Warnstreik der Luftsicherheitskräfte Nachwehen des Ausstands an den Flughäfen
Es ging nicht mehr viel an deutschen Flughäfen. Wegen der Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte wurden am Donnerstag rund 1.100 Flüge gestrichen. Verzögerungen sind weiter möglich. Parallel streiken Boden-Crews in Hamburg.
Ein Warnstreik der Luftsicherheitskräfte hat am Donnerstag die Pläne Tausender Passagiere durchkreuzt. Dem Flughafenverband ADV zufolge mussten mehr als 200.000 Menschen ihre Reisepläne ändern, weil rund 1.100 Flüge streikbedingt abgesagt wurden.
Bereits vor dem geplanten Ende des Ausstandes legte die Gewerkschaft ver.di am Flughafen Hamburg nach, wo für diesen Freitag die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste zum Warnstreik aufgerufen wurden. Hier drohen erneut Flugausfälle.
Außerdem fahren am Freitag in vielen Städten keine öffentlichen Busse und Bahnen, weil die Fahrerinnen und Fahrer ebenfalls nach einem Aufruf von ver.di die Arbeit niederlegen.
Warnstreik heute für 900 Beschäftigte in Hamburg
Für den Hamburger Flughafen hatte die Gewerkschaft ver.di die Bodenverkehrsdienstleister aufgerufen, von drei Uhr bis kurz vor Mitternacht ihre Arbeit niederzulegen. Die Folgen für Passagiere sollten sich nach Angaben des Flughafens in Grenzen halten. Am Morgen waren zunächst fünf Abflüge und drei Ankünfte gestrichen, wie aus der Webseite des Flughafens hervorgeht. Dabei geht es in der Mehrheit um Flüge von und nach Helsinki und München.
Am Hamburg Airport waren für Freitag ursprünglich 135 Abflüge und 132 Ankünfte mit mehr als 37.000 Passagieren geplant. Am Flughafen sind die Beschäftigten der Dienstleister Groundstars, Stars und Cats zum Warnstreik aufgerufen. Diese sind laut Gewerkschaft unter anderem für Be- und Entladung der Flugzeuge, Bereitstellung technischen Geräts, Zurückschieben der Flugzeuge, Gepäckabfertigung, Flugzeug-Enteisung sowie Innenreinigung der Maschinen zuständig.
Mit dem Warnstreik will ver.di den Forderungen für rund 900 Beschäftigte Nachdruck verleihen. Dazu zählen eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro und eine Anhebung der Löhne um 200 Euro und 5,5 Prozent rückwirkend zum 1. Januar. Der nächste Verhandlungstermin sei für den 19. Februar angesetzt.
Höhere Gehälter für Sicherheitsdienstleister gefordert
Zum gestrigen Streiktag wurden an Flughäfen wie Hannover, Stuttgart, Berlin oder Hamburg sämtliche Abflüge gestrichen, die Landungen ausgedünnt. In den Terminals war es den Betreibern zufolge sehr ruhig, weil die Passagiere vorab informiert waren. In Nordrhein-Westfalen wurde fast das komplette Programm für Köln-Bonn abgesagt, während in Düsseldorf noch 189 von 290 geplanten Starts und Landungen stattfinden konnten.
Am Frachtdrehkreuz Köln stauten sich die Lastwagen, deren Ladungen nicht kontrolliert und abgefertigt werden konnten. "Die beiden einzigen Flughäfen, an denen sie eine Flugreise antreten können, sind München und Nürnberg", warnte die Lufthansa ihre Gäste. Insgesamt hatte ver.di die Beschäftigten an elf Flughäfen aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen, um höhere Gehälter für die rund 25.000 Mitarbeiter privater Sicherheitsdienstleister durchzusetzen, die im Auftrag der Bundespolizei oder des Flughafens Passagiere, Personal und Gepäck kontrollieren.
Im Bundesland Bayern sind diese Kräfte im Öffentlichen Dienst angestellt, für den ein anderer Tarifvertrag gilt. Auch an kleineren, nicht von Lufthansa angeflogenen Flughäfen, gab es am Donnerstag Starts anderer Gesellschaften. Teilweise hatten Fluggesellschaften ihre Abflüge auf benachbarte, nicht bestreikte Airports verlagert. Am meisten Betrieb war noch am Frankfurter Flughafen, wo laut Betreiber Fraport von 1.120 an diesem Tag geplanten Flugbewegungen 325 bis zum Donnerstagnachmittag abgesagt waren.
Die Lufthansa hatte angekündigt, den Großteil seines Programms in Frankfurt einschließlich der Fernflüge insbesondere für die Umsteiger aufrechtzuerhalten. Zusteigen konnte man am größten deutschen Airport hingegen nicht.
Auch heute noch Verzögerungen in Frankfurt
Im Transitbereich gab es nach Angaben eines Fraport-Sprechers keine Unregelmäßigkeiten. Hier mussten einige Umsteiger nachkontrolliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsländern nach Frankfurt geflogen sind. Hierfür gab es einen vereinbarten Notdienst. Auch an den Umbuchungsschaltern im öffentlichen Terminalbereich bildeten sich Schlangen, obwohl Fraport von einer Anreise an den Flughafen abgeraten hatte. Für den Betriebsstart heute Morgen rechnete der Flughafenbetreiber mit einigen Verzögerungen, weil die Prozesse wieder anlaufen müssten und nach dem Streik mehr Reisende unterwegs seien.
Bei einer Kundgebung vor dem Frankfurter Terminal riefen etwa 300 Menschen: "Wir sind es wert - 2,80 Euro." Diese Stundenlohnerhöhung fordert ver.di pauschal mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde. "Ich denke, das ist ein deutliches Zeichen für einen vernünftigen Abschluss in der nächsten Woche", sagte ver.di-Sekretär Mathias Venema. Dann würde auch niemand mehr fragen, warum man die Republik lahmlege. Wenn allerdings kein Tarifabschluss zustande komme, "müssen wir es halt wieder tun", so der Gewerkschafter.
Nächste Verhandlungsrunde am 6. Februar
Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben für dieses Jahr vier Prozent und für das kommende Jahr drei Prozent mehr Geld angeboten. Der Streik sei völlig unangemessen, sagte BDLS-Verhandlungsführer Frank Haindl. Es liege ein diskussionsfähiges Angebot auf dem Tisch. Beide Seiten müssten zudem über Eckpunkte einer Schlichtungsvereinbarung sprechen - für den Fall, dass es am Verhandlungstisch keine Lösung gebe, sagte Haindl. Es müsse verhindert werden, dass es zu ausufernden Streiks wie bei der Deutschen Bahn komme. Am 6. Februar soll weiterverhandelt werden.