Nach Boeing-Absturz Europas Luftraum für 737 Max 8 gesperrt
Nach dem Absturz der Boeing 737 Max 8 in Äthiopien haben immer mehr Länder ein Startverbot für Maschinen dieses Typs verhängt. Nun hat auch die europäische Luftfahrtbehörde EASA nachzogen. Es sei eine "Vorsichtsmaßnahme".
Nach dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien wird der europäische Luftraum für Maschinen dieses Typs gesperrt. Die Ankündigung kam nur wenige Stunden, nachdem bereits mehrere EU-Länder ihren Luftraum für die Boeing-Maschinen gesperrt hatten, darunter auch Großbritannien und Deutschland.
Das Verbot gelte als "Vorsichtsmaßnahme" für die Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 8 und Boeing 737 Max 9, erklärte die EASA. Bei dem Absturz in Äthiopien an waren am Sonntag 157 Menschen ums Leben gekommen. Ein Flugzeug des gleichen Typs war bereits im Oktober in Indonesien abgestürzt.
Der Absturz in Äthiopien wird von den dortigen Behörden mit Unterstützung des National Transportation Safety Board untersucht, da das Flugzeug in den Vereinigten Staaten entwickelt und gebaut wurde. Die EASA bot dabei ihre Unterstützung an.
Wenig Auswirkungen auf deutsche Fluglinien
In Deutschland gilt das Verbot für drei Monate. Auf den Betrieb an den deutschen Flughäfen dürfte das Verbot nach Einschätzung des zuständigen Verbandes ADV aber keine allzu großen Auswirkungen haben. "Bei uns herrscht keine Krisenstimmung wegen dieses Fliegers", sagte Hauptgeschäftsführer Ralf Beisel. Deutsche Fluggesellschaften nutzen den in Äthiopien verunglückten Typ bislang noch gar nicht, die Tuifly sollte in diesen Tagen eine erste Maschine erhalten.
Zweifel in China
Zuvor hatten bereits mehrere Länder und Airlines die Boeing 737 Max 8 gestoppt und ihren Luftraum für Maschinen dieses Typs gesperrt, darunter Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, die Vereinigten Arabischen Emirate und. Die Volksrepublik China ist einer der wichtigsten Abnehmer für den Boeing-Verkaufsschlager und ist angesichts des Absturzes eines Lion-Air-Flugs im Oktober in Indonesien skeptisch. Die chinesische Luftfahrbehörde CAAC verbot den heimischen Luftlinien Starts und Landungen mit Maschinen des Typs und verwies in ihrer Begründung darauf, dass es bei beiden Unglücken "gewisse Ähnlichkeiten" gegeben habe. Beide Flüge waren bei guten Wetterverhältnissen kurz nach dem Start in Schwierigkeiten gekommen. Ein möglicherweise ähnlicher Fehler in der Elektronik kann bislang nicht ausgeschlossen werden.
Einer der wichtigsten Abnehmer Boeing 737 Max 8 ist China.
Auch Australien, Neuseeland, Indien oder Mexiko ordneten inzwischen ein Start- und Landeverbot an. Sie alle haben Bedenken, weil gleich zwei neue Maschinen des Typs innerhalb eines halben Jahres verunglückten. Auf dem Flughafen Singapur - einem der größten weltweit - dürfen bis auf Weiteres keine Passagiermaschinen des Typs Boeing 737 Max 8 mehr starten und landen.
Länder, die ein Startverbot verhängt haben:
Deutschland, Türkei, Indien, Thailand, Ägypten, China, Indonesien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Irland, die Niederlande, Singapur, Australien, Malaysia, Oman, Ägypten, der Libanon, Kosovo, Hongkong, Kanada
Airlines, die auf den Einsatz vorerst verzichten:
Norwegian Airlines, Ethiopian Airlines, die mexikanische Aeroméxico, Aerolíneas Argentinas, Icelandair, Cayman Airways aus der Karibik, die südkoreanische Airline Eastar, die brasilianische Gesellschaft Gol und Südafrikas Comair,
US-Behörden zweifeln nicht an Flugtauglichkeit
Die US-Behörden stärkten Boeing dagegen den Rücken. Die amerikanische Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA bescheinigte der 737 Max 8 am Abend ungeachtet des Absturzes zweier Maschinen erneut die Flugtauglichkeit. Es gebe derzeit "keine Grundlage" für ein vorübergehendes Flugverbot, erklärte FAA-Chef Daniel Elwell. Gleichzeitig fordert die Behörde den Flugzeugbauer aber zu Änderungen an Maschinen dieses Typs auf. Nötig seien unter anderem Änderungen an der Software und am Kontrollsystem MCAS. Dafür setzte die FAA dem Unternehmen eine Frist bis Ende April.
Boeing-Chef Dennis Muilenburg hat derweil in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump abermals versichert, dass das Flugzeugmodell sicher sei, teilte der US-Flugzeugbauer am Dienstagabend mit.
Dem ehemaligen Chef der US-Transportbehörde NTSB, Jim Hall, reicht das nicht. "Ich denke, Boeing sollte die Flugzeuge freiwillig am Boden lassen und zeigen, dass Sicherheit an erster Stelle steht - auch mit Blick auf die Zukunft dieses Flugzeugs." Mit dieser Haltung ist er nicht allein: Mary Schiavo, die Ex-Generalinspekteurin des US-Verkehrsministeriums sagte auf CNN, dass "in der Luftfahrtbranche die Alarmglocken schrillen".
Die Boeing 737 ist das meistverkaufte Verkehrsflugzeug weltweit, die 737 Max ist das neueste Modell. Nach dem Erstflug im Januar 2016 hatte der US-Flugzeugbauer vor zwei Jahren die ersten Maschinen der Version Max 8 mit besonders spritsparenden Motoren ausgeliefert. Daneben gibt es noch die Versionen Max 7, 9 und 10, die allerdings deutlich weniger beliebt sind.
Auch Tuifly reagiert
Mittlerweile lässt auch die deutsch-britische Fluggesellschaft Tuifly ihre Boeing 737 Max 8 vorerst am Boden. Laut einem Tuifly-Sprecher hat die Fluggesellschaft insgesamt 15 Maschinen des Typs, die in Großbritannien und den Benelux-Staaten stationiert sind.
In Deutschland steht die Einführung der jüngsten Version des Boeing-Verkaufsschlagers erst im April an. Die Übergabe der ersten Maschine erfolgt diese Woche. Bei bisher 6500 Flügen hätten die Tui-Piloten bisher keine Probleme gehabt, erklärte der Konzern.
Boeing hat "volles Vertrauen"
Der US-Flugzeugbauer Boeing beharrt auf der Sicherheit seiner nach zwei Abstürzen innerhalb eines halben Jahres stark in die Kritik geratenen Baureihe 737 Max. "Wir haben volles Vertrauen in die Sicherheit", teilte der Konzern mit. Boeing äußerte aber nach etlichen Startverboten weltweit Verständnis dafür, dass Aufsichtsbehörden und Airlines "Entscheidungen treffen, die sie am angemessensten für ihre Heimatmärkte halten".
Das Unternehmen arbeite weiter mit Regulierern und Kunden zusammen, damit diese die nötigen Informationen erhielten, um Vertrauen in den Betrieb der Flotte zu haben.
Zuvor hatte Boeing angekündigt, die 737 Max 8 zu überarbeiten. In einer Mitteilung in der Nacht erklärte das US-Unternehmen, man werde in den kommenden Wochen das sogenannte Maneuvering Characteristics Augmentation System aktualisieren. Außerdem werden das Training der Crews und die Handbücher angepasst.
In den vergangenen Monaten habe Boeing ein verbessertes Kontrollprogramm entwickelt, um "ein bereits sicheres Flugzeug noch sicherer zu machen", teilte das Unternehmen mit. Einen Zusammenhang zwischen Software-Update und dem Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine stellte das Unternehmen jedoch nicht her.