Wetterthema Leuchtende Nachtwolken
Leuchtende Nachtwolken sind nicht nur ein faszinierendes Himmelsschauspiel, sondern geben auch Einblicke in die Verhältnisse der höheren Atmosphäre.
Leuchtende Nachtwolken sind ein faszinierendes Himmelsschauspiel. Gelegentlich können die silbrig-blauen bis weißen Eiskristallwolken auch in Deutschland in den Sommermonaten, also zwischen Anfang Juni und Mitte Juli, gesehen werden. Diese sind jedoch nur in der Nacht sichtbar, also wenn die Sonne unter dem Horizont steht. Anders als gewöhnliche Wolken befinden sich die leuchtenden Nachtwolken nicht in den unteren etwa 13 km der Atmosphäre, sondern in der Mesopause zwischen 80 und 85 km.
Wie die leuchtenden Nachtwolken entstehen, ist noch nicht abschließend wissenschaftlich erforscht. Es gibt jedoch einige Theorien dazu. Im Allgemeinen bestehen Wolken aus Wasser in flüssiger- oder feste Phase. Das bedeutet, dass auf jeden Fall Feuchtigkeit, also Wasserdampf, vorhanden sein muss. In der Mesopause ist die Wasserdampfkonzentration jedoch sehr gering. Ist aber die Temperatur sehr tief, also im Bereich von Minus 100 Grad Celsius, können sich trotzdem Eiskristalle bilden. Diesen Prozess unterstützen Eiskeime, an denen sich der Wasserdampf anlagern und gefrieren kann. In der Wissenschaft ist man sich noch nicht sicher, woher die Eiskeime stammen. Theorien gehen jedoch von Meteoritenstaub und Rußteilchen aus.
Nun stellt sich weiterhin die Frage, warum die Wolken in der Nacht leuchten. Verantwortlich ist dafür die Kugelgestalt der Erde. Steht ein Betrachter in der Nacht auf der Erdkugel, ist die Sonne für ihn unter dem Horizont. Trotzdem kann die Sonne für eine Wolke über dem Betrachter sichtbar sein, weil diese an der Erde „vorbeischauen“ kann. Das bedeutet, dass die Wolke angestrahlt wird und hell erscheint.
Auch wenn sich leuchtende Nachtwolken gebildet haben, können diese nicht immer vom Erdboden aus beobachtet werden. Zum Beispiel können tiefer liegende Wolken die Sicht behindern. Außerdem leuchten die Wolken recht schwach, können also von der Lichtverschmutzung, gerade in Städten, überstrahlt werden.
Außerdem wird ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Auftreten leuchtender Nachtwolken vermutet. Dies lässt sich durch die Temperaturänderung erklären. Treibhausgase bewirken eine Temperaturzunahme am Boden. Jedoch sinkt die Temperatur dadurch in der Höhe, also der Mesosphäre. Da eine tiefere Temperatur in der Mesosphäre, wie bereits beschrieben, die Bildung der leuchtenden Nachtwolken unterstützt, treten diese durch den Klimawandel vermutlich häufiger auf.
Tobias Hempel
ARD-Wetterkompetenzzentrum