
Sachsen-Anhalt Polizei warnt vor freilaufender Großkatze
Das am Geiseltalsee im Saalekreis mutmaßlich gesichtete Raubtier ist noch nicht gefunden worden. Am Dienstagabend gab es dennoch vorsichtige Entwarnung: Landkreis und Stadt Braunsbedra erklärten, neues Videomaterial zeige, dass das gefilmte Tier wohl doch kleiner sein könnte als zunächst gedacht.
- Nach der Sichtung einer vermeintlichen Raubkatze bei Braunsbedra haben die Behörden vorsichtige Entwarnung gegeben.
- Zuvor hatten Rettungskräfte unter anderem mit Drohnen stundenlang nach dem Tier gesucht.
- Auch der Fund eines gerissenen Kalbs war bereits in einen möglichen Zusammenhang gebracht worden.
Nach der Sichtung eines mutmaßlichen Raubtiers im Raum Braunsbedra hat der Saalekreis vorsichtig Entwarnung gegeben. In einer Mitteilung von Dienstagabend hieß es, im Laufe des Tages sei ein zweites Video einer Tiersichtung aufgetaucht. Man gehe davon aus, dass es sich um ein- und dasselbe Tier handele. Wörtlich schrieb die Kreisverwaltung: "Aus der Perspektive des neuen Videos ist das zu sehende Tier kleiner als zunächst zwingend zu vermuten und durch die Experten bisher eingeschätzt wurde."
Neues Video soll geprüft werden, vorsichtige Entwarnung
Man werde das nun gemeinsam mit Experten prüfen, die großangelegte Suche aber mit dem neuen Wissen zurückfahren.
Ähnlich äußerte sich am Abend der Bürgermeister von Braunsbedra, Steffen Schmitz. Er sagte dem MDR, nach Sichtung des weiteren Videos müsse man nicht mehr von "einem so großen Tier" ausgehen. Womöglich handele es sich um eine größere Katze, nicht um ein Raubtier.

Die Polizei suchte am Geiseltalsee nach der gesichteten Raubkatze. Am Dienstagabend wurde die Suche zurückgefahren.
Zuvor hatte es seit Montag und insbesondere Dienstag eine großangelegte Suchaktion nach einem Puma gegeben. Noch am Dienstagmittag hatte die Kreisverwaltung auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass Polizei und Feuerwehr mit drei Drohnen im Raum Braunsbedra im Einsatz sind. Später hatte demnach auch ein Polizeihubschrauber das Gebiet rund um den Geiseltalsee abgesucht, aber ohne Erfolg.
Gefilmt worden war das Tier den Angaben zufolge bereits am Freitag von einer Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. So sagte es am Dienstag Dezernentin Sabine Faulstich MDR SACHSEN-ANHALT. Sie sprach da noch von einer "achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit", dass es sich tatsächlich um einen Puma handelt.
Bergzoo Halle: Video zu schlecht, um Raubtier als Puma zu erkennen
Der Bergzoo Halle hatte sich dagegen zurückhaltender gezeigt: Sprecher Tom Bernheim sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Videomaterial sei so schlecht, dass eine schlüssige Auswertung nicht möglich sei. Man habe, wie andere Einrichtungen ebenfalls, das Videomaterial gesichtet und könne höchstens sagen, dass es eine Großkatze, ein Raubtier sein könnte. Jede andere Aussage wäre unseriös, erklärte Bernheim.
Im MDR AKTUELL Live von Dienstag, 14.30 Uhr, sehen Sie ein Gespräch mit Braunsbedras Bürgermeister:
Mehrere Sichtungen gemeldet
Obwohl die Sichtung des Tieres bereits am Freitag erfolgt war, wurde die Bevölkerung vom Saalekreis erst am Montag über die Warn-Apps Katwarn und Nina informiert. Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) erklärte die Verzögerung damit, dass die Mitarbeiterin zunächst unsicher war und erst mit zeitlichem Abstand ihre Beobachtung meldete. Das Video sei daher erst Sonntagabend an die zuständigen Stellen weitergegeben worden.
Hier können Sie den Stand der Suche von Dienstag, 9 Uhr, sehen.
Am Montagabend hätten sich weitere Bürger gemeldet, die die Raubkatze gesehen haben wollen. Demnach wurden fünf bis sechs Sichtungen in den Bereichen Pfännerhall, Branderodaer Hohle und am Weinberg Reifert gemeldet.
Zoos hätten Puma aufgenommen
Was passiert mit dem Puma, wenn ein Puma gefunden wird? auch dafür gab es am Dienstag schon Pläne: Sollte es sich tatsächlich um einen Puma handeln, wollen die Behörden das Tier lebend fangen und betäuben, hieß es am frühen Nachmittag. Der Zoo in Halle habe sich bereit erklärt, die Raubkatze aufzunehmen. Auch der Zoo in Aschersleben sei im Gespräch.
Landkreis warnt Bevölkerung und richtet Bürgertelefon ein
Der Landkreis hatte seine Bewohner aufgerufen, Wiesen und Wälder in dem Gebiet vorerst zu meiden und sich sofort bei der Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 melden, wenn sie die Großkatze sehen.

Über die Warn-Apps Katwarn und Nina wurde eine offizielle Warnmeldung an die Bevölkerung herausgegeben.
Kalb in der Nähe des Sees gerissen
Die Kreisverwaltung teilte im Laufe des Dienstags mit, dass unklar sei, woher ein Puma stammen könnte. So gebe es keine Hinweise, dass aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sei. Auch alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden. Deshalb gehe das Landratsamt von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres aus.
Nach Angaben des Landkreises war in den vergangenen Tagen ein Kalb in der Nähe des Sees gerissen worden. Der Kadaver werde nun genauer untersucht, um die Frage zu beantworten, ob das Tier von einer Raubkatze getötet wurde.
Erinnerung an ähnliche Warnung in Kleinmachnow
Im Sommer vor knapp zwei Jahren Jahr hatte ein ähnlicher Vorfall in Kleinmachnow südwestlich von Berlin für Aufsehen gesorgt: Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier allerdings als Wildschwein heraus.
Hinweis: Die Behörden sprechen in der Warnung von einer Großkatze. Pumas werden allerdings trotz ihrer Größe als Kleinkatzen klassifiziert.
dpa, MDR (Engin Haupt, Martin Krause, Tatiana Gropius, Kalina Bunk, Stephan Bringezu, Marc Weyrich, Christoph Dziedo, Annekathrin Queck, Luca Deutschländer)