Wirtschaftszahlen Experten sehen Chinas Erholung skeptisch
Die chinesische Regierung hat ihr Ziel einer stark wachsenden Wirtschaft verfehlt - trotz einer gewissen konjunkturellen Erholung. Experten bewerten die jüngsten Zahlen aber sehr skeptisch.
Als historisch schlecht bewerten Expertinnen und Experten das Wirtschaftsjahr in China. Mit 3,9 Prozent sei das Wachstum zwar stärker als erwartet.
Robert Halver, Chefstratege der Baader Bank, ist jedoch skeptisch: "Ich behaupte mal, dass die Zahlen etwas geschönt sind. Das passt ja auch zum Parteitag der KP, dass man etwas Positives liefert. Aber wenn man sich die Binnenkonjunktur anschaut, dann weiß man, hier gibt es massive Verwerfungen."
Null-Covid-Strategie zeigt weiter Folgen
Chinas Wirtschaft steckt in der Krise, und die ist zum Teil hausgemacht. Zum einen die strikte Null-Covid-Strategie. Das bremst nicht nur die Produktion, sondern auch die Nachfrage im Land. Sorgen vor einem nächsten Lockdown oder Produktionsstopps mindern die Lust auf Konsum.
Das ist aber nicht der einzige Grund für die schwache Binnenwirtschaft, so Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank. "Ein zweiter großer Bremsfaktor ist die Immobilienkrise. Der Staat hat den Immobilienentwicklern das flüssige Geld abgedreht. Die fahren jetzt ihre Bauaktivität zurück, das lastet auf der Bauwirtschaft. Diese steht aber direkt und auch indirekt für ein Fünftel der gesamten chinesischen Wirtschaftsleistung", so Krämer.
Auch der sonst so starke Export Chinas steht auf der Bremse. Nur um 5,7 Prozent legten die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, so der chinesische Zoll.
Handelskrieg mit USA verschärft sich
Der Hauptgrund ist die schwache globale Nachfrage. Aber auch das Vertrauen in China wird immer geringer. Die Folge: Der Handelskrieg mit den USA verschärft sich. Jüngst zu sehen an der US-Börse Nasdaq. Nach großen Kursschwankungen von Börsenneulingen aus China stoppte die Nasdaq Vorhaben von vier weiteren chinesischen Unternehmen, die an der US-Börse mitmischen wollten. Nur eine von vielen Maßnahmen gegen Chinas Machtbestrebungen, so Robert Halver von der Baader Bank.
"Die Amerikaner sind dabei, amerikanische Staatsangehörige, die in China arbeiten, zurückholen. Das langjährige Gerücht, China werde die USA überrollen, das sehe ich überhaupt nicht", so Halver.
Die Wiederwahl von Xi Jinping und die Aufstellung einer Führungsmannschaft, die Marktreformer vermissen lässt, verstärkt Chinas schlechtes Image in der Außenwirtschaft, so Jörg Krämer: "Die Marktteilnehmer wissen, dass es in China zu einer Dominanz des Politischen über das Ökonomische gekommen ist. Das bedeutet natürlich auch, dass China nicht nur das macht, was wirtschaftlich am besten ist, sondern was politisch reinpasst", so Krämer. "Das bedeutet eben auch, dass viele Entscheidungen nicht mehr wirtschaftlich optimal sind. Das sieht man auch in den Statistiken zur Produktivität, die immens nachgelassen hat in China."
Börsen sackten ab
Auch der weltweite Ölpreis gab stark nach, ein Zeichen dafür, dass die Händler von einer geringeren Produktivität im Land ausgehen. Und an Chinas Börsen lässt das Vertrauen an die chinesische Wirtschaft nach. Nach Ende des Parteitags sacken die Börsen in Shanghai und Hongkong kräftig ab.