"Europäischer Studienreport" Studium ohne Abitur in Deutschland besonders schwer
Deutschland macht studieren ohne klassisches Abitur besonders schwer - das ergab eine EU-Vergleichsstudie. Der Anteil liegt bei gerade mal fünf Prozent. Erneut wurde hier auch die Benachteiligung von Kindern aus Arbeiterfamilien beim Studium trotz Hochschulreife betont.
Deutschland macht Fachkräften ohne klassisches Abitur eine Weiterqualifizierung durch ein Hochschulstudium besonders schwer. Das ist ein Ergebnis des "Europäischen Studienreports", der am Montag veröffentlicht wird und der dpa bereits vorliegt.
Beruflich Qualifizierte beim Studium benachteiligt
Besonders schwer haben es laut der Studie in Deutschland Fachkräfte ohne Abitur, die ein Studium zur Weiterbildung aufnehmen wollen. Hier bildet Deutschland eines der Schlusslichter in der EU. Führend mit 36 Prozent Studenten ohne Abitur ist Schweden. Qualifikation für die Hochschulausbildung wurde in diesen Fällen zumeist im Beruf gesammelt. In Deutschland liegt deren Anteil lediglich bei fünf Prozent - und damit auf einer Ebene mit Lettland. Noch ungünstiger als in Deutschland sieht es für Studenten als Seiteneinsteiger nur in Frankreich und in Italien aus. Gute Chancen für Berufstätige zum nachträglichen Hochschuleinstieg bieten sich dafür in Spanien und Schottland. Jeder dritte bis vierte Studierende hat dort kein Abitur. In den Niederlanden und Irland gehört immerhin noch jeder zehnte Studierende zur Gruppe der Nicht-Abiturienten.
Soziale Herkunft hat Einfluss auf Bildungsweg
Auch die Abhängigkeit von sozialer Herkunft auf den Bildungserfolg ist im EU-Vergleich in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Studierende Kinder aus Arbeiterfamilien - selbst wenn sie über ein klassisches Abitur verfügen - sind hier besonders unterrepräsentiert. Geringer ist deren Anteil nur in Österreich. Besonders gut sind dagegen sind die Chancen für Arbeiterkinder in Finnland, Spanien und den Niederlanden.
Studienfinanzierung meist durch Eltern
Die beste finanzielle Unterstützung mit Grundförderung und Stipendien erhalten laut Report finnische, schwedische und schottische Studenten. Deutlich unter dem dortigen Existenzminimum liegt dagegen das monatliche Einkommen der ärmsten Studierenden in Irland, Spanien und Frankreich. Berücksichtigt wurden dabei staatliche Zuwendungen, Unterhaltszahlungen der Eltern und Verdienste durch Jobs. Deutschland verfügt mit dem BAföG zwar über eine traditionell gute Studienförderung für bedürftige Studierende. Trotzdem tragen nicht nur hierzulande die Eltern den Großteil der Studienfinanzierung.
Frauen drängen in die Hochschulen
Der Report spricht weiterhin von einer steigenden Frauenquote bei Studierenden. In Schweden und Slowenien stellen sie schon zwei Drittel aller Studenten. Aber auch in Deutschland sind inzwischen fast 50 Prozent der Hochschulgänger weiblich. Der Frauenanteil an den türkischen Universitäten beträgt inzwischen 47 Prozent. Eine Vorreiterrolle bei Studenten mit Kindern nimmt Skandinavien ein: In Norwegen hat jeder fünfte Studierende bereits ein Kind, in Schweden jeder sechste. Unter Deutschlands Studenten hat dagegen nur jeder zwanzigste bereits Nachwuchs.