
Sachsen-Anhalt Suche nach vermeintlicher Raubkatze beendet
Am Geiseltalsee im Saalekreis wird vorerst nicht weiter nach einem mutmaßlichen Raubtier gesucht. Braunsbedras Bürgermeister Schmitz geht inzwischen davon aus, dass das gesuchte Tier kleiner ist als zunächst gedacht. Eine Videoaufnahme der vermeintlichen Raubkatze hatte eine groß angelegte Suche ausgelöst und bundesweite Schlagzeilen zur Folge. Eine behördliche Warnung ist inzwischen aufgehoben.
- Nach der Sichtung einer vermeintlichen Raubkatze bei Braunsbedra haben die Behörden ihre Warnmeldung aufgehoben.
- Inzwischen wird vermutet, dass es sich eher um eine größere Katze gehandelt hat.
- Dem Landratsamt zufolge sind vorerst keine weiteren Suchaktionen geplant.
Die Suche nach einer vermeintlichen Großkatze am Geiseltalsee im Saalekreis ist offiziell beendet. Das teilte der Bürgermeister der Stadt Braunsbedra, Steffen Schmitz (CDU), mit. Seinen Angaben nach wurde das Video, das die groß angelegte Suche ausgelöst hatte, nachgestellt. Dies habe die Größenverhältnisse des Tieres deutlich gemacht, so Schmitz.
Demnach konnte der Aufnahme-Ort des Original-Videos leicht ausfindig gemacht werden. "Wir haben einen Mitarbeiter dahin gestellt, um die Größenverhältnisse beurteilen zu können. Dann kam da noch eine Katze vorbei. Das passte ganz gut."
Doch kein Raubtier am Geiseltalsee? Entwarnung nach Fotomontage
Experten von Cybertracker, einem internationalen Netzwerk von Experten für digitales Fährten lesen, hätten dann eine Bild-Montage angefertigt. Darauf zu sehen ist der maßstabgerechte Vergleich des Original-Videos der vermeintlichen Großkatze mit dem Video des Bürgermeisters. "Zusätzlich haben sie Beispielbilder tatsächlicher Pumas darauf gelegt, um die Größenverhältnisse klarzumachen", so Schmitz. Schmitz geht inzwischen eher davon aus, dass es sich bei dem gesichteten Tier eher um eine größere Katze handelt.
Suche nach vermuteter Raubkatze abgebrochen
Gefilmt worden war das mutmaßliche Raubtier bereits am Freitag von einer Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. So sagte es am Dienstag Dezernentin Sabine Faulstich MDR SACHSEN-ANHALT. Faulstich sprach zu diesem Zeitpunkt von einer "achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit", dass es sich um einen Puma handelt.
Das Video hatte am Montag und Dienstag eine groß angelegte Suchaktion nach einem Raubtier zur Folge. Weil im Raum stand, dass es sich um einen Puma handeln könnte, gab es bundesweite Schlagzeilen. Am Dienstag waren Polizei und Feuerwehr nach Angaben der Kreisverwaltung mit drei Drohnen im Raum Braunsbedra im Einsatz. Später hatte demnach auch ein Polizei-Hubschrauber das Gebiet rund um den Geiseltalsee abgesucht, aber ohne Erfolg.
Weitere Suchaktionen sind nun vorerst nicht geplant. Nach Angaben von Bürgermeister Schmitz wurde ein eigens eingerichtetes Lagezentrum inzwischen aufgelöst. Sollte das Tier erneut auftauchen, werde dem aber nachgegangen. Dem Kreis zufolge kann in so einem Fall auf die Regel-Bereitschaft des Veterinäramtes, des Umweltamtes und des Amtes für Brand und Katastrophenschutz zurückgegriffen werden. Das seien zunächst drei Personen, die bei Bedarf jederzeit aufgestockt werden könnten.
Saalekreis verteidigt Suchaktion – Höhe der Kosten noch offen
Um was für ein Tier es sich bei dem gesichteten Vierbeiner genau handelt, steht weiter nicht fest: "Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen", so Landratsamts-Sprecherin Susanne Lange. Der Saalekreis verteidigte die groß angelegte Suche nach dem vermeintlichen Puma. Dezernentin Sabine Faulstich teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch auf Nachfrage mit, die am Montagabend eingeleiteten Schritte zur Gefahrenabwehr seien richtig und zu dem Zeitpunkt notwendig und angemessen gewesen.
Alle Beteiligten hätten nach Ansicht des eingesandten Videos die gleiche Schlussfolgerung gezogen und die Größe des Tieres gleichermaßen zugeordnet. Faulstich verteidigte auch die optische Wahrnehmung der Mitarbeiterin des Kreises, die das Video am Freitagabend aufgenommen hatte. Die Perspektive, aus der die Aufnahmen gemacht worden seien, lasse die Größen-Einordnung zu. Wie viel der Einsatz insgesamt gekostet hat, kann der Landkreis eigenen Angaben zufolge derzeit noch nicht beziffern.

Die Polizei suchte am Geiseltalsee nach der gesichteten mutmaßlichen Raubkatze. Am Dienstagabend wurde die Suche zurückgefahren.
Bergzoo Halle: Video zu schlecht, um Raubtier als Puma zu erkennen
Der Bergzoo Halle hatte in der Diskussion darum, ob es sich um einen Puma handeln könnte, zurückhaltend reagiert: Sprecher Tom Bernheim sagte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag, das Videomaterial sei so schlecht, dass eine schlüssige Auswertung nicht möglich sei. Man habe, wie andere Einrichtungen ebenfalls, das Videomaterial gesichtet und könne höchstens sagen, dass es eine Großkatze, ein Raubtier sein könnte. Jede andere Aussage wäre unseriös, erklärte Bernheim.
Zoos hätten Puma aufgenommen
Was passiert mit dem Puma, wenn ein Puma gefunden wird? Auch dafür gab es am Dienstag schon Pläne: Hätte es sich tatsächlich um einen Puma gehandelt, wollten die Behörden das Tier lebend fangen und betäuben. Der Zoo in Halle erklärte sich bereit, die Raubkatze aufzunehmen. Auch der Zoo in Aschersleben war im Gespräch.
Erste Sichtung am Freitag, Warnung der Bevölkerung erst am Montag
Obwohl die Sichtung des Tieres bereits am Freitag erfolgt war, wurde die Bevölkerung vom Saalekreis erst am Montag über die Warn-Apps Katwarn und Nina informiert. Braunsbedras Bürgermeister Schmitz erklärte die Verzögerung damit, dass die Mitarbeiterin zunächst unsicher war und ihre Beobachtung erst mit zeitlichem Abstand meldete. Das Video sei daher erst Sonntagabend an die zuständigen Stellen weitergegeben worden.
Am Montagabend hätten sich weitere Bürger gemeldet, die die vermeintliche Raubkatze gesehen haben wollen. Demnach wurden fünf bis sechs Sichtungen in den Bereichen Pfännerhall, Branderodaer Hohle und am Weinberg Reifert gemeldet.

Über die Warn-Apps Katwarn und Nina wurde eine offizielle Warnmeldung an die Bevölkerung herausgegeben.
Woher ein möglicher Puma stammen könnte, konnte sich die Kreisverwaltung am Dienstag allerdings nicht erklären. So habe es keine Hinweise gegeben, dass aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sei. Auch alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden. Deshalb ging das Landratsamt von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres aus.
Erinnerung an ähnliche Warnung in Kleinmachnow
Die große Suche in Braunsbedra erinnert an einen ähnlichen Fall in Brandenburg im Sommer vor knapp zwei Jahren. In Kleinmachnow südwestlich von Berlin jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handy-Video. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier allerdings als Wildschwein heraus.
Anmerkung der Redaktion: Die Behörden sprachen in der Warnung von einer Großkatze. Pumas werden allerdings trotz ihrer Größe als Kleinkatzen klassifiziert.
In einer früheren Fassung des Artikels war zudem die Rede davon, es sei ein zweites Video einer Tiersichtung aufgetaucht. Inzwischen ist klar, dass es sich bei diesem Video um die Nachstellung der Original-Szene handelt, die die große Suchaktion ausgelöst hatte.
dpa, MDR (Engin Haupt, Martin Krause, Tatiana Gropius, Kalina Bunk, Stephan Bringezu, Marc Weyrich, Christoph Dziedo, Annekathrin Queck, Luca Deutschländer) | Erstmals veröffentlicht am 17. Juni 2025