Ein Polizist steht an einem Polizeiwagen vor dem Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt Polizei warnt vor freilaufender Großkatze

Stand: 17.06.2025 18:48 Uhr

Das am Geiseltalsee im Saalekreis mutmaßlich gesichtete Raubtier ist noch nicht gefunden worden. Am Dienstagabend gab es dennoch vorsichtige Entwarnung: Landkreis und Stadt Braunsbedra erklärten, neues Videomaterial zeige, dass das gefilmte Tier wohl doch kleiner sein könnte als zunächst gedacht.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Nach der Sichtung eines mutmaßlichen Raubtiers im Raum Braunsbedra hat der Saalekreis vorsichtig Entwarnung gegeben. In einer Mitteilung von Dienstagabend hieß es, im Laufe des Tages sei ein zweites Video einer Tiersichtung aufgetaucht. Man gehe davon aus, dass es sich um ein- und dasselbe Tier handele. Wörtlich schrieb die Kreisverwaltung: "Aus der Perspektive des neuen Videos ist das zu sehende Tier kleiner als zunächst zwingend zu vermuten und durch die Experten bisher eingeschätzt wurde."

Neues Video soll geprüft werden, vorsichtige Entwarnung

Man werde das nun gemeinsam mit Experten prüfen, die großangelegte Suche aber mit dem neuen Wissen zurückfahren.

Ähnlich äußerte sich am Abend der Bürgermeister von Braunsbedra, Steffen Schmitz. Er sagte dem MDR, nach Sichtung des weiteren Videos müsse man nicht mehr von "einem so großen Tier" ausgehen. Womöglich handele es sich um eine größere Katze, nicht um ein Raubtier.

Polizisten bereiten ein Schlauchboot am Geiseltalsee vor.

Die Polizei suchte am Geiseltalsee nach der gesichteten Raubkatze. Am Dienstagabend wurde die Suche zurückgefahren.

Zuvor hatte es seit Montag und insbesondere Dienstag eine großangelegte Suchaktion nach einem Puma gegeben. Noch am Dienstagmittag hatte die Kreisverwaltung auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass Polizei und Feuerwehr mit drei Drohnen im Raum Braunsbedra im Einsatz sind. Später hatte demnach auch ein Polizeihubschrauber das Gebiet rund um den Geiseltalsee abgesucht, aber ohne Erfolg.

Gefilmt worden war das Tier den Angaben zufolge bereits am Freitag von einer Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. So sagte es am Dienstag Dezernentin Sabine Faulstich MDR SACHSEN-ANHALT. Sie sprach da noch von einer "achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit", dass es sich tatsächlich um einen Puma handelt.

Bergzoo Halle: Video zu schlecht, um Raubtier als Puma zu erkennen

Der Bergzoo Halle hatte sich dagegen zurückhaltender gezeigt: Sprecher Tom Bernheim sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Videomaterial sei so schlecht, dass eine schlüssige Auswertung nicht möglich sei. Man habe, wie andere Einrichtungen ebenfalls, das Videomaterial gesichtet und könne höchstens sagen, dass es eine Großkatze, ein Raubtier sein könnte. Jede andere Aussage wäre unseriös, erklärte Bernheim.

Im MDR AKTUELL Live von Dienstag, 14.30 Uhr, sehen Sie ein Gespräch mit Braunsbedras Bürgermeister:

Spurensuche: Großkatze am Geiseltalsee

Mehrere Sichtungen gemeldet

Obwohl die Sichtung des Tieres bereits am Freitag erfolgt war, wurde die Bevölkerung vom Saalekreis erst am Montag über die Warn-Apps Katwarn und Nina informiert. Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) erklärte die Verzögerung damit, dass die Mitarbeiterin zunächst unsicher war und erst mit zeitlichem Abstand ihre Beobachtung meldete. Das Video sei daher erst Sonntagabend an die zuständigen Stellen weitergegeben worden.

Hier können Sie den Stand der Suche von Dienstag, 9 Uhr, sehen.

Am Montagabend hätten sich weitere Bürger gemeldet, die die Raubkatze gesehen haben wollen. Demnach wurden fünf bis sechs Sichtungen in den Bereichen Pfännerhall, Branderodaer Hohle und am Weinberg Reifert gemeldet.

Zoos hätten Puma aufgenommen

Was passiert mit dem Puma, wenn ein Puma gefunden wird? auch dafür gab es am Dienstag schon Pläne: Sollte es sich tatsächlich um einen Puma handeln, wollen die Behörden das Tier lebend fangen und betäuben, hieß es am frühen Nachmittag. Der Zoo in Halle habe sich bereit erklärt, die Raubkatze aufzunehmen. Auch der Zoo in Aschersleben sei im Gespräch.

Landkreis warnt Bevölkerung und richtet Bürgertelefon ein

Der Landkreis hatte seine Bewohner aufgerufen, Wiesen und Wälder in dem Gebiet vorerst zu meiden und sich sofort bei der Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 melden, wenn sie die Großkatze sehen.

Was bei Sichtungen zu tun ist
Der Landkreis weist darauf hin, der Raubkatze beim Zusammentreffen nicht in die Augen, sondern auf den Körper zu schauen, langsam zurückzuweichen und sich großzumachen. Hunde sollen demnach an der Leine geführt werden. Für Rückfragen und Sichtungen wurde ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter folgender Telefonnummer erreichbar ist: 03461-401255
Die Warn-Apps Nina und KatWarn verweisen auf einem Smartphone auf die Sichtung einer Großkatze am Geiseltalsee im südlichen Saalekreis.

Über die Warn-Apps Katwarn und Nina wurde eine offizielle Warnmeldung an die Bevölkerung herausgegeben.

Kalb in der Nähe des Sees gerissen

Die Kreisverwaltung teilte im Laufe des Dienstags mit, dass unklar sei, woher ein Puma stammen könnte. So gebe es keine Hinweise, dass aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sei. Auch alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden. Deshalb gehe das Landratsamt von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres aus.

Nach Angaben des Landkreises war in den vergangenen Tagen ein Kalb in der Nähe des Sees gerissen worden. Der Kadaver werde nun genauer untersucht, um die Frage zu beantworten, ob das Tier von einer Raubkatze getötet wurde.

Tierschutzorganisation Peta kritisiert Wildtierhaltung
Auch die Tierschutzorganisation Peta meldete sich zu Wort. Sie setzte einer Mitteilung zufolge für Hinweise, die den Halter oder die Halterin zweifelsfrei identifizieren, eine Belohnung in Höhe von 500 Euro aus. Wer etwas beobachte oder anderweitig mitbekomme, solle sich per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation melden – bei Bedarf auch anonym. Peta fordert, den Handel und die Haltung von exotischen Wildtieren zu verbieten. Der unregulierte Handel damit habe ungeahnte Ausmaße erreicht. Sogar Großkatzen wie Tiger und Löwen seien im Internet käuflich erwerbbar. In vielen Bundesländern, darunter Sachsen-Anhalt, dürften sie legal privat gehalten werden. Bereits vor vier Jahren hatte es im Süden Sachsen-Anhalt einen Zwischenfall mit einem Raubtier gegeben. Ein Model war bei einem Fotoshooting auf einem Gnadenhof von einem Leoparden angegriffen und mehrfach in den Kopf gebissen worden.

Erinnerung an ähnliche Warnung in Kleinmachnow

Im Sommer vor knapp zwei Jahren Jahr hatte ein ähnlicher Vorfall in Kleinmachnow südwestlich von Berlin für Aufsehen gesorgt: Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier allerdings als Wildschwein heraus.

Hinweis: Die Behörden sprechen in der Warnung von einer Großkatze. Pumas werden allerdings trotz ihrer Größe als Kleinkatzen klassifiziert.

dpa, MDR (Engin Haupt, Martin Krause, Tatiana Gropius, Kalina Bunk, Stephan Bringezu, Marc Weyrich, Christoph Dziedo, Annekathrin Queck, Luca Deutschländer)