Die Fregatte "Hessen"
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Nahost-Krieg ++ Deutsche Fregatte wehrt Angriff auf Frachtschiff ab ++

Stand: 07.04.2024 00:05 Uhr

Die deutsche Fregatte "Hessen" hat im Roten Meer einen Angriff auf ein ziviles Frachtschiff abgewehrt. Israels Oppositionsführer Lapid wird am Sonntag zu Gesprächen nach Washington fliegen. Der Liveblog zum Nachlesen.

07.04.2024 • 00:05 Uhr

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Der Liveblog schließt für heute. Danke für das Interesse.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich erschüttert gezeigt über den Zustand des größten Krankenhauses im Gazastreifen. Das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sei nach der Belagerung durch die israelische Armee "nur noch eine leere Hülle mit Menschengräbern", schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Onlinedienst X.

Die meisten Gebäude des Krankenhauskomplexes seien "weitgehend zerstört". Das Al-Schifa-Krankenhaus sei "aufgrund des Ausmaßes der Verwüstung völlig funktionsunfähig", erklärte die WHO. Es befinden sich demnach keine Patienten mehr in der Klinik. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation konnte eine von der WHO geleitete Delegation am Freitag nach mehreren gescheiterten Versuchen das Krankenhaus in Augenschein nehmen. Die israelische Armee hatte am Montag nach einem zweiwöchigen Einsatz ihre Truppen von dort abgezogen.

Die deutsche Fregatte "Hessen" hat bei ihrem Einsatz zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer einen weiteren Angriff abgewehrt. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr im Onlinedienst X mitteilte, vereitelte die "Hessen" am Nachmittag "einen Angriff gegen ein ziviles Frachtschiff" im Roten Meer. "Ein anfliegender Flugkörper konnte zerstört werden", hieß es weiter. Die "Hessen" war Ende Februar als Teil der EU-Marinemission "Aspides" zum Schutz der Handelsschifffahrt mit 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord in die Region entsandt worden.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid wird zu Gesprächen nach Washington fliegen. Unter anderem werde er mit Außenministern Antony Blinken, dem nationalen Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, und mehreren einflussreichen Senatoren zusammentreffen, teilte Lapid auf seinem Telegram-Kanal mit. Lapid steht an der Spitze der Mitte-Rechts-Partei Jesch Atid (Zukunftspartei). 

Das Verhältnis der US-Administration unter Präsident Joe Biden zum israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu hat sich in letzter Zeit deutlich abgekühlt. Spannungen bestehen vor allem wegen der Art der Kriegsführung Israels im Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern und massiven Schäden und wegen der aus US-Sicht von Israel unzureichend ermöglichten humanitären Hilfe.  Washington sucht deshalb die Nähe zu politischen Rivalen und Gegnern Netanyahus.

Bei der getöteten Geisel, die in der Nacht geborgen wurde, handelt es sich um einen 47-jährigen Landwirt, der in der Nähe des Gazastreifens lebte und mit seiner ganzen Familie bei dem Überfall im vergangenen Jahr von den Attentätern verschleppt wurde, berichtet ARD-Korrespondent Bernd Niebrügge. Noch immer befänden sich 134 Geiseln in der Haft der militant-islamistischen Hamas, von denen vermutlich mehr als 30 tot seien.

Bernd Niebrügge, ARD Tel Aviv, zur tot geborgenen israelischen Geisel im Gazastreifen

tagesschau, 06.04.2024 17:00 Uhr

Sechs Monate nach den Terrortaten der Hamas in Israel am 7. Oktober hat der Leiter des UN-Nothilfebüros (OCHA), Martin Griffiths, mit dringenden Worten zu einem Ende des Krieges in Gaza aufgerufen. "Täglich fordert dieser Krieg mehr zivile Opfer. Jede Sekunde, die er fortgeführt wird, pflanzt die Saat für eine durch diesen Konflikt verdüsterte Zukunft", teilte er in New York mit. "Wie ich und andere bereits mehrfach gesagt haben, ist ein Ende dieses Krieges so lange überfällig."

Der nun seit einem halben Jahr laufende Konflikt erlebe einen schrecklichen Meilenstein. "Für die Menschen in Gaza haben die vergangenen sechs Monate Tod, Vernichtung und jetzt die unmittelbare Aussicht auf eine beschämende menschengemachte Hungersnot gebracht", erklärte der OCHA-Chef. "Für die Betroffenen des anhaltenden Horrors der Angriffe vom 7. Oktober waren es sechs Monate von Trauer und Qual."

Selten habe es eine solche weltweite Empörung über die Folgen eines Konflikts gegeben, auf die dann so wenig Taten folgten, ihn zu beenden. Stattdessen gebe es viel Straffreiheit, beklagte der 72-jährige Brite, der den wichtigsten UN-Posten für humanitäre Hilfe bekleidet. 

Die Bundeswehr schickt ein Transportflugzeug vom Typ A400M in den Nahen Osten, um Lebensmittel über dem Gazastreifen abzuwerfen. Wie ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte, soll das Flugzeug am Montag in Wunstorf in Richtung Nahost starten und am Mittwoch erstmals über dem Palästinensergebiet eingesetzt werden.

Mit dem Airbus, der die bislang eingesetzte Maschine ersetzen soll, könne auf das international gängige Paletten-System umgestellt werden, sodass die Hilfsgüter künftig von der Bundeswehr selbst verpackt werden können. Bei den Flügen mit dem bislang eingesetzten C-130-Transportflugzeug hatte ein französisches Paletten-System verwendet werden müssen.

Geplant sei der Einsatz für mehrere Wochen, bis der Seeanleger für die Versorgung mit Hilfsgütern bereitsteht, sagte der Sprecher der Luftwaffe. Den Angaben zufolge plant Jordanien, das die Operation Versorgung aus der Luft führt, einen besonders umfangreichen Abwurf von Hilfsgütern für den Dienstag, zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan.

Die Luftwaffe hatte Mitte März mit dem Abwurf von Hilfsgütern für die Not leidende Bevölkerung im umkämpften Gazastreifen begonnen. Dabei werden Nahrungsmittel wie Reis und Mehl an Fallschirmen abgesetzt. 

Eine Hamas-Delegation wird am Sonntag zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand nach Kairo reisen. Angeführt werde sie vom stellvertretenden Hamas-Chef im Gazastreifen, Chalil Al-Hajja, teilte die radikal-islamische Gruppierung mit. Sie bekräftigte, die Feuerpause müsse dauerhaft sein und die israelischen Streitkräfte müssten sich aus dem Gazastreifen zurückziehen. Zudem sollten palästinensische Gefangene gegen israelische Geiseln ausgetauscht werden.

Weiter hieß es, die Hamas halte weiter an ihren Forderungen vom 14. März fest, wonach sie einen vollständigen Waffenstillstand und den Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen verlangt. "Wir werden von dieser Position nicht abrücken", verlautete aus Hamas-Kreisen.

Die Verhandlungen über eine Feuerpause und Geiselfreilassung laufen seit Monaten - bislang allerdings erfolglos. Im Rahmen der bislang einzigen von den USA, Katar und Ägypten vermittelten Einigung zwischen Israel und der Hamas kamen zuletzt Ende November während einer einwöchigen Feuerpause rund einhundert Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge frei.

Zuletzt hatte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter betont, dass die Hamas bisher eine Einigung verhindert habe. "Diese grundlegende Tatsache bleibt wahr: Es könnte heute eine Waffenruhe im Gazastreifen geben, wenn die Hamas schlicht zugestimmt hätte, diese besonders anfällige Kategorie von Geiseln freizulassen: die Kranken, Verletzten, Älteren und jungen Frauen."

Eine weitere in den Gazastreifen verschleppte Geisel ist nach Angaben der israelischen Armee tot. Die Armee barg nach eigenen Angaben im Gazastreifen die Leiche einer am 7. Oktober verschleppten Geisel. "Der Leichnam des entführten Elad Katzir wurde in der Nacht aus Chan Junis geborgen und auf israelisches Gebiet zurückgebracht", erklärte die Armee am Samstag. Wie die Armee weiter erklärte, wurde Katzir Geheimdienst-Erkenntnissen zufolge "während der Geiselhaft von der Terrororganisation Islamischer Dschihad ermordet". Der 47-jährige Landwirt war am 7. Oktober aus seinem Zuhause im Kibbuz Nir Oz entführt worden.

Innerhalb eines halben Jahres nach dem Terroranschlag der radikalislamischen Hamas auf Israel und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen sind nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) mindestens 112 Medienschaffende getötet worden. Kein anderer Krieg in diesem Jahrhundert habe für Journalisten so tödlich begonnen wie dieser, erklärte die Organisation in Berlin. Demnach hatten Mitglieder der Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad am und nach dem Überfall am 7. Oktober vier israelische Medienschaffende getötet, einen von ihnen bei der Arbeit. Im Libanon seien bei israelischen Luftangriffen drei Journalisten während ihrer Berichterstattung gestorben. Die Mehrheit mit 105 Medienschaffenden sei im Gazastreifen ums Leben gekommen.

Vor einem halben Jahr, am 7. Oktober, hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im Süden Israels ein Massaker mit rund 1.200 Toten angerichtet und mehr als 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt, von denen Dutzende immer noch festgehalten werden. Israel antwortete mit einer großangelegten Militäroffensive vor allem im Gazastreifen, die bis heute anhält.

Israels Polizei hat eigenen Angaben zufolge 16 Menschen nach einem Gebet auf dem Tempelberg in Jerusalem festgenommen. Sie hätten auf der Anlage Parolen skandiert, die zum Terror aufriefen oder Terror unterstützen, teilte die Polizei mit. Sie sprach von zwei verschiedenen Vorfällen in der Nacht. Mehrere Verdächtige seien an den Toren zum Tempelberg festgenommen worden, andere in der Jerusalemer Altstadt. 

Bei den Betroffenen handelt es sich den Angaben nach um Einwohner aus dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems, Menschen aus Nordisrael und einem Palästinenser aus dem Westjordanland. Berichten zufolge setzte Israels Polizei mithilfe einer Drohne auch Tränengas auf der Anlage ein.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor einem Stopp von Waffenlieferungen an Israel gewarnt. Ein Waffenembargo, wie es von verschiedenen Seiten gefordert werde, "wäre absolut der falsche Weg", sagte Klein den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Man muss das Opfer, dass sich wehrt, unterstützen. Und dieses Opfer ist Israel", betonte er. Er plädiere sehr dafür, dass weiter Waffen an Israel geliefert würden, "unabhängig vom Fortgang der Operation im Gazastreifen", sagte Klein. Aus seiner Sicht sollte Deutschland "wie im Falle der Ukraine" militärische und andere Unterstützung leisten.

Gleichzeitig kritisierte er das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza deutlich. "Was im Gazastreifen passiert, erschüttert mich. Das ganze Leid - die Tötung von Zivilisten, auch von Mitarbeitenden internationaler Hilfsorganisationen - ist schwer erträglich." Klein rief die israelische Regierung dazu auf, die Tötung von sieben Helfern der Organisation World Central Kitchen rückhaltlos aufzuklären.

"Es war ja nicht nur ein Fahrzeug, das beschossen wurde, sondern mehrere hintereinander - obwohl die Hilfsorganisation den Konvoi angemeldet hatte", sagte er. "Das muss eine Demokratie wie Israel wirklich lückenlos aufklären. Man kann das nicht mit den Worten abtun, so etwas passiere nun mal im Krieg." Entsprechend hatte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu geäußert.

 Felix Klein

Für den Antisemitismusbeauftragten der Regierung, Felix Klein, wäre ein Waffenembargo gegen Israel "absolut der falsche Weg".

Nancy Pelosi hat einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel verlangt. Die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses und eine wichtige Verbündete von US-Präsident Joe Biden hat ein Schreiben zusammen mit 36 weiteren Demokraten aus dem Kongress an den US-Präsidenten und den Außenminister Antony Blinken unterzeichnet, in dem dies gefordert wird. "In Anbetracht des jüngsten Angriffs auf die Mitarbeiter der Hilfsorganisation und der sich ständig verschärfenden humanitären Krise halten wir es für ungerechtfertigt, diese Waffentransfers zu genehmigen", heißt es in dem Dokument.

US-Präsident Joe Biden hat Medienberichten zufolge die Vermittler Katar und Ägypten persönlich um Druck auf die Hamas im Gazastreifen gebeten, damit die Islamisten einem Abkommen zur Freilassung israelischer Geiseln zustimmen. Auf dem Tisch liege ein Vorschlag, der eine sechswöchige Feuerpause und die Freilassung von 40 Geiseln vorsehe, berichtete das Nachrichtenportal "Axios" in der Nacht unter Berufung auf einen ranghohen US-Beamten. Laut der Zeitung "Times of Israel" bat Biden den Emir von Katar, Scheich Mosa Nasser Al Missned, und den ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Briefen, die Hamas zu drängen, einem solchen Abkommen zuzustimmen.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

In einer Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat zum Luftangriff auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen im Gazastreifen hat die palästinensische Seite schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. Israel habe nicht genug getan, um seine Streitkräfte für die Tötung der sieben Helfer zur Rechenschaft zu ziehen, sagte der palästinensische UN-Botschafter Riad Mansur. Es sei "ungeheuerlich", dass nur zwei Offiziere entlassen und drei weitere gemaßregelt worden seien. Dabei hätten sie sich der "Begehung von Kriegsverbrechen" schuldig gemacht, erklärte Mansur.

Israels UN-Botschafter Gilad Erdan drückte seinen Kummer über "den tragischen Fehler" aus, der zu den Luftangriffen auf den Konvoi von World Central Kitchen geführt habe. Doch betonte er, dass "die Hamas nicht nur für jedes Opfer in Gaza verantwortlich" sei, sondern für die humanitäre Situation vor Ort.

Bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon sind nach Angaben der Hisbollah-Miliz und der mit ihr verbündeten Amal-Bewegung sechs Kämpfer getötet worden. Die Hisbollah meldete den Tod von drei Kämpfern bei israelischen Bombardements, ohne weitere Details zu nennen. Zugleich reklamierte die pro-iranische Schiitenmiliz neun Angriffe auf israelische Stellungen für sich. 

Die Amal-Bewegung unter der Führung von Parlamentspräsident Nabih Berri meldete ihrerseits den Tod von drei ihrer Kämpfer. Die libanesische Nachrichtenagentur ANI berichtete über den Tod von insgesamt fünf Menschen in den Orten Dschdeidet Mardsch Ajun und Aita al-Schaab nahe der israelischen Grenze.

Nach dem mutmaßlich von Israels Militär ausgeführten Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus mit mehreren Toten rechnen die USA laut Medienberichten mit einem iranischen Vergeltungsschlag. Der Sender CBS berichtete unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, zwar seien das Ziel und der Zeitpunkt des erwarteten Angriffs unbekannt. Die Vertreter gingen aber davon aus, dass eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung Israels bis zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan in der kommenden Woche denkbar sei.

Beim Sender CNN hieß es am Freitag unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter, die USA bereiteten sich aktiv auf einen "erheblichen" Angriff in der nächsten Woche vor. Ranghohe US-Regierungsvertreter hielten demnach einen Vergeltungsschlag für unvermeidlich. Diese Annahme werde auf israelischer Seite geteilt. Beide Regierungen bereiteten sich dem Vertreter zufolge mit Hochdruck auf einen iranischen Angriff vor, "der auf unterschiedliche Weise verlaufen könnte". Sowohl Ziele der USA als auch der Israelis könnten ins Visier genommen werden. Beide Regierungen wüssten jedoch nicht, "wann und wie der Iran einen Gegenschlag plant".

Ohne zusätzliche Hilfe droht in Gaza laut UN-Generalsekretär Guterres eine katastrophale Hungerkrise. Die Bundesregierung ruft Israel dazu auf, schnell die Ankündigung zu Gaza-Hilfen umzusetzen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. April 2024 um 09:00 Uhr.