Trotz Waffen-SS-Vergangenheit Grass bleibt Ehrenbürger von Danzig
Nach langen Querelen hat die Stadt Danzig den Fall Günter Grass endgültig ad acta gelegt. Der Danziger Stadtrat verzichtete auf eine Abstimmung über dessen Ehrenbürgerschaft. Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger war wegen seiner Zugehörigkeit bei der Waffen-SS heftig kritisiert worden.
Zuerst hatte der polnische Ex-Präsident Lech Walesa Frieden mit Günter Grass geschlossen, nachdem dieser ihm einen Brief geschrieben hatte. Nun lenkte auch der Stadtrat von Danzig ein, der dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger wegen seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS die Ehrenbürgerschaft aberkennen wollte.
Die im Stadtrat von Grass' Geburtsstadt dominierenden Konservativen legten anders als erwartet keinen entsprechenden Antrag vor. Ein solcher Antrag zur Aberkennung der Ehrenbürgerwürde hätte in dem Gremium wohl keine Mehrheit gefunden, sagte der Chef der konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in der Region Danzig, Jacek Kurski.
Die PiS wollen Grass nun zur nächsten Ratssitzung einladen, damit er dort persönlich zu seiner Vergangenheit Stellung nehmen kann. "Ein Wort der Entschuldigung würde die ganze Diskussion abschließen", sagte PiS-Politiker Kazimierz Koralewski.
Enthüllung in neuem Buch "Beim Häuten der Zwiebel"
Der Literatur-Nobelpreisträger hatte vor der Veröffentlichung seines autobiografischen Buchs "Beim Häuten der Zwiebel" eingeräumt, dass er Mitglied der Waffen-SS war. Zuvor war von dem 78-Jährigen, der in Wahlkämpfen die SPD unterstützt hatte und oft als strenger moralischer Mahner aufgetreten war, lediglich bekannt, dass er Luftwaffenhelfer und später Wehrmachtsoldat war. Die Waffen-SS war die kämpfende Truppe der so genannten Schutzstaffel (SS), die sich als Elite der nationalsozialistischen Bewegung verstand. Die "SS" organisierte unter anderem den millionenfachen Mord an den europäischen Juden in den Konzentrationslagern.