Personalmangel in Deutschland Ohne ausländische Pflegekräfte geht nichts mehr
Ohne ausländische Beschäftige würde das Pflegesystem wohl zusammenbrechen, das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Der Zuwachs des Fachpersonals durch ausländische Kräfte steigt dabei deutlich an.
Viele Länder in Europa haben aufgrund einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung einen wachsenden Bedarf an Pflegekräften - Deutschland ist da keine Ausnahme. Die Pflegebranche in Deutschland leidet schon sei Jahren unter dem Personalmangel.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt nun, dass das Pflegesystem in Deutschland ohne ausländische Beschäftige wohl zusammenbrechen würde. Denn zum einen kommt bereits jede sechste Pflegekraft aus dem Ausland.
Zum anderen wird seit 2022 das Beschäftigungswachstum in der Pflege nur noch von ausländischen Beschäftigten getragen. Die Zahl deutscher Pflegekräfte sinkt hingegen. Unter diesen befänden sich mittlerweile deutlich mehr ältere als jüngere Beschäftige, sagte IAB-Forscher Holger Seibert. "Viele von ihnen erreichen in den nächsten Jahren das Rentenalter."
Hoher Bedarf an Pflegekräften
Dabei ist der Bedarf riesig: Die Gesamtbeschäftigung in den Pflegeberufen stieg von 2013 bis 2023 um 26 Prozent. Ausländische Beschäftigte erzielten in diesem Zeitraum ein stark überproportionales Beschäftigungswachstum: in der Altenpflege um 273 Prozent auf fast 87.000 Personen.
Auch in der Krankenpflege war ein Plus von 109.000 Ausländern zu beobachten - damit steigerte sich ihr Beschäftigungsstand um 256 Prozent. In der Krankenpflege erhöhte sich der Anteil ausländischer an allen Pflegekräften in den zehn Jahren von 4,9 auf 14,5 Prozent. In den Altenpflegeberufen lag der Anteil 2023 mit 18,9 Prozent zwölf Prozentpunkte höher als noch 2013.
"Ausländische Pflegekräfte federn den demografisch bedingten Rückgang der deutschen Beschäftigten damit maßgeblich ab", sagte IAB-Forscher Seibert. Zugleich trügen sie dazu bei, dass der Arbeitskräftemangel in der Pflege nicht noch größer ausfalle und der Pflegebetrieb so aufrechterhalten werde.
Mehrheit aus Nicht-EU-Ländern
2023 waren mehr ausländische Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern als aus der EU in Deutschland tätig. Innerhalb der EU kommen sie oft aus Polen, Kroatien und Rumänien. Türken und Serben bilden eine große Gruppe unter den Pflegekräften aus Drittstaaten. Aus Ländern mit Anwerbevereinbarungen kommen besonders viele Kräfte aus Bosnien-Herzegowina, den Philippinen, Indien, Tunesien und Vietnam.
Konkurrenzkampf um Pflegekräfte
Bedingt durch den demografischen Wandel stehen bereits heute viele Pflegeeinrichtung in Konkurrenz um ausländische Mitarbeitende. Denn viele Länder Europas stehen vor den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung. Deutschland werde auch weiterhin auf starken Zuzug von Pflegekräften aus dem Ausland angewiesen sein, zumal viele der deutschen Beschäftigten in den kommenden Jahren in Rente gehen dürften, urteilt das IAB.
"Neben erleichterten Zuwanderungsregeln für Arbeitskräfte, wird es auch um eine zügigere berufliche Anerkennung und höhere Wertschätzung der mitgebrachten Qualifikationen und Kompetenzen der Pflegekräfte aus dem Ausland gehen", betonte IAB-Forscherin Doris Wiethölter. "Generell brauchen wir eine verbesserte Willkommenskultur, um neue Beschäftigte auch langfristig in Deutschland halten zu können"