Abstimmung im UN-Sicherheitsrat
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Krieg gegen die Ukraine ++ UN-Sicherheitsrat tagt zu Angriff in Kiew ++

Stand: 08.07.2024 23:31 Uhr

Nach der Attacke auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew haben mehrere Staaten den UN-Sicherheitsrat angerufen. Die Bundesregierung hofft beim NATO-Gipfel auf weitere Lieferzusagen für Flugabwehrsysteme an die Ukraine. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.

08.07.2024 • 23:31 Uhr

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Nach dem Angriff auf die ukrainische Kinderklinik hat die Bundesregierung bekräftigt, kranke Kinder in Deutschland zu versorgen. Er habe dem ukrainischen Gesundheitsminister Viktor Ljaschko zugesagt, "dass wir kranke Kinder in Not jederzeit aufnehmen", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei X. Ein nächster Rettungsflug starte am Mittwoch. Er war dem Vernehmen nach schon vor dem Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew geplant.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, dankte Lauterbach bei X "für aktive Solidarität und mitfühlende Menschlichkeit". Dies könne "Kinderleben retten". Lauterbach verurteilte den Angriff auf das Krankenhaus. Russlands Präsident Wladimir Putin habe durch den "gezielten Angriff auf Kinderkrankenhaus erneut gezeigt: Er ist ein Kriegsverbrecher."

Mehrere Länder haben wegen der russischen Luftangriffe den UN-Sicherheitsrat angerufen. Auf Antrag von Großbritannien, Frankreich, den USA, Ecuador und Slowenien werde das Gremium am morgigen Dienstag zusammenkommen, hieß es aus Diplomatenkreisen.

"Wir werden Russland wegen der feigen und verkommenen Attacke auf das Krankenhaus zur Rede Stellen", schrieb die britische Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Barbara Woodward, auf X.

Nach den massiven russischen Luftangriffen auf ukrainische Städte ist die Zahl der Toten und Verletzten weiter gestiegen. "In der Ukraine kamen 31 Menschen um, weitere 125 wurden verletzt", teilte das Innenministerium in Kiew auf Telegram mit. Allein in der Hauptstadt Kiew seien dabei 20 Menschen getötet und 61 verletzt worden. Angaben der ukrainischen Luftwaffe nach hat das russische Militär 38 Raketen unterschiedlichen Typs auf Ziele in ukrainischen Städten abgefeuert. 30 davon habe die Flugabwehr abfangen können.

Die Bundesregierung hofft beim NATO-Gipfel in dieser Woche auf weitere Zusagen für die Lieferung von Flugabwehrsystemen an die Ukraine. Die Gespräche über die von Kiew erbetenen weiteren Patriot-Flugabwehrsysteme liefen noch und würden "vielleicht sogar während des Gipfels" weitergeführt, sagte laut der Nachrichtenagentur AFP ein hochrangiger Regierungsvertreter in Berlin. "Wir verstehen die Priorität." Entscheidungen zum von der Ukraine gewünschten NATO-Beitritt sind demnach hingegen nicht geplant. Die NATO begeht bei dem Gipfel ihrer Staats- und Regierungschefs von Dienstag bis Donnerstag in Washington ihr 75-jähriges Bestehen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat russische Behauptungen zu einem Flugabwehrfehler bei einem getroffenen Kinderkrankenhaus in Kiew zurückgewiesen. "Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legten, dass es angeblich die ukrainische Flugabwehr und kein gezielter Raketenschlag war", sagte der ukrainische Staatschef auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk in Warschau.

Er dankte allen, die Videos ins Internet gestellt haben, "auf denen konkret zu sehen ist, dass es nicht nur ein Teil der einen oder anderen Rakete ist, sondern ein direkter Raketenschlag ist, mit dem viele Menschen getötet und verletzt wurden". Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium in einer Erklärung behauptet, dass eine vom Stadtrand abgefeuerte Flugabwehrrakete die Schäden verursacht habe.

Nach Erkenntnissen des Inlandsgeheimdienstes SBU erfolgte der Angriff auf das Krankenhaus durch einen russischen Marschflugkörper. Vor Ort seien "relevante Beweise, insbesondere Fragmente vom hinteren Teils einer Ch-101-Rakete" inklusive einer Seriennummer gefunden worden, hieß es in einer Erklärung des SBU. Bei dem Angriff wurden demnach mindestens zwei Krankenpfleger getötet und sieben weitere Menschen verletzt, darunter auch Kinder.

Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist Indiens Regierungschef Narendra Modi zu Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin. Bei einem Gespräch geht es unter anderem um Russlands Invasion in der Ukraine. "Wir streben danach, eine unterstützende Rolle für eine friedliche und stabile Region zu spielen", sagte Modi. Er freue sich, mit seinem "Freund" Putin alle Aspekte der bilateralen Zusammenarbeit zu erörtern.

Die Rohstoffgroßmacht Russland ist für Indien ein wichtiger Energielieferant. Durch die Einnahmen aus dem Verkauf von russischem Öl, das Indien angesichts des westlichen Embargos gegen Moskau mit Rabatten erhält, kann Putin auch seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter finanzieren. Im Krieg gibt sich Indien neutral. Das Land pflegt gute Beziehungen zum Westen und zu Russland, wo Modi zuletzt 2019 war.

Die Bundesregierung hat die schweren russischen Raketenangriffe auf die Ukraine - darunter auf ein Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Kiew - scharf verurteilt. Man fordere den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, "diesen Angriffskrieg auf so viele unschuldige Menschen unverzüglich zu beenden", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.

Deutliche Kritik kommt auch aus Italien: Der italienische Außenminister Antonio Tajani schrieb auf der Online-Plattform X. "Ich bin erschüttert von den Bildern des Bombardements von Kiew, bei dem auch ein Kinderkrankenhaus getroffen wurde." Solche Kriegsverbrechen müssten "von der gesamten internationalen Gemeinschaft verurteilt werden". Die italienische Regierung werde weiterhin die Souveränität der Ukraine und ihres Volkes verteidigen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Vergeltung für den massiven russischen Raketenangriff angekündigt, bei dem nach ukrainischen Angaben landesweit 26 Menschen getötet wurden. Die Ukraine werde auch ein Treffen des UN-Sicherheitsrates beantragen, sagte er bei einem Besuch in Warschau. Zudem rechne sein Land beim NATO-Gipfel diese Woche mit konkreten Schritten der Verbündeten hinsichtlich einer Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung.

Bei einem ukrainischen Angriff auf die russische Oblast Belgorod ist nach Angaben des dortigen Gouverneurs Wjatscheslaw Gladkow ein Zivilist getötet worden. Der Mann sei im Dorf Nikolskoje verletzt worden und später gestorben. Drei weitere Menschen seien verletzt worden. Die Zahl der Verletzten könne noch steigen. Belgorod grenzt an die Ukraine und ist immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe gewesen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Vor dem NATO-Gipfel in Washington haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Regierungschef Donald Tusk in Warschau ein bilaterales Sicherheitsabkommen unterzeichnet. "Wer heute die Ukraine verteidigt, verteidigt auch sich selbst", sagte Tusk. Der ukrainische Präsident bezeichnete den Vertrag als "ambitioniert". "Er ist geeignet, das Leben unserer Menschen zu schützen und dem russischen Übel zu widerstehen", sagte Selenskyj.

Selenskyj traf in Polen am Tag schwerer russischer Raketenangriffe auf sein Land ein, bei denen mindestens 26 Menschen getötet wurden. In Kiew wurde ein großes Kinderkrankenhaus getroffen. "Es gibt keine Worte, keine Dokumente, keine politischen Erklärungen, die zur Verurteilung des Aggressors ausreichen würden", sagte Tusk. Das EU- und NATO-Mitglied Polen ist einer der engagiertesten politischen und militärischen Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine.

Wolodymyr Selenskyj und Donald Tusk in Warschau

Treffen in Warschau: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk haben ein Sicherheitsabkommen unterzeichnet.

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow drängt die Verbündeten seines Landes, rasch über die Lieferung weiterer Flugababwehrsysteme zu entscheiden. "Unsere Verteidigungsfähigkeiten sind immer noch unzureichend", schreibt Umerow auf Telegram nach der massiven Welle russischer Raketenangriffe. "Wir brauchen mehr Luftabwehrsysteme." Bei den Raketenangriffen auf etliche Städte in der Ukraine wurden am Montagmorgen mehr als zwanzig Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Rustem Umjerow

Appell an die Verbündeten seines Landes: Der ukrainische Verteidigungsminister Umerow fordert mehr Flugabwehrsysteme.

08.07.2024 • 13:11 Uhr

Ein Toter bei Angriff auf Dnipro

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Dnipro ist nach Angaben des Gouverneurs der gleichnamigen Region ein Zivilist getötet worden. Sechs Menschen seien verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die russischen Streitkräfte haben etliche Städte in der Ukraine mit Raketen angegriffen - diesmal am helllichten Tag und nicht wie meist üblich in der Nacht. Insgesamt starben nach Angaben des Innenministeriums mindestens 20 Menschen. Rund 50 Menschen seien verletzt worden. Aus der Hauptstadt Kiew im Norden des Landes wurden ebenso Angriffe gemeldet wie aus Pokrowsk im Osten und Krywyj Rih im Zentrum.

Der Angriff auf Kiew sei einer der schwersten in den zwei Jahren des Krieges gewesen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko der Nachrichtenagentur Reuters.

Vor dem NATO-Gipfel in Washington wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Warschau mit Polens Führung zusammentreffen. Für die Mittagszeit ist ein Gespräch mit Ministerpräsident Donald Tusk vorgesehen, wie die polnische Regierung mitteilte.

Tusk hatte kürzlich angekündigt, er werde höchstwahrscheinlich gemeinsam mit Selenskyj ein bilaterales Sicherheitsabkommen unterzeichnen. Am frühen Nachmittag trifft Selenskyj dann seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda.

Das EU- und NATO-Mitglied Polen ist einer der engagiertesten politischen und militärischen Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine. Es hat auch eine wichtige Funktion als Drehscheibe für die westliche Militärhilfe für Kiew. Zudem hat Polen knapp eine Million Flüchtlinge aus seinem Nachbarland aufgenommen. 

Bei russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind fünf Menschen getötet und neun weitere verletzt worden. Das teilten die örtlichen Behörden unter Berufung auf vorläufige Informationen mit. Insgesamt feuerte Russland am Morgen mehr als 40 Raketen auf ukrainische Städte. Dabei wurde ein Kinderkrankenhaus in Kiew getroffen und Wohnhäuser und Infrastruktur im ganzen Land beschädigt, wie Präsident Selenskyj sagte.

Örtliche Medien berichten auch von Explosionen in Dnipro, Krywyj Rih und Kropywnyzkyj in der Zentralukraine. Der Bürgermeister von Krywyj Rih, Oleksandr Wilkul, teilte mit, in der südukrainischen Stadt seien mindestens zehn Menschen getötet und 31 verletzt worden.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Chinas Präsident Xi Jinping hat sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine mit anschließenden Verhandlungen ausgesprochen. Dies würde den Interessen aller Beteiligten dienen, sagte Xi laut staatlichen Medien bei einem Treffen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban.

Die Lage in der Ukraine müsse so weit wie möglich abgekühlt werden. Die internationale Gemeinschaft müsse die Bedingungen dafür schaffen, dass Russland und die Ukraine in einen direkten Dialog treten könnten. Dazu brauche es eine "positive Energie". Wie genau dies geschehen soll und welche Akteure dabei maßgeblich sein könnten, sagte Xi nicht.

Die ukrainische Luftabwehr hat nach eigenen Angaben in der Nacht drei russische Marschflugkörper abgeschossen. Insgesamt hätte Russland mit sechs Marschflugkörpern vom Typ Kh-101 angegriffen, berichtet die ukrainische Luftwaffe. Die drei getroffenen Flugkörper seien über der Region Tscherkassy und über Schytomyr zerstört worden. Angaben über mögliche Schäden gab es nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Sanktionen haben Russlands Fähigkeit zur Kriegsführung nur wenig beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsprojekt von vier Instituten, darunter das Münchner Ifo und das IfW in Kiel, für das Bundeswirtschaftsministerium. "Die Wirtschaft des Landes wächst angesichts des Rüstungsbooms momentan kräftig, allerdings wirken die Sanktionen langfristig wie ein schleichendes Gift", sagt Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat laut Medienberichten einen "ukrainischen Versuch" vereitelt, ein Kampfflugzeug in die Ukraine auszufliegen. Wie die Nachrichtenagenturen TASS und Ria unter Berufung auf eine FSB-Mitteilung schreiben, sollen ukrainische Kräfte einen russischen Luftwaffenpiloten angeworben und ihm die italienische Staatsbürgerschaft angeboten haben. Im Gegenzug sollte er laut dem FSB einen strategischen Bomber vom Typ Tu-22M3 in die Ukraine fliegen. Auch Geheimdienste von NATO-Staaten sollen demnach an den Plänen beteiligt gewesen sein.

Im Zuge der Operation hätten russische Geheimdienste Informationen erhalten, der dem russischen Militär einen Angriff auf den ukrainischen Militärflughafen "Ozernoe" ermöglicht habe, hieß es in der Mitteilen weiter.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban bezeichnet China als wichtige Kraft bei den Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine. Ungarn schätze Chinas Friedensinitiative sehr, meldet die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Orban ist am Montag in Peking eingetroffen, geplant sind Gespräche mit Chinas Präsidenten Xi Jinping.

Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, wird am Mittwoch am Rande des NATO-Gipfels in Washington mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammentreffen. Dies geht aus dem offiziellen Terminkalender Johnsons hervor. Die Unterstützung für die Ukraine wird voraussichtlich eines der Hauptthemen des Gipfels in dieser Woche sein. Es herrscht Besorgnis über die künftige Unterstützung der USA für die Regierung in Kiew, sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahlen am 5. November gewinnen.

In der Nähe der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw ist ein Auto mit einer Familie auf eine Landmine gefahren. Mindestens vier Menschen seien dabei ums Leben gekommen, teilt die Staatsanwaltschaft der Region mit. Demnach befanden sich vermutlich sechs Personen in dem Fahrzeug, das auf dem Rückweg von einem Ferienhaus der Familie auf einer Schotterstraße nordöstlich der Stadt war. Unter den vier bislang identifizierten Toten sind zwei Kinder. Die Ermittlungen dauern an.

Der britische Verteidigungsminister Healey hat der Ukraine neue Militärhilfe und die anhaltende Unterstützung seines Landes zugesagt. Die Niederlande versprachen die "unverzügliche" Lieferung von F-16-Kampfjets.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Juli 2024 um 12:00 Uhr in den Nachrichten.