Wetterthema Sturm Hitze Sonne Nach dem Sturm ist vor der Hitze
Das Sturmtief über Norddeutschland ist abgezogen und nun stellt sich die Wetterlage um. Es folgt ein Hochdruckgebiet, welches subtropische Warmluft aus Südwesteuropa zu uns lenkt.
Das Sturmtief mit dem Namen Poly hat die Niederlande mit voller Wucht getroffen, dort haben sich die Modellrechnungen mit den stärksten Böen bewahrheitet. In IJmuiden erreichte der Orkan direkt an der Küste 148 km/h, aber auch in Houtribdijk am Ijsselmeer wurde eine Böe von 130 km/h registriert. In der Nordhälfte der Niederlande musste wegen zahlreicher umgestürzter Bäume der Bahnverkehr eingestellt und einige Autobahnen gesperrt werden.
Auch im Umfeld der deutschen Nordsee richtete der Sturm Schäden an, auch wenn in Sachen Windspitzen hier eher die gemäßigteren Modellvorhersagen eingetreten sind. Das Sturmtief sorgte in Norddeutschland für hunderte Einsätze der Feuerwehren, vor allem durch umgestürzte Bäume. Mancherorts wurden Dächer und Autos beschädigt. In Niedersachsen war bei dem Durchzug des Sturmtiefs eine 64-jährige Frau ums Leben gekommen. Es gab auch Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr. Im Landkreis Ammerland in Niedersachsen stürzte ein Baum auf eine Oberleitung, dadurch entwickelte sich Rauch. Reisende wurden nicht verletzt. Auch in Bad Zwischenahn blockierte ein auf die Oberleitung gestürzter Baum den Bahnverkehr.
Spitzenböen hierzulande waren 119 km/h in Bensersiel, 112 km/h in Wilhelmshaven und 110 km/h in Büsum. Abseits des direkten Küstenumfelds verzeichnete Bremervörde mit 91 km/h die stärkste Böe. Ein Sturm dieser Stärke ist im Hochsommer selten, an den meisten Wetterstationen stammen die Windrekorde der Sommermonate von lokalen Gewittern. Dennoch hat es vergleichbare Ereignisse in Deutschland schon gegeben. Ähnlich starke Sturmtiefs beschäftigten den Norden am 22. Juni 1950, am 24. Juli 1950, am 7. Juli 1969 und am 21. August 1980. Der Sturm vom 20. August 1990 war an der Küste Nordfrieslands noch deutlich stärker als der jüngste Sturm. Man sollte nicht geneigt sein, jedes einzelne auffällige Wetterereignis mit dem Klimawandel in Zusammenhang zu bringen. Meistens lohnt ein Blick in die Vergangenheit und die Frage, ob sich solche Ereignisse häufen. Recht sicher ist das mit ausgeprägten Hitzewellen, Dürrephasen, aber auch mit langsam ziehenden Gewittern, die Starkregen bringen, der Fall. Sehr viel komplexer ist die Fragestellung, wenn es um Sturmtiefs oder Superzellengewitter geht. Hier könnte eine sich im Zuge der Erderwärmung abschwächende Frontalzone einer Häufung solcher Ereignisse entgegenstehen.
Und Hitze ist das nächste Stichwort, es stehen uns zumindest ein paar heiße Tage bevor. Schon am Freitag geht es mit den Temperaturen bergauf, am Samstag wird die 30-Grad-Marke, von den Küsten und Bergen abgesehen, verbreitet überschritten. Am Rhein und seinen Nebenflüssen sind Werte bis zu 35 Grad möglich. Dazu ist die Luftmasse noch sehr trocken. Gewitter bleiben selten und auf das südwestliche Bergland beschränkt. Am Sonntag wird es noch ein bis zwei Grad heißer. Im Osten bleibt es sehr trocken, in den westlichen Landesteilen sickert feuchtere Luft ein. Dort wird sich die Hitze dann teilweise unerträglich anfühlen und es folgen örtliche und teilweise heftige Gewitter. Etwas durchwachsener und nicht mehr ganz so heiß geht es in die kommende Woche.
Das Wochenende wird nicht nur bei uns, sondern auch in ganz Südeuropa heiß, wie unsere Abbildung für eine Auswahl von Orten zeigt. Dargestellt sind die Höchstwerte am Samstag (weiße Zahlen) und die Abweichung vom langjährigen Mittel (Werte in den farbigen Kästchen). Die aus Spanien nordostwärts vorstoßende Luft sorgt in Frankreich und Deutschland für Höchstwerte, die deutlich über dem langjährigen Mittel liegen. Im Herkunftsland dieser Luftmassen, in Spanien, ist Hitze normal und die Abweichung vom Schnitt geringer. Recht durchschnittlich sind die Temperaturen am Samstag in Osteuropa.