Halbjahresbilanz Bahn auf Wachstumskurs
Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2010 deutliche Zuwächse verzeichnet. Das Unternehmen machte nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Gewinnplus von 26,1 Prozent. Wegen der laufenden Tarifverhandlungen muss die Bahn allerdings in nächster Zeit mit Streiks rechnen.
Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2010 ein Plus vor Steuern und Zinsen von 26,1 Prozent gemacht. Das Unternehmen wies nach eigenen Angaben in diesem Zeitraum einen Gewinn von 846 Millionen Euro aus. Den Umsatz steigerte der Konzern auf 16,1 Milliarden Euro, 12,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Unter dem Strich verdiente der Konzern von Januar bis Juni 392 Millionen Euro. Das sind 28,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2009, wie die Bahn in Berlin mitteilte. Die Deutsche Bahn erwarte im Gesamtjahr 2010 einen Umsatz von bis zu 32 Milliarden Euro, sagte Finanzvorstand Richard Lutz. Dies wäre ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber 2009.
"Wir sind zurück auf Wachstumskurs", sagte Bahnchef Rüdiger Gruber. Die Zuwächse seien aber nicht nur der anziehenden Konjunktur zu verdanken. "Mit den Maßnahmen zur Verbesserung unserer Kostenstrukturen haben alle Führungskräfte und Mitarbeiter wesentlich zu diesen guten Zahlen beigetragen." Angesichts der Pannenserie der vergangenen Monate - defekte Klimaanlagen in ICE-Zügen und Verspätungen auf vielen Strecken - kündigte Grube an, die Bahn werde in den kommenden Jahren Maßnahmen auf den Weg bringen, um die Qualität zu verbessern.
Gute Geschäfte im Güterverkehr
Profitieren konnte die Bahn nach eigenen Angaben vor allem vom Güterverkehr, der mit dem Ende der Wirtschaftskrise wieder deutlich anzieht. Die Menge der beförderten Güter stieg demnach um 40,1 Prozent auf 203 Millionen Tonnen. Auch in den Bereichen Spedition und Logistik, bei der Luftfracht und der Seefracht ging es deutlich bergauf. Der Güterverkehr war in der Krise massiv eingebrochen.
Im Personenverkehr war die Entwicklung unterschiedlich: Insgesamt stieg die Zahl der Passagiere in den Zügen und Bussen der Deutschen Bahn sehr leicht auf 1,36 Milliarden. Im Verkehr auf der Schiene sank die Zahl allerdings: Nachdem die Bahn einige Ausschreibungen im Konkurrenzkampf mit privaten Betreibern verloren hatte, nutzten vor allem weniger Menschen die Regionalzüge des Konzerns.
Die Menge der beförderten Güter stieg im ersten Halbjahr 2010 um 40,1 Prozent auf 203 Millionen Tonnen.
Streikdrohung noch nicht aus der Welt
Zu den laufenden Tarifverhandlungen sagte Bahnchef Rüdiger Grube, es zeichne sich inzwischen eine gewisse Bereitschaft aller Bahnunternehmen ab, in Gespräche über eine branchenübergreifende Lösung mit den Gewerkschaften einzutreten. "Das macht uns sehr zuversichtlich, auf dem Verhandlungsweg zu einem tragfähigen Ergebnis zu kommen, und zwar auch ohne Streiks." Die Gewerkschaften haben mit Arbeitsniederlegungen gedroht.
Die Gewerkschaften Transnet und GDBA verlangen für rund 165.000 Beschäftigte Einkommensverbesserungen im Volumen von sechs Prozent. Außerdem streben sie einen Branchentarifvertrag für den Regionalverkehr an, wo Konkurrenzunternehmen und Tochtergesellschaften der Deutschen Bahn schlechter bezahlen als der Mutterkonzern. Heute sprechen Transnet und GDBA mit Vertretern großer privater Eisenbahnbetreiber über mögliche Branchentarife.