Mit neun Jahren Verspätung Hauptstadtflughafen BER eröffnet
Der Bau des neuen Hauptstadtflughafens war geprägt von Pannen, Pfusch und Kostenexplosionen. Mit neun Jahren Verspätung ist der BER nun endlich in Betrieb gegangen - und nicht einmal bei der Eröffnungszeremonie lief alles glatt.
Mit neun Jahren Verspätung ist der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet worden. Zwei Flugzeuge von Easyjet und Lufthansa brachten die ersten Passagiere zum neuen Terminal. Aus Sicherheitsgründen landeten die Flugzeuge nicht wie geplant parallel auf beiden Start- und Landebahnen, sondern mit einem Abstand von gut vier Minuten auf der Nordbahn. Leider habe das Wetter nicht mitgespielt, sagte Patrick Muller, am BER verantwortlich für die Abläufe.
Wegen der Corona-Krise werden in den nächsten Wochen nur wenige tausend Passagiere pro Tag im neuen Flughafen erwartet. Die Sondermaschinen von Easyjet und Lufthansa brachten geladene Gäste zum neuen Terminal. An diesem Sonntag sollen am BER dann die ersten Fluggäste regulär einchecken.
Mit einer bescheidenen Zeremonie wurde der BER eröffnet.
Baukosten verdreifachten sich
Mit der Eröffnung des BER wird der Luftverkehr Berlins und Brandenburgs 30 Jahre nach der Wiedervereinigung am Standort des früheren DDR-Flughafens Schönefeld konzentriert. Der Innenstadtflughafen Tegel schließt. Dort soll am 8. November die letzte Maschine abheben.
Der Bau des BER war geprägt von Planungsfehlern, technischen Problemen und Baumängeln. Sechs Mal wurde die Eröffnung verschoben. Die Kosten für den Bau und den Schallschutz der Anwohner verdreifachten sich auf rund sechs Milliarden Euro.
Jahrelanger Streit und Proteste
Berlin, Brandenburg und der Bund hatten sich 1996 entschieden, den Flughafen am Rande der Hauptstadt auszubauen. Die Wahl des Standorts löste im dicht besiedelten Umland Proteste und jahrelangen Streit um die Flugrouten aus.
Die Schließung Tegels soll jetzt Hunderttausende von Fluglärm entlasten und Platz schaffen für einen Forschungs- und Gewerbestandort. Zur Sicherheit bleibt der Flughafen im Westen der Stadt aber noch ein halbes Jahr betriebsbereit. Der Traditionsflughafen Tempelhof ist schon seit 2008 geschlossen, das Gelände ist als Park für die Bürger geöffnet.
Vor allem Brandschutz problematisch
Das Terminal des früheren Zentralflughafens der DDR in Schönefeld bleibt vorerst als Teil des BER erhalten. Vom alten Flughafen übernimmt der BER auch eine Start- und Landebahn. Die neue zweite Bahn geht am 4. November in Betrieb, dann gilt an dem Standort erstmals ein Nachtflugverbot.
Der Bau des neuen Terminals war durch den Verzicht auf einen Generalunternehmer und zahlreiche Umplanungen außer Kontrolle geraten. 2012 wurde die Eröffnung wenige Wochen vor dem Termin abgesagt. Die folgenden Arbeiten kamen einer Sanierung des Neubaus gleich. Jahrelang wurde umgebaut, vor allem beim Brandschutz.
Ausgelegt für bis zu 41 Millionen Passagiere
Bereits seit vergangener Woche ist das Regierungsterminal auf dem BER-Gelände in Betrieb. Ein weiteres Fluggastterminal ist fertig, soll wegen des coronabedingten Einbruchs der Passagierzahlen aber erst nächstes Jahr in Betrieb gehen. Zusammen fassen die drei BER-Terminals nach Betreiberangaben bis zu 41 Millionen Fluggäste im Jahr. Der Wirtschaftsplan geht für nächstes Jahr von etwa 18 Millionen aus, halb so viele wie 2019.