Nach Notfall-Kredit der Bank of England Kunden stürmen Filialen der Northern-Rock-Bank
Tausende Briten haben stundenlang vor den Filialen der Northern-Rock-Bank Schlange gestanden, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen. In zwei Städten musste die Polizei eingreifen, um die Menschen zu beruhigen. Die Kunden fürchten um ihr Geld, nachdem die Bank in finanzielle Schieflage geraten war.
Aufgrund der Krise der britischen Hypothekenbank Northern Rock ist es zu Panik unter den Kunden gekommen. Vor vielen Filialen in ganz Großbritannien bildeten sich lange Schlagen von besorgten Kontoinhabern, die ihr Geld in Sicherheit bringen wollten. In Sheffield und Glasgow musste die Polizei einschreiten, um die Massen zu beruhigen.
Nach Angaben der "Financial Times" wurden dem Institut allein am Freitag rund eine Milliarde Pfund (1,44 Mrd Euro) entzogen. Das entspreche etwa vier Prozent der Einlagen. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass die Englische Notenbank dem angeschlagenen Baufinanzierer einen Notkredit gewährt hatte. Tausende stürmten daraufhin die Filialen, die Webseite des Unternehmens brach zeitweise zusammen. Der Aktienkurs von Großbritanniens fünftgrößtem Baufinanzierer fiel um mehr als 30 Prozent.
Bank of England musste einspringen
Northern Rock ist die erste britische Bank, die infolge der Krise am US-Hypothekenmarkt in Bedrängnis geraten ist. Da die Bank am Finanzmarkt nicht ausreichend Mittel bekam, musste die Bank of England erstmals seit Jahrzehnten mit einem Notfall-Kredit einspringen. Allerdings habe Northern Rock die zur Verfügung gestellte Kreditlinie bisher nicht in Anspruch nehmen müssen, teilte die Bank mit.
Wegen einer vergleichsweise geringen Höhe an Kundeneinlagen ist die Bank auf Mittel angewiesen, die sich Institute untereinander am Geldmarkt leihen. Dort sind die Zinsen in den vergangenen Wochen aber auf das höchste Niveau seit neun Jahren gestiegen, da die Banken wegen der allgemeinen Unsicherheit nur noch zögerlich Geld verleihen. Dies trieb die Finanzierungskosten für Northern Rock enorm in die Höhe und führte letztlich zu dem Engpass. Finanzminister Alistair Darling und die Aufsichtsbehörden versuchten nervöse Anleger und Sparer zu beruhigen und versicherten, das britische Bankensystem insgesamt sei intakt.