Vergleich in EU-Staaten Wo die Arbeitsstunde wenig kostet - und wo viel
Was kostet eine durchschnittliche Arbeitsstunde? In Deutschland waren es 2023 laut einer Studie 41,90 Euro. Im Vergleich der 27 EU-Staaten bedeutet das Platz fünf - was die Studienautoren für "relativ unproblematisch" halten.
Die Arbeitskosten in Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut deutlich angestiegen, wenn auch nicht so stark wie 2022. Grund dafür waren insbesondere höhere Löhne infolge der gestiegenen Kosten für Energie und Nahrungsmittel, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mit Verweis auf eine Studie ihres Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) mitteilte.
In Deutschland lag der Anstieg in der privaten Wirtschaft demnach bei durchschnittlich fünf Prozent. EU-weit stiegen die Arbeitskosten 2023 hingegen um 5,6 Prozent, in fast allen osteuropäischen EU-Ländern sogar zweistellig. Spitzenreiter waren Ungarn und Rumänien mit einem Plus von 17,3 Prozent.
9,20 Euro in Bulgarien - 53,60 Euro in Luxemburg
Die einzelne Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft war dort aber trotz des Anstiegs immer noch deutlich günstiger als im EU-Schnitt. Der liegt bei 31,60 Euro, in Ungarn kostete die einzelne Arbeitsstunde im Schnitt 13,30 Euro, in Rumänien 10,80 Euro. Am günstigsten war sie in Bulgarien mit 9,20 Euro.
In Deutschland schlug sie hingegen mit 41,90 Euro zu Buche. Damit lag die Bundesrepublik auf Position fünf in der EU. Spitzenreiter waren Luxemburg mit 53,60 Euro und Dänemark mit 50 Euro.
"Spielraum für Stabilisierung der Kaufkraft genutzt"
Zu den Arbeitskosten zählen in der Studie neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Das Institut nutzte dafür die neuesten verfügbaren Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat.
Das IMK bewertet die Steigerungsraten in Deutschland als "relativ unproblematisch". Ohne deutliche Anstiege der Löhne hätte die hohe Inflation 2022 und 2023 die Kaufkraft sonst auf längere Zeit schwer geschädigt, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Er rechnet mit weiteren deutlichen Lohnerhöhungen. Diese seien nötig, um die Nachfrage wieder nachhaltig in Schwung zu bringen.
"Keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale"
Der Spielraum für eine Stabilisierung der Kaufkraft sei in der Krise genutzt worden, "ohne Schieflagen an anderer Stelle zu verursachen". Denn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in Bezug auf die Lohnkosten sei stabil, so Dullien. "Wir liegen bei den Arbeitskosten wie vor den Krisen der vergangenen Jahre im oberen Mittelfeld Westeuropas und sehen etwa bei den Exporten eine wieder aufsteigende Linie."
Bei den Lohnstückkosten, die die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Produktivität setzen, gab es laut der Studie 2023 mit 6,6 Prozent ebenfalls einen deutlichen Anstieg, verursacht durch die hohe Inflation und eine schwache Produktivitätsentwicklung. Die kurzfristigen Anstiege gefährdeten die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft aber nicht, erklärten die Autoren der Untersuchung, Ulrike Stein und Alexander Herzog-Stein. Es gebe bislang keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale.