit einer Erhöhung des Diskontsatzes eine Zinswende an.
20. Februar 2010: Für die Bundesagentur für Arbeit ist die Krise bisher nicht ganz so schlimm wie befürchtet - sie kommt mit zwei Milliarden Euro weniger Bundeszuschüssen aus als erwartet.
22. Februar 2010: GM muss beim Opel-Konzept nachbessern - zumindest, wenn der US-Konzern deutsche Staatshilfen haben will. Das beschloss der Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern. Neben vielen offenen Fragen geht es auch um eine höhere Beteiligung des Mutterkonzerns an der Sanierung seiner Tochter.
23. Februar 2010: Der ifo-Geschäftsklimaindex sinkt überraschend.
24. Februar 2010: Griechenlands Gewerkschaften rufen zum Generalstreik gegen die Sparpläne der Regierung - doch die Beteiligung ist eher mäßig. Deutschland schließt das Krisenjahr 2009 mit einem staatlichen Defizit in Höhe von 79,3 Milliarden Euro ab. Das entspricht 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
25. Februar 2010: Die Arbeitslosenzahlen steigen trotz Krise und strengen Winters weniger stark als von Experten erwartet. Die EU-Kommission bleibt bei ihrer Wachstumsprognose vom vergangenen Herbst - und zeigt sich damit deutlich skeptischer als Bundesregierung, Bundesbank, IWF, OECD und zahlreiche Institute. Die Allianz kehrt nach dem Verkauf der Dresdner Bank wieder in die Gewinnzone zurück.
26. Februar 2010: Angesichts der griechischen Haushaltsprobleme meiden deutsche Banken griechische Anleihen.