Annalena Baerbock steigt aus einem Flugzeug.
kommentar

Pannen auf Baerbock-Flug Am Boden

Stand: 15.08.2023 11:33 Uhr

Politik ist immer das, was ankommt. Baerbock ist nicht angekommen in Australien. Das doppelte Reise-Desaster steht in groteskem Kontrast zu den Ambitionen der Außenministerin.

Ein Kommentar von Lothar Lenz, ARD-Hauptstadtstudio

Symbolträchtiger kann eine Reise nicht scheitern als Annalena Baerbocks geplanter Antrittsbesuch in Australien und der Südostpazifik-Region. Zweimal versucht die Regierungsmaschine nach dem Tankstopp in Abu Dhabi weiterzufliegen - aber die Landeklappen lassen sich nicht einfahren, und so kommt der Airbus weder auf die nötige Höhe noch auf genügend Geschwindigkeit. Also alles zurück auf Anfang; die Ministerin und ihr Begleittross hängen fest im Wüstenemirat wie eine Karawane ohne Wasser.

Exemplarisch für den Zustand der Bundeswehr

Auf hämische Reaktionen braucht man nicht lange zu warten: Von der "bedingten Flugbereitschaft" der Bundesluftwaffe ist schon die Rede, und in der Tat drängt sich die Frage auf, ob die Flügelklappen der "Konrad Adenauer" nicht exemplarisch für die ganze Bundeswehr stehen, der es ja praktisch an allem fehlt - an funktionsfähigen Fahrzeugen, an Ersatzteilen, an Waffen, an Kleidung, an Munition.

Und natürlich liegt auch eine gewisse Ironie darin, dass ausgerechnet die Maschine einer Grünen-Ministerin zweimal hintereinander tonnenweise Flugbenzin in die Luft blasen muss, weil der vollbetankte Airbus für eine Sicherheitslandung am Abflugort viel zu schwer ist. Ob Annalena Baerbock beim Blick auf die Kerosinschwaden so etwas empfunden hat wie Flugscham? Der ökologische Fußabdruck ihrer gescheiterten Reise zumindest dürfte in keinem Verhältnis zum politischen Nutzen stehen.

Neue Bedeutung für "Regierungskreise"

Aber dafür bekommt jetzt der vielzititierte Begriff von den "Regierungskreisen" eine völlig neue Bedeutung: Wie anders soll man die ministeriale Flugroute im arabischen Nachthimmel auch nennen, die nach etlichen 90-Grad-Kurven wieder zum Ausgangspunkt zurückführt? Böse Zungen sagen, dass auch der gerade nicht fliegende Teil der Bundesregierung schon seit einiger Zeit ähnlich kreisende Bewegungen vollzieht - zum Beispiel bei der bedeutenden Frage, ob und wie man dem Wirtschaftsstandort Deutschland zu neuen Höhenflügen verhelfen kann.

Nach dem Nationalteam der Fußballerinnen ist nun also eine weitere prominente Deutsche daran gescheitert, in Australien einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Menschen down under werden das verschmerzen. Vielleicht kommt Frau Baerbock ja später nochmal vorbei.

Kontrast zur ambitionierten Außenministerin

Auf die Bundesrepublik aber wirft die Blamage von Abu Dhabi kein gutes Licht. Dass eine führende Industrie- und Flugzeugbaunation eine angeblich tadellos gewartete Regierungsmaschine auf die Reise schickt, die dann so kläglich ausfällt und jetzt gleich ausgemustert wird, das ist peinlich. Und mehr noch: Der gleich zweimal gescheiterte Startversuch des Luftwaffen-Airbus steht in einem geradezu grotesken Kontrast zur ambitionierten Außenministerin, die ihre Überzeugungen am liebsten noch bis den entlegensten Winkel der Welt tragen möchte.

Politik ist immer das, was - auch - ankommt.

Lothar Lenz, ARD Berlin, tagesschau, 15.08.2023 11:25 Uhr
Redaktioneller Hinweis

Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 15. August 2023 um 17:05 Uhr.