2,876 Millionen im Juli ohne Job Sommerpause treibt Arbeitslosenzahl nach oben
Zu Beginn der Hauptferienzeit ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland um 67.000 gestiegen. Im Juli waren damit offiziell 2,876 Millionen Menschen ohne Job. Das bedeutet erneut einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone erreichte dagegen eine Rekordmarke.
Die Zahl der Arbeitslosen ist zwischen Juni und Juli gestiegen. Im laufenden Monat seien 2,876 Millionen Menschen als arbeitslos registriert gewesen, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Das waren 67.000 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent.
Im Ferienmonat Juli steigen die Arbeitslosenzahlen üblicherweise, weil viele Arbeitgeber das Ende der Ferien abwarten, bevor sie neue Mitarbeiter einstellen und deren Verträge beginnen. Zudem melden sich zahlreiche junge Menschen zwischen ihrem Schulabschluss im Frühsommer und dem Beginn ihrer Ausbildung im Herbst arbeitslos. Unter Herausrechnung dieser jahreszeitlichen Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt um 7000.
Deutlich weniger Arbeitslose als vor einem Jahr
Im Vergleich zum Juli 2011 waren allerdings 63.000 Arbeitslose weniger registriert. Damit setzt sich der Trend eines anhaltenden Aufschwungs am Arbeitsmarkt fort. Die Verbesserung gegenüber den Vorjahresmonaten fällt allerdings seit Monaten immer geringer aus.
Ebenso wie die Arbeitslosenzahlen sank die sogenannte Unterbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahr, stieg aber zwischen Juni und Juli. Sie berücksichtigt neben den offiziell Arbeitslosen auch jene, die aufgrund verschiedener Fördermaßnahmen oder wegen Krankschreibungen aus der Statistik fallen. Für Juli gab die Bundesagentur für Arbeit die Unterbeschäftigung mit 3,847 Millionen an. Das war ein Plus von 33.000 gegenüber dem Vormonat und ein Minus von 224.000 im Vergleich zum Juli 2011.
Anstieg vor allem saisonal bedingt
Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, begründete den Anstieg der Arbeitslosigkeit mit saisonalen Gründen zu Beginn der Sommerpause. "Wir würden aufrichtig berichten, wenn die Krise da wäre", betonte Weise mit Blick auf mögliche Folge der Schuldenkrise für den Arbeitsmarkt. "Sie ist nicht da", betonte er. Es gebe keine Delle, die Grundtendenz sei im Juli weiter positiv. Allerdings berichtete Weise auch von Anzeichen einer schwächeren Entwicklung. Der Abbau der Arbeitslosigkeit verlangsame sich.
"Die Beschäftigung läuft - man kann schon sagen entgegen den Erwartungen - weiter gut", sagte Weise. Laut den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Juni auf den neuen Rekordwert von 41,6 Millionen. Das waren zugleich 492.000 mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem reguläre Stellen entstanden dabei. Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass im Mai 28,95 Millionen Menschen in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Dies bedeutet im Vorjahresvergleich einen Anstieg um 592.000.
Von der Leyen: "Arbeitsmarkt ist sehr robust"
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen betonte im ARD-Morgenmagazin, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass sich die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone in den Arbeitslosenzahlen niederschlage. "Erfreulicherweise ist der deutsche Arbeitsmarkt sehr gesund und sehr robust", sagte sie.
Die Dynamik beim Rückgang der Arbeitslosigkeit habe etwas abgenommen. Aber die Zahl der Erwerbslosen sei auf einem langjährigen Tiefstand, und es gebe immer noch viele offene Stellen. Auch Frühindikatoren wie Zeitarbeit und Kurzarbeit, die auf eine Krise hinweisen könnten, "sind vollständig unaufgeregt".
Arbeitslosigkeit in der Eurozone auf Rekordniveau
In den meisten Staaten der Eurozone entwickelte sich der Arbeitsmarkt deutlich schlechter als in Deutschland. Die EU-Statistikbehörde Eurostat veröffentlichte nun die Zahlen für Juni. Demnach waren in den 17 Ländern der Eurozone 17,8 Millionen Menschen ohne Job und damit mehr als je zuvor. Die Quote lag bei 11,2 Prozent. Wie schon in den Vormonaten wurden in Spanien mit 24,8 Prozent und in Griechenland mit 22,5 Prozent die höchsten Arbeitslosenquoten registriert.
Diese Zahlen sind aber nicht direkt mit den Angaben der Bundesagentur für Arbeit für Deutschland vergleichbar, weil sich die Definition von Arbeitslosigkeit deutlich unterscheidet. Eurostat legt die Definition der Internationalen Arbeitsagentur ILO zugrunde. Demnach waren in Deutschland im Juni 2,19 Millionen Menschen erwerbslos. Dies entsprach einer Quote von 5,2 Prozent.