Abgang der Grünen-Spitze Ein folgerichtiger Schritt
Nach vier verlorenen Wahlen stecken die Grünen in einer tiefen Krise. Der Handlungsbedarf der Partei war groß, findet Sabine Henkel. Die Grünen brauchen jetzt jemanden, der eine überzeugende Strategie aufstellt.
Ricarda Lang und Omid Nouripour haben also verstanden, dass sie der Partei nicht mehr helfen können. Ihre Analyse: messerscharf und schonungslos. Die Grünen stecken wahrhaftig in einer schlimmen Krise. Wahlen gehen reihenweise verloren, Umfragewerte brechen zusammen. Wer nicht weiter dabei zugucken will, muss handeln.
Also ist es folgerichtig, dass Lang und Nouripour Platz machen für einen Neuanfang. Andere müssen jetzt genau dafür sorgen. Grüne mit mehr Ausstrahlung, mit Charisma, mit Autorität. Mit dem also, was Lang und Nouripour fehlte: Führungspersönlichkeit. Lang zu jung und ohne Erfahrung, Nouripour - ja, wofür steht eigentlich Nouripour?
Wofür stehen die Grünen heute?
Die grüne Partei hat in den vergangenen Monaten vor sich hin geschlummert. Sie hat ihre DNA-Themen - Klimaschutz und Asylpolitik - liegen lassen oder dem politischen Mainstream angepasst. Wofür stehen die Grünen heute? Schwer zu sagen.
Klar, es ist vor allem Robert Habeck, der Vizekanzler und voraussichtliche Spitzenkandidat, der für die Grünen steht. In seinem Windschatten ist es nicht einfach, nach außen souverän und überzeugend grüne Politik zu verkaufen. Umso wichtiger ist jetzt die Personalauswahl.
Menschenfänger gesucht
Die neue Spitze braucht nun vor allem einen Kopf, der Habeck den Rücken freihält, der nach außen in den Talkshows überzeugen kann. Und jemanden, der die Partei wieder aufrichtet und eine überzeugende Strategie aufstellt, um Wähler und Wählerinnen zurückzugewinnen.
Nicht leicht, wenn sich gefühlt die ganze Welt gegen grüne Werte stellt, wenn die politische Konkurrenz, vor allem einige in der Union, gnadenlos Fakes und Lügen gegen sie platziert. Umso wichtiger ist eine gut aufgestellte Parteizentrale - am besten mit einem Menschenfänger an der Spitze. Der wird gebraucht für grüne Politik.
Selbstkritik nur bei den Grünen?
Wenn die Grünen untergehen, hat das Land ein großes Problem, denn außer ihnen hat keiner ein ernstzunehmendes Interesse an Klima- und Umweltschutz. Die Union nicht, die SPD nicht und die FDP erst recht nicht.
Apropos FDP: In der 0,8 Prozent-Partei denkt niemand an Konsequenzen, im Gegenteil. Dabei wäre es dringend nötig, dass auch dort mal ein Funken Selbstkritik aufkommt. Aber eher wird sich die FDP in Luft auflösen, bevor Christian Lindner sich in Frage stellt.
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