Sachsen-Anhalt Trotz Aktienkrise: LiCycle in Osterweddingen dennoch optimistisch
Die Recycling-Anlage LiCycle in Osterweddingen läuft noch nicht auf voller Kapazität. Es braucht mehr Lithium-Ionen-Batterien, vor allem von E-Autos. Das kanadische Unternehmen hatte mit Finanzierungsproblemen gekämpft und auch angekündigt, Stellen zu streichen. Der Standort in Osterweddingen ist laut Leitung aber nicht betroffen. Dort sollen weitere Mitarbeiter eingestellt werden.
Das Werk von LiCycle in Osterweddingen ist etwas länger als ein Jahr in Betrieb und arbeitet noch nicht auf voller Kapazität. Die Schredder in dem Werk südlich von Magdeburg standen zuletzt wegen Reparaturarbeiten einige Tage lang still. Routine und übliche Abnutzungserscheinung, sagt Standortleiter Frank Pommerencke.
Standortleiter in Osterweddingen ist optimistisch
Bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer erklärte Pommerencke, eine zweite Recycling-Anlage sei zwar im Aufbau, jedoch sei man "auch auf den Markt angewiesen".
Er verwies damit auf die Verfügbarkeit von alten Lithium-Ionen-Batterien, vor allem von E-Autos, die niedriger sei, als erwartet wurde. Ähnliche Probleme hätten auch andere Recycling-Unternehmen in der Region. Dennoch: Man führe mit Kunden gute Gespräche, die Anlage sei fast fertig, so Pommerencke. Die Auftragsbücher seien aktuell voll. Er blicke daher optimistisch in die Zukunft.
Seltene Metalle und Erden lassen sich aus Batterien zurückgewinnen
Zur Eröffnung im vergangenen Jahr hieß es, die Anlage könne 10.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr verarbeiten. Geplant war damals auch eine Kapazitätserweiterung der Anlage auf 30.000 Tonnen pro Jahr zu steigen. LiCycle verwertet Lithium-Ionen-Batterien, zum Beispiel von alten E-Autos. Das Werk könne neben Autobatterien aber auch Batterien aus Smartphones oder Gartengeräten zerlegen.
Nach Firmenangaben ist das Schreddern in der Anlage in Osterweddingen vergleichsweise wasser- und energiesparend. Anders als andere Anbieter könne man auch geladene Batterien wiederverwerten. Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) hatte dem Standort von LiCycle in Osterweddingen im Februar Förderungen in Höhe von 6,4 Millionen Euro überreicht.
Die "schwarze Masse"
Am Ende des Prozesses von LiCycle würden Plastik und Metallteile aus einer "schwarzen Masse" herausgetrennt. Aus dieser lassen sich demnach seltene Metalle und Erden wie Lithium, Kobalt, Nickel oder Mangan zurückgewinnen. Aus Sicht von Frank Pommerencke ist die Kreislaufwirtschaft wichtig, da die Ressourcen endlich seien. Die "schwarze Masse" kann das Unternehmen bislang noch nicht selber verwerten und muss sie deshalb weiter verkaufen. Denn der Bau der eigenen Verwertungsanlage in Rochester in den USA ist aktuell unterbrochen. Pommerencke sagte, im kommenden Jahr sollte weiter gebaut werden.
LiCycle kündigte an, Stellen zu streichen
Das Unternehmen aus Kanada hatte mit Finanzierungsproblemen gekämpft und auch angekündigt, Stellen zu streichen. Osterweddingen soll nicht davon betroffen sein. Hier sollen Pommerencke zufolge auch weitere Mitarbeiter eingestellt werden.
Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang um 97 Prozent gesunken. Unternehmensgründer Ajay Kochhar sagte zuletzt in einem Interview, LiCycle plane langfristig und prognostiziere, dass es künftig wesentlich mehr Batterie-Material für die Verwertung im Recycling zu Verfügung stellen werde.
Auch ein Pressesprecher betonte bei MDR SACHSEN-ANHALT, der Standort in Osterweddingen sei für die Pläne des Unternehmens sehr wichtig. Das zeige sich darin, dass man sich dort nach verschiedenen Nachhaltigkeits- und Umweltstandards habe zertifizieren lassen. Die Firma LiCycle (auch als Li-Cycle geschrieben) gibt es seit 2016. Die Niederlassung in der Gemeinde Sülzetal im Landkreis Börde ist im August 2023 in Betrieb genommen worden.
MDR (Max Hensch, Maximilian Fürstenberg) | Erstmals veröffentlicht am 21.10.2024