Stützung der Wirtschaft Chinas Notenbank senkt erneut Zinsen
Die People's Bank of China hat ein weiteres Mal zwei ihrer Leitzinssätze gesenkt. Mit den Zinssenkungen versucht die chinesische Notenbank, die schwächelnde Wirtschaft im Land anzukurbeln.
Chinas Zentralbank senkt die Zinsen, um, die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Die People's Bank of China reduzierte sowohl den wichtigen Zinssatz für einjährige Kredite um 0,05 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent als auch die für Immobilienkredite wichtige Fünfjahresrate um 0,15 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Das teilte die Notenbank mit.
Die Maßnahme soll die Banken dazu ermutigen, mehr Kredite zu günstigeren Zinssätzen zu vergeben, was wiederum die Konjunktur ankurbeln dürfte. Beide Zinssätze sind nun auf ihrem historischen Tiefstand. Der einjährige Zinssatz war zuletzt im Januar gesenkt worden, der fünfjährige im Mai.
Vor einer Woche hatte die chinesische Zentralbank bereits den Zinssatz für einjährige Refinanzierungsgeschäfte mit Banken gesenkt, um die Liquidität der Banken zu erhöhen. Der Referenzzins für einjährige Darlehen an Finanzinstitute fiel von 2,85 auf 2,75 Prozent. Auch der Schlüsselsatz für sogenannte Reverse-Repo-Geschäfte wurde gesenkt: Von 2,1 auf 2,0 Prozent.
Gegen den Trend hoher Inflation
Die Geldpolitik in China sticht derzeit im Vergleich zu anderen Staaten hervor. In den USA oder in der Eurozone heben die Notenbanken die Leitzinsen derzeit an, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. In China lag die Teuerungsrate im Juli bei 2,7 Prozent. In den USA waren die Verbraucherpreise im Juli auf 8,5 Prozent geklettert, in der Eurozone erreichten sie einen Rekordwert von 8,9 Prozent.
Angesichts der gegensätzlichen Entwicklung dürfte der Spielraum für die chinesische Geldpolitik Experten zufolge denn auch ein Stück weit begrenzt sein. So weckten die Zinserhöhungen insbesondere in den USA und in der Eurozone die Sorge, dass Kapital aus China abfließen und damit die chinesische Währung Yuan geschwächt werden könnte. Begrenzt werden die Möglichkeiten der chinesischen Notenbank auch durch die erhebliche Verschuldung vieler öffentlicher Unternehmen und der Provinzregierungen.
Corona-Maßnahmen und kriselnder Immobiliensektor
Die chinesische Wirtschaft leidet unter den strikten Corona-Maßnahmen wie Dauer-Lockdowns. Zahlreiche Millionenstädte wie etwa die Finanzmetropole Shanghai hatten besonders im Frühling strenge Maßnahmen verhängt, um die Verbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante zu verhindern. Die Jugendarbeitslosigkeit in China erreicht mit aktuell 20 Prozent ein Rekordhoch. Und auch der Immobilienmarkt in dem Land, der Schätzungen zufolge rund 30 Prozent des chinesischen BIP ausmacht, steht derzeit vor großen Problemen. Viele Häuser- und Wohnungskäufer weigern sich aktuell Kredite von gestoppten Bauprojekten zu bedienen.
Von April bis Juni ist die chinesische Wirtschaft nur um magere 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Das war der schwächste Anstieg seit Anfang 2020, als die Coronakrise die chinesische Wirtschaft lahmlegte und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 6,8 Prozent einbrach. In diesem Jahr soll das BIP nach dem Willen der Pekinger Führung um 5,5 Prozent zulegen, Experten zweifeln die Zielmarke an.