Spinenweben mit Morgentau

Wetterthema Altweibersommer

Stand: 17.09.2024 08:37 Uhr

Hoch SERKAN beschert uns den Altweibersommer.

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Diese Woche sorgt Hoch SERKAN mit Zentrum über der Nordsee mit einer östlichen Strömung für die Zufuhr trockener und warmer Kontinentalluft von Ost- nach Mitteleuropa. Dadurch wird hierzulande wieder wärmer und abseits von Nebel und Hochnebel auch zunehmend freundlich.

Häufig stellt sich in vier von fünf Jahren stellt sich etwa ab dem 20. September eine ruhige und milde Wetterlage ein. Nachts kühlt es dann in den klaren Nächten schon empfindlich ab, so dass sich morgens oft Tau auf den Wiesen und an den Spinnweben befindet, die dann an die Haarnetze älterer Damen erinnern.

Aus dieser Assoziation könnte möglicherweise der Name „Altweibersommer“ entstanden sein. Einer anderen Version zu Folge leitet sich das Wort „weben“ von dem Althochdeutschen „weiben“ ab, und bezieht sich somit ebenfalls auf die jetzt im Morgentau auffällig funkelnden Spinnweben. Aufgrund der häufig günstigen Witterung wurde übrigens auch der Beginn des seit 1810 stattfindenden Münchner Oktoberfestes ab 1872 auf den ersten Samstag nach dem 15. September vorverlegt.

Der Altweibersommer ist eine sogenannte Singularität oder auch Witterungsregelfall. Im Jahresverlauf gibt es verschiedene solcher Singularitäten, die mehr oder weniger häufig eintreten. Die Eisheiligen Mitte Mai beispielsweise treten in den letzten 30 Jahren nicht mehr so regelmäßig ein, wie in den Jahrzehnten davor. Neben dem Altweibersommer sind die Schafskälte Mitte Juni, die Hundstage Ende Juli und Anfang August sowie das Weihnachtstauwetter sehr ausgeprägte Witterungsregelfälle.

Witterungsregelfälle

Witterungsregelfälle

Die Ursachen für dieses regelhafte Verhalten sind unklar. Vermutlich steuert der Jahresgang der Sonneneinstrahlung atmosphärische Schwingungsvorgänge in höheren Schichten der Atmosphäre, die dann die für die jeweiligen Termine typischen Großwetterlagen auslösen. Jedoch deutet sich in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt ein Rückgang dieser Regelhaftigkeit an. Möglicherweise verändert sich das atmosphärische Strömungsverhalten im europäischen Raum, wodurch bisherige Regelfälle seltener auftreten, oder wie in diesem Jahr zeitlich versetzt.