Krieg gegen die Ukraine ++ Weiterer Frachter verlässt Odessa trotz Blockade ++
Trotz der russischen Seeblockade ukrainischer Schwarzmeer-Häfen hat erneut ein Frachter Odessa verlassen. In der Region Charkiw wurden nach ukrainischen Angaben zwei Menschen durch russischen Beschuss getötet. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.
- Weiterer Frachter verlässt Odessa trotz russischer Blockade
- Zwei Tote bei Beschuss eines Cafés in der Region Charkiw
- Russland meldet Abschuss zweier Drohnen
- Ukraine sieht Putin durch Flugzeugabsturz geschwächt
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir den Liveblog für heute. Wir danken für Ihr Interesse!
Selenskyj gedenkt toter Piloten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Tag der ukrainischen Luftfahrt der drei bei einem Flugzeugzusammenstoß ums Leben gekommenen Piloten gedacht. "Mein Mitgefühl den Angehörigen und Vertrauten, all denjenigen, die die jungen Männer gekannt haben", sagte er heute in seiner täglichen Videoansprache. Zu den Opfern habe auch der bekannte Kampfpilot Andrij Pilschtschykow gehört, der viel zur Luftverteidigung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Aggression beigetragen habe, erinnerte Selenskyj. Der Unfall ereignete sich am Freitag im westukrainischen Gebiet Schytomyr.
Ukraine plant weitere Einberufungen
Die ukrainische Führung bereitet nach eigenen Angaben für den Abwehrkampf gegen Russland weitere Einberufungen vor. "Ja, die Militärs haben sich an uns gewandt, und es wird wohl eine zusätzliche Einberufung geben", sagte der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, heute im ukrainischen Radio. Die Mobilmachung werde aber nicht über die zu Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bereits festgelegten Parameter hinausgehen, versicherte er.
Laut Danilow handelt es sich nicht um eine außerplanmäßige Maßnahme. Die Mobilmachung laufe seit eineinhalb Jahren, mehrere Etappen seien bereits durchlaufen worden. Es laufe nach Plan, sagte der Kiewer Beamte.
Nach Beginn der russischen Invasion hat die Ukraine das Kriegsrecht ausgerufen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sind daher grundsätzlich zum Wehrdienst verpflichtet und können einberufen werden - es sei denn, sie sind aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, etwa als alleinerziehende Väter, vom Dienst befreit. Die genaue Anzahl der bisher Einberufenen ist nicht bekannt. Vor einem Jahr bezifferte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar die Anzahl bereits auf mehrere Hunderttausend.
Polnischer Geheimdienst ermittelt nach Hackerangriff auf Bahn
Der Geheimdienst in Polen hat nach einem Angriff auf das Kommunikationsnetz der Bahn Ermittlungen eingeleitet. Unbekannte Angreifer hätten in der vergangenen Nacht den Funkverkehr manipuliert und den Bahnverkehr im Nordwesten des Landes teilweise "destabilisiert", sagte Geheimdienst-Sprecher Stanislaw Zaryn heute der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Die Täter sendeten demnach ein Stoppsignal aus. Etwa 20 Züge hielten daraufhin an oder verspäteten sich.
Medienberichten zufolge hörten die Eisenbahner nach dem Stoppsignal außerdem über Funk die russische Nationalhymne und eine Rede von Kreml-Chef Wladimir Putin. Polen ist ein wichtiges Transitland für den Transport westlicher Waffen in die Ukraine. "Im Moment schließen wir kein Szenario aus", sagte Geheimdienst-Sprecher Zaryn. Seit mehreren Monaten würden Versuche unternommen, "den polnischen Staat zu destabilisieren". Er machte Russland und seinen Verbündeten Belarus dafür verantwortlich.
In den vergangenen Tagen waren mehrere Zwischenfälle im polnischen Bahnverkehr gemeldet worden, unter anderem entgleisten zwei Züge. Verletzt wurde dabei niemand.
Weiterer Frachter verlässt Odessa trotz russischer Blockade
Trotz des von Russland verkündeten Endes für das Getreideabkommen mit der Ukraine ist ein Schüttgutfrachter aus dem Hafen von Odessa ausgelaufen. Das Schiff hat nach Angaben des Schiffsdatenerfassers Marinetraffic am Morgen Odessa verlassen und ist auf dem Weg nach Warna in Bulgarien. Die "Primus", die unter liberianischer Flagge läuft, ist bereits der zweite Frachter, der trotz der von Russland wieder verhängten Seeblockade über ukrainische Häfen aus Odessa ablegt. Das Schiff lag seit Ende Februar im Hafen. Welche Ladung es an Bord hat, ist unklar.
Moskau hatte Mitte Juli seine Sicherheitsgarantien für einen Getreidekorridor zur Türkei zurückgezogen. Stattdessen würden alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern, als Träger militärischer Fracht angesehen, hieß es. Die Seeblockade wurde bereits umgangen. Der deutsche Containerfrachter "Joseph Schulte" war Mitte August aus Odessa ausgelaufen. Die Überfahrt verlief damals ohne Zwischenfälle.
Drei Piloten bei Flugzeug-Zusammenstoß in der Ukraine gestorben
Bei einem Zusammenstoß zweier Flugzeuge sind in der Ukraine übereinstimmenden Medienberichten zufolge drei Piloten ums Leben gekommen. Im Gebiet Schytomyr seien am Freitagabend zwei Trainingsflugzeuge des Typs L-39 in der Luft miteinander kollidiert, heißt es. Unter den Opfern ist demnach auf der unter seinem Pseudonym "Juice" bekannte Pilot Andrij Pilschtschykow. Den Tod Pilschtschykows bestätigte sein Freund Pawlo Pozelujew in sozialen Medien.
Pilschtschykow war Pilot des Kampfflugzeugs Mig-29 und hatte seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine an einer Reihe von Luftgefechten teilgenommen, unter anderem bei der Verteidigung von Kiew. In Interviews mit westlichen Medien hatte er mehrfach um die Lieferung westlicher Kampfjets vom Typ F-16 gebeten.
Flugschreiber der Absturzmaschine gefunden
Die Ermittlungen zum Flugzeugabsturz in Russland, bei dem Söldnerführer Prigoschin getötet worden sein soll, gehen weiter. Welche Erkenntnisse liefern die nun geborgenen Flugschreiber? Und wie verhalten sich die Ermittler, falls es kein Unfall war?
Heusgen fordert dauerhafte Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die Regierung zu einer dauerhaften Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels der NATO aufgefordert. "Die Sicherheit sollte an vorderster Stelle stehen", sagte er dem "Focus". Wenn alles so weitergehe wie bisher, laufe Deutschland Gefahr, Vertrauen zu verspielen und nur sehr bedingt abwehrbereit zu sein. Kurzfristig werde das Zwei-Prozent-Ziel mit Hilfe des Sondervermögens von 100 Milliarden Euro auch erreicht, jedoch sei der eigentliche Haushalt nicht auf diese Investitionen angelegt, so Heusgen. Dieser Zustand sei "erschütternd". Es fehle der politische Wille der Bundesregierung und des Bundestags, "Schlussfolgerungen aus dem brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu ziehen."
Zwei Tote nach Beschuss eines Cafés in Region Charkiw
Im osktukrainischen Dorf Podoly in der Region Charkiw sind nach Angaben des Gouverneurs zwei Menschen durch russischen Beschuss getötet worden. Eine weitere Person sei verletzt worden, als ein Café in dem Ort getroffen worden sei, berichtete Gouverneur Oleh Synehubov auf Telegram. Podoly, ein Vorort der Stadt Kupjansk, wurde kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 besetzt, doch im vergangenen September wurde das Dorf in einer Gegenoffensive von Kiew zurückerobert.
Offenbar weiterer Drohneneinsatz in russischer Region Belgorod
Auch in der an die Ukraine angrenzenden südrussischen Region Belgorod gab es laut offiziellen russischen Angaben einen Drohneneinsatz. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow sagte, in der Nähe des Dorfes Kupino sei eine ukrainische Drohne abgeschossen worden. Niemand sei zu Schaden gekommen. Auch in der Region Moskau wurde laut Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut eine Drohne abgeschossen.
Nach Angaben von Gladkow wurde zudem eine Ortschaft in der Region von ukrainischen Streitkräften beschossen. Dabei seien vier Menschen verletzt worden. Mehrere Häuser und Autos seien zudem beschädigt worden. Der Gouverneur veröffentlichte Fotos, die Schäden an Gebäuden zeigen sollen.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
London: Russland könnte Angriffe aus Kupjansk und Lyman verstärken
Russland könnte nach Einschätzung britischer Militärexperten seine Angriffe im Raum östlich der Städte Kupjansk und Lyman im Nordosten der Ukraine verstärken. Die ukrainische Gegenoffensive habe russische Streitkräfte im östlichen Bachmut und in der Südukraine unter Druck gesetzt, schrieb das Verteidigungsministerium in London. Russland habe aber kleinere Angriffe im Nordosten im Sektor Kupjansk-Lyman fortgesetzt und dort begrenzte, lokale Fortschritte erzielt. Während die Ukraine im Süden weiterhin allmählich an Land gewinne, könnte Russland nach britischer Einschätzung versuchen, die Initiative wiederzuerlangen, indem es auf eine "Offensive auf operationaler Ebene" zurückschwenke. "Kupjansk-Lyman ist eine mögliche Gegend dafür", schrieben die Briten in ihrem täglichen Update beim Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter. Die Ukraine hatte die von Russen besetzte Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im vergangenen Jahr befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder Ziel des russischen Beschusses.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Makeiev: "Russland hatte Zeit, um sich einzubarrikadieren"
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, führt eine zögerliche militärische Unterstützung der westlichen Partner als einen Grund für die derzeit schwierige ukrainische Gegenoffensive an. "Russland hatte Zeit, um sich einzubarrikadieren", sagte Makeiev im Deutschlandfunk. "Man hat sehr lange gebraucht, um die ukrainischen Brigaden, Brigaden des Angriffs vorzubereiten und auszustatten." Diese Brigaden seien nun voll mit westlichen Waffen und Munition.
Russland beharrt auf militärischer Zusammenarbeit mit dem Iran
Russland hält an seiner militärischen Zusammenarbeit mit dem Iran fest. "Wir sind unabhängige Staaten und werden uns nicht dem Diktat der USA oder seiner Satelliten unterwerfen", sagt Vize-Außenminister Sergej Rjabkow laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA. "Es gibt keine Veränderungen, und die Kooperation mit dem Iran wird fortgesetzt." Zuvor hatten die USA Medienberichten zufolge Irans Führung aufgefordert, Verkäufe von Drohnen nach Russland einzustellen.
Russische Truppen setzen bei ihren Angriffen in der Ukraine seit einiger Zeit Drohnen des Typs Schahed aus iranischer Produktion ein. Die Regierung in Moskau hat diese Darstellung bisher zurückgewiesen. Der Iran erklärte, Drohnenlieferungen an Russland hätten nur vor Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 stattgefunden. Laut US-Regierungskreisen sollen aber seit August 2022 noch mehrere hundert Stück an Russland übergeben worden sein
Ukraine rechnet mit "Taurus"-Lieferung aus Deutschland
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow zeigt sich zuversichtlich, dass Deutschland der Ukraine Marschflugkörper vom Typ "Taurus" liefern wird. "Ich bin wirklich optimistisch und sehe in der Zukunft, dass wir auch Taurus aus Deutschland bekommen werden", sagte Resnikow in einem Interview von "Bild", "Welt" und "Politico". Als Partner der Ukraine habe Deutschland angesichts des russischen Angriffskriegs bereits viele hochmoderne Systeme geliefert. Resnikow legte sich indes nicht darauf fest, wann er die Marschflugkörper erwarte. "Aber ich glaube, es wird nicht ein ganzes Jahr dauern", sagte er.
Neuseeland lockert Einwanderungsbestimmungen für ukrainische Kriegsflüchtlinge
Neuseeland lockert angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine seine Einwanderungsbestimmungen für Flüchtlinge aus dem Land. Ukrainer, die vor dem 15. März kommenden Jahres mit einem befristeten Sondervisum nach Neuseeland einreisten, könnten eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten, sagte Einwanderungsminister Andrew Little. Die Regierung mache es "so einfach wie möglich, einen Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis zu stellen". Um den Zugang dazu zu erleichtern, müssen die Antragsteller weder einen Sprachtest ablegen noch über ausreichende finanzielle Mittel verfügen oder eine Bürgschaft angeben.
Ukraine sieht Putin durch den Flugzeugabsturz geschwächt
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sieht den russischen Präsidenten Wladimir Putin durch den Flugzeugabsturz politisch geschwächt, bei dem offenbar führende Mitglieder der Wagner-Söldnertruppe ums Leben gekommen sind. Resnikow erinnerte in einem Interview mit "Bild", "Welt" und "Politico" daran, dass es zwischen Putin und der Wagner-Gruppe ein Abkommen nach dem Marsch auf Moskau vor zwei Monaten gegeben habe, das jetzt gebrochen worden sei.
Resnikow hält auch das Dementi des Kremls zur Verantwortung für den Flugzeugabsturz für unglaubwürdig. Für die Gegenoffensive der Ukraine spielte das weitere Schicksal der Wagner-Gruppe keine Rolle. Sie sei inzwischen integriert worden in die russischen Streitkräfte oder in ein privates Unternehmen in Afrika. Ein Teil sei in Belarus stationiert. "Es gibt keine Wagner-Gruppe mehr, wie man sie als ernsthafte Streitmacht vor einem Jahr sehen konnte. Sie ist kaputt."
Russland: Erneut Drohne über Moskau abgeschossen
Die russische Luftabwehr habe am frühen Morgen erneut eine Drohne über Moskau abgeschossen, teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin mit. Laut Nachrichtenagentur TASS hatten die drei großen Moskauer Flughäfen Scheremetjewo, Domodedowo und Wnukowo vorübergehend ihren Betrieb ausgesetzt.
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Nach dem Flugzeugabsturz haben russische Ermittler gemeldet, dass sie auch die Flugschreiber gefunden haben. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat mit dem türkischen Außenminister über ein neues Getreideabkommen beraten. Alle Entwicklungen im Liveblog.