Boykott der Selenskyj-Rede BSW unwürdig, AfD noch schäbiger
Die BSW-Abgeordneten hören sich nicht mal an, was der ukrainische Präsident zu sagen hat. Das entlarvt die pure Heuchelei der selbsternannten "Friedenspartei". Noch schäbiger verhält sich die AfD. Putin wird es gefallen.
Unanständig, unwürdig, respektlos - anders kann ich das Verhalten der Wagenknecht-Truppe gegenüber dem Präsidenten der Ukraine nicht bezeichnen. Wolodymyr Selenskyj kommt als Gast in den Deutschen Bundestag. In seiner hochemotionalen Rede dankt er Deutschland für die geleistete Unterstützung, seit sein Land von Russland überfallen und in einen mörderischen Krieg gezogen wurde.
Und was machen die zehn Abgeordneten des russlandfreundlichen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)? Sie boykottieren Selenskyjs Auftritt, bleiben der Rede fern. Ausgerechnet diejenigen, die bei jeder Gelegenheit lautstark fordern, der Krieg müsse am Verhandlungstisch beendet werden. Wagenknecht und Co hören sich nicht einmal an, was einer der wichtigsten Teilnehmer solcher Verhandlungen zu sagen hat. Das ist pure Heuchelei der selbsternannten "Friedenspartei" BSW.
Putin wird die Rhetorik gefallen
Noch schäbiger verhält sich die AfD, die andere überaus russlandfreundliche Partei im Bundestag. Alice Weidel und Tino Chrupalla, das "Duo Infernale" an der Spitze von Fraktion und Partei, griff in die unterste Schublade, um das Fernbleiben ihrer Abgeordneten zu begründen. Sie lehnten es ab, einen "Redner im Tarnanzug" anzuhören und bezeichneten Selenskyj als "Kriegs- und Bettelpräsidenten".
Dem Herrscher im Kreml wird diese abstoßende Rhetorik gefallen. Dass vier AfD-Parlamentarier sich Selenskyjs Rede im Bundestag angehört haben - und an manchen Stellen applaudiert haben - vermutlich nicht. Mal sehen, wie lange es diese vier in der AfD noch aushalten. In der Partei helfen wird ihnen diese Geste des Respekts gegenüber dem ukrainischen Präsidenten vermutlich nicht.
Wagenknecht schlägt Türen zu, statt sie zu öffnen
Aber noch einmal zurück zum Bündnis Sahra Wagenknecht. Nach dem Erfolg bei der Europawahl kokettierte die Parteigründerin und Namensgeberin des BSW damit, Regierungsverantwortung übernehmen zu wollen. Möglichst schon nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst.
Gespräche mit der CDU über eine Kooperation kann sich Wagenknecht nach diesem wohl kalkulierten Eklat im Bundestag abschminken. CDU-Chef Friedrich Merz, der Selenskyj nach dessen Rede minutenlang stehend applaudiert hat, so wie fast alle Bundestagsabgeordneten, würde das nicht zulassen. Statt Türen zu öffnen, schlägt Wagenknecht Türen zu. Aber das ist ja nichts Neues in ihrer langen politischen Laufbahn.
Unanständig, unwürdig, respektlos. Ein Tag zum Vergessen für das BSW.
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