EU-Währungskommissar sieht Krise noch nicht überwunden Almunia fordert frisches Kapital für Banken
Wegen der Finanzkrise benötigen nach Einschätzung der EU-Kommission mehrere Banken frisches Geld. Wettbewerbskommissar Almunia fordert deshalb, die Sonderregeln, die staatliche Beihilfen in der Krise erleichtern, zu verlängern. Die angeschlagenen französischen Banken geraten indes weiter unter Druck.
Die Euro-Schuldenkrise wird nach Einschätzung von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia mehr Banken als bisher erwartet zur Aufnahme frischen Kapitals zwingen. Die Lücke gehe über die neun Banken hinaus, die bei den europaweiten Stresstests im Juli durchgefallen waren und nun ihr Eigenkapital aufstocken müssten, so Almunia.
"Leider, da die Schuldenkrise sich verschlimmert, könnten mehr Banken eine Rekapitalisierung benötigen", erklärte der Kommissar. An den Finanzmärkten kursieren schon länger Befürchtungen, dass eine Pleite des Schuldensünders Griechenland enorme Löcher in die Bilanzen europäischer Geldhäuser - vor allem in Frankreich und Italien - reißen könnte.Die Schuldenkrise müsse so schnell wie möglich überwunden werden, sagte Almunia. "Ohne rasche Lösung wird die Rechnung am Ende immer größer, und die Banken werden nicht in der Lage sein, ihre Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Wirtschaft zu spielen", warnte er.
Staatsbeihilfen sollen verlängert werden
Almunia bekräftigte, dass die Kommission die Sonderregeln zu Staatsbeihilfen im Bankensektor nicht wie geplant Ende des Jahres auslaufen lässt, sondern verlängern wird. Die derzeitige Lage der Banken erfordere dies. Staatsbeihilfen sollten aber nur als letztes Mittel zum Einsatz kommen. In erster Linie müssten die Banken versuchen, sich das Kapital am Markt zu beschaffen.
Bereits vor Wochen hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) an der Stabilität europäischer Banken gezweifelt. Der IWF schätzte die Lücken bei europäischen Kredithäusern wegen der Schuldenkrise auf rund 200 Milliarden Euro. Diese Summe ergebe sich, wenn die Geldhäuser ihre Anleihen aus den Krisenstaaten zu Marktpreisen bewerteten, hieß es.
Französische Banken weiter unter Druck
Indes gerieten die französischen Banken geraten wegen ihres Griechenland-Engagements weiter unter Druck. Die Bank of China, eine der vier großen Geschäftsbanken des Landes, setzte bestimmte Geschäfte mit den drei größten Banken Frankreichs aus, wie die Wirtschaftszeitung "21 Shiji Jingji Baodao" unter Berufung auf Händler berichtete. Zudem gab es Gerüchte, dass Siemens Geld aus Frankreich abgezogen und es bei der Europäischen Zentralbank deponiert habe.
Wegen ihrer griechischem Staatsanleihen sind die französischen Großbanken in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten. In der vergangenen Woche hatte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der Société Générale und der Crédit Agricole jeweils um eine Stufe heruntergesetzt.