Anerkennung für Reformen Wulff will der Türkei eine faire EU-Chance geben
Die Union ist gegen den EU-Beitritt der Türkei und macht sich für eine privilegierte Partnerschaft stark. Bundespräsident Wulff plädierte im Bericht aus Berlin für ergebnisoffene und faire Beitrittsverhandlungen. Die Türkei bewege sich in die richtige Richtung - wenn auch nicht weit genug.
Bundespräsident Christian Wulff hat "faire" und "ergebnisoffene" Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei gefordert. Er erkenne an, "dass es Prozesse gibt in der Türkei, die hohe Aufmerksamkeit verdienen", sagte der frühere CDU-Bundesvize dem Bericht aus Berlin. Die jüngste Verfassungsänderung ziele in die richtige Richtung. "Aber manches geht bei weitem nicht weit genug", betonte Wulff. "Wenn wir also hier offen sind für Moscheen und Muslime und den Islam, dann ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass die Türkei auch offen sein muss für das Christentum."
"Wir brauchen freie Religionsausübung"
Die Kirchen hätten es in der Türkei extrem schwer. Das werde auch eines der wesentlichen Themen seiner bevorstehenden Türkei-Reise sein. Es gebe "Prozesse, die in Gang sind, die aber beschleunigt werden müssen", sagte der Bundespräsident.
Die CDU, dessen stellvertretender Vorsitzender Wulff bis zu seiner Wahl ins Amt des Bundespräsidenten war, lehnt einen EU-Beitritt der Türkei bislang ab. Die Partei verlangt stattdessen eine "privilegierte Partnerschaft" zwischen der Europäischen Union und dem Land.
Türkei beklagt fehlende Fairness
Der türkische Europaminister Egemen Bagis beklagte sich unterdessen, dass das Verhalten der EU gegenüber der Türkei in den Beitrittssverhandlungen weder fair noch haltbar sei. "Der Verhandlungsprozess wird auf eine Weise durch politische Intrigen gestört, wie es vorher noch kein Bewerberland erlebt hat", sagte er. Die türkische Öffentlichkeit sei zunehmend enttäuscht.