Insolvenzverwalter gibt Einschätzung Karstadt schafft Weihnachtsgeschäft aus eigener Kraft
Die Kaufhauskette Karstadt steht offenbar besser da, als von vielen befürchtet. Der Insolvenzverwalter der Karstadt-Mutter Arcandor sagte, es seien keine Großkredite notwendig. Das Weihnachtsgeschäft sei gesichert und der Juni-Umsatz liege höher als vor einem Jahr.
Der insolvente Handels- und Touristikkonzern Arcandor sieht die Liquidität seiner Karstadt-Warenhäuser vorerst gesichert. "Die Finanzierung des Weihnachtsgeschäftes trauen wir uns im Rahmen der bestehenden Verträge zu", sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in Essen bei einer ersten Zwischenbilanz für den Arcandor-Konzern.
Juni-Umsatz bei Karstadt über Vorjahresniveau
Im Juni liegt die zu Arcandor gehörende Warenhauskette nach Görgs Angaben beim Umsatz über dem Wert des Vorjahres und über Plan. Die Kunden hielten die Treue, sagte Görg. Am kommenden Montag sei ein Treffen mit den Vermietern der Karstadt-Warenhäuser geplant.
Keine "Blitz-Verkäufe" geplant
Beim Mutterkonzern Arcandor konzentriert sich der Insolvenzverwalter nach eigenen Angaben derzeit auf die Stabilisierung der Geschäftsabläufe. Noch in dieser Woche stünden Gespräche mit den Banken bevor, sagte Görg. Pläne für eine Zerschlagung des Unternehmens oder für "Blitz-Verkäufe" verfolge er im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens nicht. Mit einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei voraussichtlich bis Ende August zu rechnen. "Im Fokus steht das operative Geschäft", sagte Görg."Ob und in welcher Höhe wir Beiträge der Anteilseigner zur Restrukturierung der Arcandor-Gruppe benötigen", werde sich zeigen.
Unterdessen meldete Arcandorfür drei weitere Tochtergesellschaften Insolvenz beim Amtsgericht Essen an. Das teilte ein Unternehmenssprecher mit. Dabei handele es sich um Primondo Marketing Solutions GmbH, SB-Gross Handels-GmbH sowie den IT-Dienstleister Itellium Systems & Services GmbH. Insgesamt sei bisher für 24 Einzelgesellschaften von Arcandor beim Essener Amtsgericht ein Antrag auf Eröffnung einer Insolvenz eingereicht worden. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter im Arcandor-Konzern liege derzeit bei 39.310, sagte der Sprecher. Er korrigierte damit Angaben vom Mittwoch, wonach 50.000 Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen seien.
Die profitable Tourismus-Tochter Thomas Cook sei nicht von der Insolvenz betroffen. Arcandor hatte den Mehrheitsanteil an Thomas Cook jedoch zu großen Teilen an Banken verpfändet.