Agrarpolitischer Bericht Özdemir wirbt für Wertschätzung der Landwirtschaft
Weniger Tiere, mehr Bio: Der agrarpolitische Bericht zeigt, wie groß der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist. Auch Agrarminister Özdemir setzt auf mehr Nachhaltigkeit - und mahnte an, die Arbeit der Bauern mehr wertzuschätzen.
Bei der Vorlage des agrarpolitischen Berichts im Kabinett hat Bundesagrarminister Cem Özdemir mehr Wertschätzung für die Arbeit der Bauern gefordert. "Die Landwirtschaft ist systemrelevant", sagte der Grünen-Politiker. Wenn man von Beschwerden höre, weil Landwirte während der Ernte mit Fahrzeugen auf Feldwegen unterwegs seien, fasse man sich an den Kopf. "Da wäre es mal ganz gut, wenn wir uns wieder vergewissern, dass wir alle auf die Produkte der Landwirtschaft angewiesen sind." Ein Grundmaß an Verständnis gehöre dazu, wenn man einen gedeckten Tisch haben wolle.
Tierbestand geht weiter zurück
Der agrarpolitische Bericht ist eine wichtige Lagebestimmung der Landwirtschaft in Deutschland und wird alle vier Jahre vorgelegt. Der aktuelle Bericht zeigt, unter welchem Druck die Landwirtschaft steht. Die Landwirte seien zu Veränderungen bereit, brauchten aber mehr Planungssicherheit, sagt Özdemir. Denn der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist groß, wie der Bericht zeigt.
Vor allem der Tierbestand geht seit Jahren zurück. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Höfe mit Schweinehaltung auf etwa 32.000 Betriebe halbiert - im vergangenen Jahr allein gab es einen Rückgang um fünf Prozent. Auch die Rinderhaltung ist rückläufig. Einer der Gründe liegt in dem veränderten Konsumverhalten in der Bevölkerung. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.
Die Einkommen der Landwirte schwanken teilweise stark. Im vergangenen Jahr stiegen sie deutlich - trotz hoher Kosten zum Beispiel für Energie, Dünger, Spritzmittel. Der Grund für das Einkommensplus sind die zuletzt stark gestiegenen Preise für fast alle Agrarerzeugnisse.
Immer mehr Umstellung auf Bio
Und: Immer mehr Betriebe stellen auf Bio-Landwirtschaft um. Das ist politisch auch gewollt. Özdemir bekräftigte das Ziel, den Anteil der Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent der Agrarfläche auszuweiten: "Wir müssen Tempo reinbringen, damit wir das bis 2030 schaffen."
Umfragen zeigten, dass es ein großes Interesse an Bio-Lebensmitteln gebe. Im Einzelhandel liege der Absatz weiter über dem Niveau von vor der Corona-Krise. Wichtig sei auch Forschung etwa in der Pflanzenzüchtung, um zu besseren Erträgen zu kommen.
Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen stieg bis Ende 2022 auf 11,2 Prozent der gesamten Agrarfläche. Bio wirtschaften nun 36.900 Höfe oder 14,2 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe.
Mit Informationen von Jan Zimmermann, ARD-Hauptstadtstudio