Hintergrund

Rente soll stärker steigen Wie der Riester-Faktor die Renten beeinflusst

Stand: 14.03.2008 11:57 Uhr

Bundessozialminister Scholz will an der gesetzlichen Altersrente schrauben. Die Ruheständler sollen in diesem und im nächsten Jahr mehr Rente bekommen, indem die Berechnungsformel verändert und der so genannte Riesterfaktor ausgesetzt wird.

Bundessozialminister Scholz will an der gesetzlichen Altersrente schrauben. Die Ruheständler sollen in diesem und im nächsten Jahr mehr Rente bekommen, indem die Berechnungsformel verändert und der so genannte Riesterfaktor ausgesetzt wird.

Von Silke Hasselmann, MDR-Hörfunk, ARD-Hauptstadtstudio

Walter Riester war in den Jahren 1998 bis 2002 Bundessozialminister und somit zuständig für die Rente. Er hat eine Rentenreform hinterlassen, die bis heute nachwirkt. Zum einen begann man 2001, die gesetzliche Altersrente neu zu berechnen. Wurde diese bis dahin verlässlich genau um jenen Wert erhöht, um den die Löhne und Gehälter der Erwerbstätigen durchschnittlich stiegen, so gab es nun einige Abzüge zur Dämpfung der jährlichen Rentenanpassung nach oben. Außerdem wurde den Arbeitnehmern dringend ans Herz gelegt, sich nicht mehr auf die spätere gesetzliche Rente allein zu verlassen, sondern zusätzlich eine private Vorsorge aufzubauen. „Wir ergänzen das eine System mit dem anderen System. Wir stärken die Stärken und bauen die Schwächen ab", versprach Riester.

Riesterrente beeinflusst die gesetzliche Alterrente

Hier nun kommt der Riester-Faktor ins Spiel, der nach Medienberichten für die nächsten beiden Jahre ausgesetzt werden soll. Dieser Faktor wurde in einer zweiten Reform 2004 eingeführt. Man nahm einfach an, dass jeder Arbeitnehmer im Schnitt 0,5 Prozent seines Brutto-Einkommens in einen Riester-Rentenvertrag leiten würde. Eine deutliche Mehrbelastung für diejenigen, die nebenher ja weiterhin erhebliche Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung abdrücken müssen – nämlich fast ein Fünftel ihres Bruttolohnes oder –gehalts. Also sollten auch die aktuellen Rentner ihren Teil dazu beitragen, dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht vollends zusammenbricht. Deren jährlich im Juli anstehende Rentenerhöhung wird seit dem um den Riesterfaktor von 0,6 Prozent gedämpft.

Inzwischen ist Walter Riester nur noch einfacher SPD-Bundestagsabgeordneter und übrigens im Nebenjob gut bezahlter Lobbyist für die private Versicherungswirtschaft. Auf dem Ministerposten sitzt derweil sein Parteifreund Olaf Scholz. Und der will den Riesterfaktor für die Rentendämpfung in diesem und im nächsten Jahr ausfallen lassen. Der Grund: Die Gehälter sind erheblich schwächer gestiegen, als erwartet. Das heißt auch, die Rentenerhöhung wäre nicht besonders hoch, würde man nun auch noch den Riesterfaktor abziehen, dann bliebe fast nichts übrig. Rechnet man auch noch Inflation und die Erhöhung des Pflegebeitrags hinzu, dann hätten die rund 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner abermals das Gefühl einer faktischen Rentenkürzung.

Rentner als wichtige Wählergruppe

Wie es heißt, hätten die Parteilinken Minister Scholz gedrängt, der wichtigen Wählergruppe nun entgegen zu kommen und eine Rentenerhöhung von mindestens einem Prozent zu bescheren. Die Rentenkassen rechnen mit einem Plus von 600 Millionen Euro in diesem und 1,2 Milliarden Euro im nächsten Jahr. Noch sind genügend Rücklagen dafür vorhanden. Der Beitrag der Erwerbstätigen zur Rentenversicherung soll also einstweilen nicht erhöht werden, sondern bei 19,9 Prozent bleiben.