Handelsstreit mit USA EU bietet Abschaffung von Industriezöllen an
In den festgefahrenen Handelsstreit mit den USA könnte Bewegung kommen. Laut Wirtschaftsminister Altmaier ist die EU bereit, Zölle bei den wichtigen Industrieprodukten auf Null zu senken. Vor allem die Autoindustrie solle profitieren.
Die Europäer sind nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Handelsstreit mit den USA zu weitreichenden Zugeständnissen bereit. "Wir haben uns bereit erklärt, die Zölle bei den wichtigen Industrieprodukten auf Null zu senken", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". "Damit wäre auch der Vorwurf ausgeräumt, dass amerikanische Autozölle niedriger als europäische seien."
Minister Altmaier während eines Treffens mit US-Finanzminister Mnuchin Mitte Juli. Zölle für Pkw-Exporte nach Europa könnten laut Altmaier auf null gesenkt werden.
EU will US-Exporteuren entgegenkommen
Europa sei im Zuge eines solchen Industriezollabkommens auch bereit, die Zölle für Pkw-Exporte nach Europa zu senken - "und zwar auf Null", so der Wirtschaftsminister. Gleichzeitig würde man den US-Exporteuren entgegenkommen, indem sie ihre Erzeugnisse in vielen Fällen nicht mehr nach europäischem Recht zertifizieren müssten. Altmaier hatte bereits bei Gesprächen in den USA angeboten, die Industriezölle auf Null zu senken.
Aus EU-Verhandlungskreisen hieß es aber, die Amerikaner hätten kein größeres Interesse an diesem Schritt. Es gebe dort die Befürchtung, dass dann erst recht europäische Autos auf den US-Markt kommen würden.
Wiederholte Drohungen aus den USA
US-Präsident Donald Trump droht seit Monaten der EU und damit vor allem Deutschland, hohe Strafzölle auf den Import europäischer Autos in die USA zu erheben, wenn die Europäer nicht endlich seine Forderung nach niedrigeren Zöllen für US-Fahrzeuge erfüllten. Er hat eine Entscheidung darüber bis November verschoben.
Höhere Sonderzölle würden vor allem die exportorientierte deutsche Autoindustrie treffen. Bisher verlangen die USA für europäische Autos 2,5 Prozent Einfuhrzoll, die EU zehn Prozent. Demgegenüber liegt der US-Einfuhrzoll für die in den Vereinigten Staaten beliebten Pick-ups bei 25 Prozent.
Deeskalation im Handelsstreit
Altmaier betonte erneut die Bedeutung der deutschen Autoindustrie auch in den USA. Sie habe "enorm in den amerikanischen Markt investiert". Die meisten Autos, die von den USA exportiert werden, seien von deutschen Herstellern gebaut.
Der Branchenverband VDA begrüßte das Angebot. "Sollten die Zölle auf beiden Seiten des Atlantiks auf null gesetzt werden, sehen wir darin vor allem Chancen", sagte VDA-Chef Bernhard Mattes der "Welt am Sonntag".