Razzia in Hamburg Millionen-Betrug mit Krebsmedikamenten?
Die Firma ZytoService ist ins Visier der Hamburger Staatsanwaltschaft geraten. Dabei geht es um den Vorwurf der Bestechung und des Betruges gegen den Hersteller von Infusionen mit Krebsmedikamenten.
Am Morgen durchsuchten 420 Polizisten und sechs Staatsanwälte die Hamburger Firma ZytoService sowie 47 Objekte im Umfeld des Unternehmens. Dazu gehören Privathäuser, Arztpraxen, Apotheken, ein Krankenhaus und mehrere Firmensitze in Hamburg. ZytoService ist der Marktführer bei der Herstellung von Infusionen für Krebstherapien. Bei der größten Razzia, die in Hamburg je von der Wirtschaftsstaatsanwaltschaft angeordnet wurde, geht es um Bestechung und Betrug.
Groß angelegtes Bestechungsmodell
Nach Recherchen des ARD-Magazins Panorama und "Zeit Online" soll die Firma Ärzte bestochen und durch ein offenbar illegales Geschäftsmodell an lukrative Rezepte von Onkologen gelangt sein. Seit Januar 2017 sollen einzelne Ärzte neben sogenannten "Kickback"-Zahlungen in Höhe von mehr als 500.000 Euro auch "rückzahlungsfreie Darlehen, Nutzung luxuriöser Fahrzeuge oder anderweitige geldwerte Zuwendungen" wie Praxiseinrichtungen erhalten haben.
Im Gegenzug erhielt ZytoService über eine konzernnahe Apotheke von den Ärzten offenbar die lukrativen Rezepte für die Infusionen und rechnete sie wohl zu Unrecht bei den Kassen ab. Allein der Techniker Krankenkasse soll seit Januar 2017 nach Informationen von Panorama ein Betrugsschaden von 8,6 Millionen Euro entstanden sein.
Kriminelle Geschäfte mit dem "Pharmagold"
Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft nach Informationen von Panorama und "Zeit Online" den Hauptbeschuldigten "Bestechlichkeit und Bestechung im Gesundheitswesen und Betrug" vor. Manager von ZytoService, darunter die drei Gründer, sollen "jeweils gewerbsmäßig und als Mitglied einer Bande" gehandelt haben.
Bei Krebserkrankungen entscheiden die Ärztinnen und Ärzte, an welche Spezialapotheken die Rezepte ihrer Patienten für die Infusionen mit Krebsarzneien gehen. Eine Krebstherapie kostet bis zu 100.000 Euro. Die Rezepte sind deshalb für Apotheken und Herstellbetriebe wie ZytoService höchst lukrativ und heißen in der Branche "Pharmagold".