Fans schauen sich einen Mini-Basketballplatz des Animationsfilms Slam Dunk in einem Kino in Shanghai, China an.

Sport im Comic-Format Der späte Siegeszug der Sport-Manga in Deutschland

Stand: 05.04.2025 08:17 Uhr

Viele der Comics, die in Deutschland verkauft werden, sind Manga - Bücher, mit ganz spezieller Grafik. Im Trend liegt aktuell eine Sparte, der es früher schon mal gelungen ist, Kinder reihenweise in den Sportverein zu treiben.

Von Dominic Konrad, SWR

Manga haben sich in den vergangenen 30 Jahren fest am deutschen Comicmarkt etabliert: Zwei von drei verkauften Comics in Deutschland sind heute Manga. Der jährliche Umsatz liege derzeit stabil bei rund 100 Millionen Euro, erklärte jüngst Kai-Steffen Schwarz, Leiter der Manga-Sparte beim Hamburger Carlsen-Verlag, der Rheinischen Post.

Vor allem bei jüngeren Leserinnen und Lesern sind die Comicbände aus Japan populär. Am besten verkaufen sich dabei Titel aus dem Action-Genre wie die Superseller "Dragon Ball" aus der Feder von Akira Toriyama oder das mehr als 100 Bände umfassende Piraten-Epos "One Piece" von Eiichiro Oda - mit mehr als 500 Millionen Bänden der meistverkaufte Comic der Welt.

Sport-Manga als Vermittler japanischer Werte

Ein Manga-Genre erobert in den vergangenen Jahren in Deutschland kontinuierlich neues Publikum: der Sport-Manga. Es ist ein später Erfolg nach einer ambivalenten Publikationsgeschichte.

In Japan sind Sport-Manga seit Mitte des 20. Jahrhunderts Teil des Genre-Angebots. Einen regelrechten Sportboom im Inselstaat lösten 1964 die Olympischen Sommerspiele in Tokio aus. Die Geschichten, die in Sport-Manga erzählt werden, vermitteln zumeist Werte und Ideale, die in der japanischen Gesellschaft fest verwurzelt sind. Es sind meist Erzählungen von Einzelgängern, die durch den Sport Willensstärke, Hartnäckigkeit und Disziplin lernen und so schließlich zu sportlichen, wie gesellschaftlichen Vorbildern werden.

Zudem lernen die Protagonisten, sich als Teil einer Mannschaft zu begreifen. So vermitteln die Comics die Bedeutung von Teamfähigkeit und sozialer Gemeinschaft - in der kollektivistisch geprägten und um Konsens bemühten japanischen Gesellschaft besonders wichtige Tugenden.

Was den Manga zum Manga macht
Als Manga werden Comics in einem bestimmten Zeichenstil bezeichnet, der seinen Ursprung in Japan hat. Typisch dafür sind zum Beispiel eine besonders starke Mimik der Personen oder große Augen. Üblich ist es, dass die Geschichten mit viel Bildern und wenig Text erzählt sind. Gezeichnet sind Manga oft in schwarz-weiß. Traditionell werden sie in der japanischen Richtung gelesen - also von rechts oben nach links unten.
Bücher aus der beliebten "Dragon Ball"-Manga-Serie stehen in einem Regal in einem Geschäft in der Innenstadt von Tokio.

Manga sind bei jungen Leserinnen und Lesern immer beliebter. Einer der Superseller ist die Serie "Dragon Ball".

"Mila Superstar" versetzte Deutschland ins Volleyball-Fieber

In Deutschland feierten die Sportgeschichten aus Japan in den 1990er-Jahren im Kinderfernsehen Erfolge. Animes wie die Fußball-Serien "Die Kickers" und "Die tollen Superstars" (heute besser bekannt als "Captain Tsubasa") begeisterten das junge Publikum.

Die Serie "Mila Superstar" über Liebe und Leidenschaft einer jungen Volleyball-Spielerin löste in Deutschland sogar einen regelrechten Boom aus: Zur Zeit der Ausstrahlung stiegen die Mitgliedszahlen in deutschen Volleyballvereinen unter Mädchen und weiblichen Jugendlichen um 77 Prozent. Bis heute sprechen Wissenschaftler diesbezüglich vom "Mila-Effekt".

Sport-Manga dank Streaming-Hits erfolgreich

Doch deutschen Comic-Verlagen fiel es schwer, den TV-Erfolg auf den Buchmarkt zu übertragen. Gerade zu Beginn des deutschen Manga-Booms war die Leserschaft sehr homogen und wenig sportinteressiert. Hinzu kommt, dass das Risiko, das ein Verlag mit der Veröffentlichung von Sport-Serien eingeht, allein durch die Menge relativ hoch ist: Die Reihen laufen in Japan meist über lange Jahre mit entsprechend vielen Bänden. Schwierig, dabei die Leserschaft bis zum Ende zu halten.

Der Versuch, mit "Slam Dunk" den mit über 185 Millionen verkauften Bänden weltweit erfolgreichsten Sport-Manga in Deutschland zu verlegen, scheiterte um die Jahrtausendwende in zwei Anläufen am mangelnden Leserinteresse. Doch seit einigen Jahren wendet sich das Blatt, nicht zuletzt dank der Programmpolitik auf dem Streaming-Markt: Netflix, Amazon Prime, Disney+ und spezialisierte Anime-Anbieter wie Crunchyroll nehmen vermehrt erfolgreiche Sport-Anime in ihr Angebot auf - mit Erfolg.

Zehntausende verkaufte Bände

Vor allem die Volleyball-Serie "Haikyu!!", die Fußball-Serie "Blue Lock" und die Basketball-Serie "Kuroko's Basketball" konnten so auch in Deutschland eine feste Fangemeinde aufbauen. Den Verlagen bringt dies eine Leserschaft für die entsprechenden Manga-Umsetzungen.

Der Andrang ist beachtlich: In der Corona-Pandemie verkaufte "Haikyu!!" in Deutschland mehr als 40.000 Bände, "Blue Lock" nach Angaben des Verlegers Crunchyroll aus dem vergangenen Jahr mehr als 235.000 Bände. Auch "Slam Dunk" findet nun sein Publikum. Die späte Würdigung der Sport-Comics scheint geglückt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Dezember 2024 um 23:41 Uhr.