Palästinensische Kinder ziehen einen Wagen durch eine große Wasserpfütze
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Krieg in Nahost ++ Heftiger Regen verschärft Lage im Gazastreifen ++

Stand: 25.11.2024 23:07 Uhr

Das Hilfswerk UNRWA warnt angesichts starker Regenfälle vor noch mehr Leid für die Menschen in Gaza. 45 libanesische Soldaten wurden nach UN-Angaben bislang bei israelischen Angriffen getötet. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

25.11.2024 • 23:07 Uhr

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Bei israelischen Luftangriffen im syrischen Grenzgebiet zum Libanon sind laut Behörden zwei Zivilisten verletzt worden. Israel habe vom Libanon aus mehrere Grenzübergänge beschossen, teilte das syrische Verteidigungsministerium mit.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte griff die israelische Armee einen Grenzübergang in Kusajr sowie sechs Brücke des Flusses Oronto in der Nähe zum Libanon an. Dabei seien zwei Syrer getötet worden, die mit der Hisbollah zusammenarbeiteten. Fünf Menschen wurden verletzt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen. Die Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Eine Einigung wurde noch nicht verkündet - doch die Hinweise auf einen Waffenstillstand zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Terrormiliz verdichten sich. So berichten mehrere Medien in Israel, dass das israelische Sicherheitskabinett am Dienstag einer Vereinbarung zustimmen werde. Der Text über einen Waffenstillstand sei fertig ausverhandelt.

Die Signale aus den USA sind ebenfalls positiv. Washington drängt seit Wochen auf eine Waffenruhe. Nun heißt es vom Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, man sei ihr "nahe". Es gehe in die richtige Richtung. "Aber es ist noch nicht geschafft." Um die Chance auf eine Einigung nicht zu gefährden, wolle er sich nicht zu Details äußern.

Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Libanon sind nach UN-Angaben bisher 45 Soldaten der libanesischen Armee getötet worden. Das berichtet die UN-Beobachtermission Unifil im Libanon unter Berufung auf Regierungsangaben. Die libanesische Armee ist im Krieg zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär keine aktive Kriegspartei.

Die UN-Beobachter verurteilen die wiederholten Angriffe scharf. Sie stellten einen "eklatanten Verstoß" gegen das humanitäre Völkerrecht dar.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußert sich hoffnungsvoll, dass im Libanon bald die Waffen schweigen. "Das Momentum scheint nun näher als noch vor ein paar Tagen oder auch ein paar Wochen", sagte sie am Rande eines Treffens der G7-Außenminister im italienischen Fiuggi. "Auch ich habe in diese Richtung in den letzten Tagen nochmal intensiv gesprochen."

Annalena Baerbock beim G7-Treffen in Italien

Bundesaußenministerin Baerbock sieht Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Libanon.

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen vier mutmaßliche Mitglieder der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas erhoben. Das teilte Deutschlands oberste Anklagebehörde in Karlsruhe mit. Ihnen werde die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland vorgeworfen. Es geht in der Anklage auch um mutmaßliche Vorbereitungshandlungen für Anschläge in Deutschland.

Die Männer wurden im Dezember 2023 in Deutschland und den Niederlanden festgenommen. Sie waren laut Anklage als Auslandsoperateure der Hamas tätig. Einer von ihnen soll 2019 in Bulgarien ein Waffendepot mit Munition und Schusswaffen angelegt haben. Ein anderer soll aus einem Waffenversteck in Dänemark eine Pistole nach Deutschland gebracht haben. 2023 sollen alle Beschuldigten mögliche Waffenverstecke in Polen gesucht haben, dies allerdings erfolglos.

Medienberichte deuten darauf hin, dass es Bewegung gibt in den Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz. Der israelische TV-Sender Channel 12 berichtet, dass das israelische Kabinett am Dienstag zusammenkommt, um über die Zustimmung zu einem Waffenstillstand zu beraten.

Israels UN-Gesandter Danny Danon geht davon aus, dass das Treffen am Montag oder Dienstag stattfinden werde. "Wir haben es noch nicht zu Ende gebracht, aber wir kommen voran", sagt er.

Das Nachrichtenportal Axios berichtet unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Regierungsvertreter, dass sich Israel und die libanesische Regierung auf die Bedingungen eines Abkommens geeinigt hätten.

Die israelische Armee hat erneut Ziele im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Über dem Gebiet, das als Hochburg der Hisbollah-Miliz gilt, stiegen Rauchwolken auf. Im Bezirk Tyros im Süden des Libanon wurden nach staatlichen Angaben zudem zwölf Menschen bei israelischen Angriffen getötet. Laut der amtlichen libanesischen Nachrichtenagentur ANI gab es am Montag drei israelische Angriffe.

Zuvor hatte ein israelischer Armeesprecher auf Arabisch im Onlinedienst X Angriffe auf Hisbollah-Einrichtungen im Süden Beiruts angekündigt und mehrere Orte markiert. Die Bevölkerung in den betroffenen Regionen wurden zum Verlassen des Gebietes aufgefordert. Das israelische Militär erklärte, die Luftwaffe habe auf Geheimdienstinformationen basierende Angriffe auf mehrere Kommandozentralen der Hisbollah ausgeführt.

Explosion in einem südlichen Vorort von Beirut

Im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut gab es wieder Explosionen.

Die israelische Armee hat am Wochenende bei ihrem Angriff im Zentrum von Beirut nach eigenen Angaben ein Kommandozentrum der pro-iranischen Hisbollah-Miliz bombardiert. Das teilte die Armee der Nachrichtenagentur AFP mit. Bei dem Angriff waren nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 29 Menschen getötet worden. Ein mehrstöckiges Wohngebäude im Zentrum der libanesischen Hauptstadt wurde zerstört.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hatte es danach geheißen, der Angriff habe sich gegen einen hochrangigen Hisbollah-Anführer gerichtet. Angaben dazu, ob dieser getötet wurde, wurden nicht gemacht. Der Hisbollah-Abgeordnete Amin Tscherri sagte aber, dass kein Parteivertreter der Miliz ins Visier genommen worden sei.

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hat eine mögliche Waffenruhe im Libanon als "großen Fehler" bezeichnet. Ein solches Abkommen wäre "eine verpasste historische Gelegenheit, die Hisbollah zu vernichten", erklärte er und forderte Premierminister Benjamin Netanyahu auf, "dieses Abkommen zu beenden". "Wir müssen bis zum absoluten Sieg weitermachen!"

Zuletzt waren die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Konfliktes zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon verstärkt worden.

Itamar Ben-Gvir

Sicherheitsminister Ben-Gvir ist gegen eine Waffenruhe mit der Hisbollah.

Papst Franziskus hat einen Vergleich zwischen dem Krieg in der Ukraine und dem im Nahen Osten gezogen. "Ich nenne zwei Beispiele für das heutige Versagen der Menschheit: die Ukraine und Palästina, wo es Leid gibt und wo die Arroganz der Angreifer über den Dialog triumphiert", sagte er anlässlich des 40. Jahrestags des Freundschafts- und Friedensvertrags zwischen Chile und Argentinien.

Der Papst, der selbst aus Argentinien kommt, betonte, dass Konflikte durch Dialog und diplomatische Lösungen befriedet werden können. Diese Bereitschaft könne ein Vorbild sein für die "zahlreichen bewaffneten Konflikte sein, die nach wie vor ungelöst sind".

Dabei kritisierte er Länder, die zwar vom Frieden redeten, aber gleichzeitig Krieg führten. "In einigen Ländern, in denen viel von Frieden die Rede ist, werden die rentabelsten Investitionen in Waffenfabriken getätigt. Diese Heuchelei führt uns immer zum Scheitern", sagte Franziskus, bevor er auf die Kriege in der Ukraine und in Nahost zu sprechen kam.

Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA warnt angesichts heftiger Regenfälle im Gazastreifen vor noch mehr Leid für die Menschen dort. Etwa eine halbe Million Anwohner seien gefährdet, da sie sich in Gebieten aufhielten, die von Überschwemmungen betroffen seien.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Gestern hatte es in einigen Teil des Küstengebiets heftig geregnet. Dort harren viele durch die Kämpfe Vertriebene in Zelten aus. Viele der provisorischen Behausungen seien beschädigt worden, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Einige tiefer gelegenen Gebiete seien überflutet worden, auch weil es dort kein funktionierendes Abwassersystem gebe.

Ayatollah Ali Khamenei, geistliches Oberhaupt des Iran, hat die Todesstrafe für den israelischen Premier Benjamin Netanyahu und Mitglieder seiner Regierung gefordert.

Die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag seien nicht ausreichend, schrieb er auf der Plattform X. "Was das zionistische Regime in Gaza und im Libanon getan hat, ist kein Sieg, sondern ein Kriegsverbrechen", so Khamenei.

Das Gericht hatte am vergangenen Donnerstag Haftbefehle gegen Netanyahu und seinen früheren Verteidigungsminister Yoav Gallant erlassen. Sie trügen mutmaßlich Mitschuld an Kriegsverbrechen des Aushungerns als Methode der Kriegsführung, des Mordes, der Verfolgung und weiterer unmenschlicher Handlungen.

Der israelische Botschafter in den USA hält laut der Nachrichtenagentur AP eine Waffenruhe zwischen seinem Land und der libanesischen Hisbollah-Miliz in den kommenden Tagen für möglich. "Wir stehen kurz vor einem Abkommen", sagte Botschafter Mike Herzog dem israelischen Armeeradio. Es gebe aber einige Punkte zu klären. "Es kann innerhalb von Tagen passieren", sagte er.

Das Abkommen zielt darauf ab, dass sich die Hisbollah und die israelischen Truppen aus dem Südlibanon zurückziehen. Zu den offenen Fragen gehört die israelische Forderung, einschreiten zu können, falls die Hisbollah ihre Verpflichtungen aus dem sich abzeichnenden Abkommen verletzt. Ob der Libanon darauf eingeht, ist offen.

Im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge im Zuge einer Razzia der israelischen Armee zwei Menschen getötet worden. Der Vorfall habe sich nahe der Stadt Dschenin ereignet, hieß es vom Gesundheitsministerium in Ramallah.

Die beiden Getöteten seien 13 und 20 Jahre alt. Palästinensische Medien gaben das Alter des Jüngeren dagegen mit 16 an. Den lokalen Berichten zufolge waren israelische Soldaten am späten Sonntagabend in den Ort eingerückt. Jugendliche hätten Steine auf sie geworfen, woraufhin die israelischen Militärs auf sie geschossen hätten, hieß es weiter.

Die beiden Getöteten seien in den Oberkörper getroffen worden. Die Angaben lassen sich bislang nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Iran weist entschieden zurück, für die Tötung eines israelischen Rabbiners in den Vereinigten Arabischen Emiraten verantwortlich gewesen zu sein. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die iranische Botschaft in den Emiraten.

Am Sonntag hatten Behörden in dem Golfstaat gemeldet, dass drei mutmaßliche Täter festgenommen worden seien, und Details veröffentlicht. Das israelische Außenministerium hatte den Tod des Rabbiners der ultraorthodoxen Chabad-Gemeinschaft, der auch moldauischer Staatsbürger war, zuvor bestätigt. Sein Tod sei ein Fall von "antisemitischem Terrorismus", hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums. 

Trotz Berichten über Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe gehen die Gefechte zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Hisbollah-Miliz weiter. Nach schweren israelischen Luftangriffen mit vielen Opfern im Libanon schoss die mit dem Iran verbündete Hisbollah ungewöhnlich viele Raketen auf Israel ab. Rund 250 Geschosse wurden nach Angaben des israelischen Militärs am Sonntag gezählt.

Laut bislang unbestätigten Berichten mehrerer israelischer Medien wie der Zeitung "Haaretz" und dem Fernsehsender Kan hat die israelische Regierung einem Waffenstillstand mit der Hisbollah grundsätzlich vorläufig zugestimmt. Demnach müssen noch Details geklärt und die Art der Bekanntgabe geplant werden.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) trifft ihre Kollegen aus der Gruppe der sieben demokratischen Industrienationen heute in Italien. Die zweitägige Konferenz ist das letzte geplante Treffen der G7-Außenminister in diesem Jahr. Zu den wichtigsten Themen dürften die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine gehören sowie die Folgen der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten für die internationale Ordnung. 

Im Norden des Gazastreifens hat eine neue Fluchtwelle eingesetzt, nachdem Israel die Räumung eines Vororts angeordnet hat. In Israel haben erneut Tausende Menschen für die Freilassung der Geiseln demonstriert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. November 2024 um 11:59 Uhr.