Assad beim Gipfel der Arabischen Liga Ein Schlag ins Gesicht für Millionen
Der syrische Machthaber Assad ist in den Schoß der arabischen Familie zurückgekehrt - Hunderttausenden Toten zum Trotz. Für Millionen Menschen, die in der Region für Freiheit und Rechte eintreten, muss das ein Schlag ins Gesicht sein.
Handschlag, Umarmung, Bruderküsschen - ein herzlicher Empfang nach feierlichem Protokoll für einen Kriegsverbrecher: Syriens Machthaber Bashar al-Assad kehrt in den Schoß der arabischen Familie zurück.
Der Gipfel von Dschidda ist sein persönlicher Triumph, der langersehnte diplomatische Durchbruch nach zwölf Jahren Isolation. Und das offenbar ohne Zugeständnisse. Der Diktator kann nun auf eine Belebung des Handels, mehr Finanzhilfen, mehr Einfluss hoffen. Fast, als wäre nichts geschehen.
Zerstörtes Land
Syrien aber ist ein traumatisiertes Land in Trümmern. Hunderttausende sind tot, Millionen auf der Flucht, es gibt Schäden in Milliardenhöhe. Assads Bilanz ist verheerend. Um an der Macht zu bleiben, setzte er Giftgas ein, ließ foltern, Schulen und Krankenhäuser bombardieren. Alles akribisch dokumentiert durch die UN. Einen politischen Prozess unter Einbeziehung der Opposition hat er erfolgreich torpediert.
Das Kalkül der arabischen Herrscher: Geeint hoffen sie auf mehr Gewicht in der Welt. Assad soll zudem zur Rücknahme von Flüchtlingen gedrängt werden und den Drogenhandel eindämmen.
Verheerendes Signal
Das Signal von Dschidda aber ist fatal: Machthaber, die internationales Recht mit Füßen treten, ihre Bevölkerung unterjochen, ihr Land zerstören, haben letztlich nicht viel zu befürchten - jedenfalls dann nicht, wenn sie mächtige Partner wie Russland oder den Iran an ihrer Seite haben. Der Westen hat ohnmächtig zugeschaut: Ein paar Sanktionen, Empörung und Appelle, zu mehr war er nicht bereit.
Für Millionen Menschen, die in der Region für Gerechtigkeit, Demokratie, Freiheit und Menschenrechte eintreten, dafür auch ihr Leben riskieren, muss das ein Schlag ins Gesicht sein.
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