Unlautere Vertriebsmethoden? Brüssel knöpft sich Apple vor
Ob Telekom, O2 oder Vodafone - wer als Mobilfunkanbieter etwas auf sich hält, bietet seinen Kunden das iPhone an. Dem Hersteller Apple erwächst daraus eine ungeheure Macht. Die EU-Kommission untersucht nun, ob der US-Konzern diese Position missbraucht.
Die EU-Wettbewerbsbehörde nimmt Apple wegen angeblich unlauterer Vertriebsmethoden ins Visier. Der Verdacht: Der US-Smartphone-Hersteller diktiere den Mobilfunkanbietern zu harte Bedingungen, wenn diese Apples iPhone vertreiben wollen. Ein solches Vorgehen würde unter Umständen gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen, weil es Konkurrenten von Apple - wie zum Beispiel Samsung - gezielt benachteilige.
Wie die "Financial Times" (FT) berichtet, geht es unter anderem um die Frage, ob der US-Hersteller von den Telekomkonzernen verlange, ihm eine Mindestzahl an iPhones abzukaufen. Zudem gebe es Hinweise, dass Apple den Mobilfunkanbietern teure Marketingmaßnahmen aufnötige. Angeblich fordert Apple in den Verträgen grundsätzlich, dass das iPhone mindestens so stark beworben werden muss wie die Smartphones der Konkurrenz.
Der "FT" zufolge hat die Brüsseler Kommission einen neunseitigen Fragebogen an verschiedene Telekomanbieter geschickt, um den Verdachtsmomenten nachzugehen. Allerdings befinden sich die Untersuchungen noch in einem sehr frühen Stadium. "Wir prüfen derzeit die Lage", sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia lediglich.
Warum Apple so mächtig ist
Wie wichtig die Frage für Apple ist, zeigt sich daran, dass die Amerikaner rund die Hälfte ihres Umsatzes aus den Verträgen mit den Mobilfunkfirmen generieren. Theoretisch könnten sich Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Vodafone zwar weigern, Geschäfte mit Apple zu machen. In der Praxis will es sich aber kein namhafter Telekomanbieter leisten, seinen Kunden keine Handys des US-Unternehmens anzubieten.
Mobilfunkanbieter haben in der Vergangenheit immer wieder über die vermeintlich strikten Vertriebsvorgaben von Apple geklagt. Bis vor wenigen Jahren konnten die Netzbetreiber weitgehend selbst entscheiden, welche Software auf ihren Geräten läuft und zu welchen Preisen sie verkauft werden. Seit Smartphones wie das iPhone bei vielen Kunden aber regelrechten Kultcharakter genießen, haben sich die Machtverhältnisse in der Branche klar zugunsten der Gerätehersteller verschoben.