Warnstreik Streik im Nahverkehr - was heute fährt, was nicht
Der Warnstreik im ÖPNV läuft. Viele Arbeitnehmer und Schüler sind auf Busse und Bahnen angewiesen. Darf man auf der Arbeit oder in der Schule fehlen, wenn der Nahverkehr still steht - und welche Ausweichmöglichkeiten gibt es? Ein Überblick.
Millionen Menschen nutzen täglich Busse, Tram- und U-Bahnen. Heute dürfte in den meisten Städten das Fahrrad oder das Auto die bessere Wahl sein - denn nach Zugausfällen und gestrichenen Flügen bleiben jetzt Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen vielerorts in den Depots. Die Beschäftigten im ÖPNV wollen so bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen, in einigen Bundesländern geht es auch um mehr Geld.
Was steht still und welche Bahnen und Busse fahren?
In mehr als 80 Städten fahren absehbar so gut wie keine Busse, U-Bahnen und Tram-Bahnen. Nur wenige Busse, die ohnehin von privaten Subunternehmen auf Linien der Verkehrsbetriebe unterwegs sind, können fahren. Nicht betroffen von dem Warnstreik ist der Bahnverkehr wie Regionalzüge, S-Bahnen und Fernverkehr. Die Gewerkschaft ver.di hat eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 90.000 Beschäftigte in mehr als 130 kommunalen Nahverkehrsbetrieben zum Warnstreik aufgerufen.
Meist wird ganztägig gestreikt. Die Arbeitsniederlegungen haben in der Regel am Freitagmorgen mit dem Schichtbeginn zwischen 3 und 4 Uhr begonnen. Sie könnten sich bei Betrieben mit Nachtschichten bis in den Samstag hineinziehen. Beim größten deutschen Nahverkehrsunternehmen, den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), endet der Ausstand schon um 10 Uhr.
Gestreikt wird in allen Bundesländern - außer in Bayern, dort laufen aktuell keine Tarifverhandlungen für den Nahverkehr.
Wo gibt es Informationen über Ausfälle?
Die kommunalen Verkehrsbetriebe informieren im Internet und in ihren Apps über den Warnstreik und dessen Auswirkungen. Sie verweisen auch auf die Fahrplanauskunft. An Haltestellen mit Anzeigetafeln sollen ebenfalls Informationen angezeigt werden.
Darf ich wegen des Warnstreiks auf der Arbeit oder in der Schule fehlen?
Nein. Das sogenannte Wegerisiko trägt der Arbeitnehmer. Frühzeitige Absprachen mit dem Arbeitgeber sind auf jeden Fall von Vorteil - etwa über einen möglichen Wechsel ins Homeoffice für diesen Tag oder auch über den Abbau von Überstunden.
Für Schüler gilt in solchen Fällen weiterhin die Schulpflicht, wie etwa das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen mitteilte. Eltern müssten dafür sorgen, dass die Kinder zur Schule kommen. Einige Schulen etwa in Berlin und Brandenburg wollten die für Freitag geplanten Zeugnisausgaben um einen Tag vorziehen.
Wie komme ich am Freitag von A nach B?
Nicht betroffen vom Warnstreik im Nahverkehr sind Züge der Deutschen Bahn und privater Verkehrsunternehmen. Vor allem in den Großstädten lohnt sich deshalb eine Fahrplan-Recherche. Mit S-Bahnen und Regionalbahnen kann man vielerorts mit etwas Planung auch innerstädtische Ziele erreichen - oder zumindest in die Nähe gelangen. Voraussichtlich werden die Bahnen voller als an gewöhnlichen Tagen sein. Deshalb sollte man mehr Zeit einplanen.
Heute werden Tausende Menschen aufs Fahrrad umsteigen. Allzu unangenehm wird der Weg zur Arbeit voraussichtlich nicht. Für die Jahreszeit soll es nach aktuellen Prognosen in weiten Teilen des Landes relativ mild bleiben. Wer beispielsweise mit der Deutschen Bahn in eine andere Stadt pendelt, kann sich am Zielbahnhof meist ein Fahrrad oder einen E-Scooter ausleihen.
Wer auf das Auto umsteigen will, muss sich auf Behinderungen einstellen. Zumindest in den Morgenstunden könnte es auf den innerstädtischen Hauptstrecken voll werden. Fahrgemeinschaften, Rufbusse und Carsharing-Dienste sind eine Option.
Worum geht es in dem Tarifkonflikt?
In den meisten Bundesländern geht es um die Arbeitsbedingungen: Ver.di fordert kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Damit sollen die Beschäftigten entlastet und der Beruf attraktiver werden.
Die Arbeitgeber etwa in Nordrhein-Westfalen argumentieren dagegen, dass ein zusätzlicher freier Tag letztlich zu einer Mehrbelastung der vorhandenen Beschäftigten führen würde. Auch kritisieren sie den Warnstreik kurz nach dem Verhandlungsstart als überzogen.
In Brandenburg, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird auch über höhere Löhne und Gehälter verhandelt. In Brandenburg fordert ver.di 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro - mehr für die Beschäftigten. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll laut ver.di ein Jahr betragen. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt.
Drohen in den kommenden Wochen weitere ÖPNV-Warnstreiks?
Ja, weitere Warnstreiks sind vor allem in den Bundesländern wahrscheinlich, in denen über höhere Entgelte verhandelt wird. Es ist auch gut möglich, dass ver.di erneut eine bundesweit koordinierte Arbeitskampf-Aktion startet. Weitere Warnstreiks sind in einem Bundesland erst dann ganz sicher ausgeschlossen, wenn dort neue Tarifverträge unterzeichnet wurden. Konkrete Ankündigungen für weitere Warnstreiks im ÖPNV gibt es aber bisher nicht.
Quelle: dpa