
Sachsen-Anhalt "Es ist ein Risiko": Junger Familienvater saniert Plattenbau in Bismark
Viele Städte in Sachsen-Anhalt haben ihre Plattenbauten mit viel Fördergeldern abgerissen oder saniert. Dass privat Geld investiert wurde, war selten. In Bismark in der Altmark (Landkreis Stendal) versucht jetzt ein junger Bauunternehmer genau das. Der 31-jährige Bastian Behnert hat von der Stadt einen Plattenbau gekauft und will ihn wieder mit Leben füllen. Auch seine Familie packt mit an.
- Bauunternehmer Bastian Behnert investiert zwei Millionen Euro in einen Plattenbau in Bismark, um altersgerechte Wohnungen zu schaffen.
- Bürgermeisterin Annegret Schwarz (CDU) ist froh über den "verlässlichen Partner".
- Im kommenden Jahr soll der Umbau abgeschlossen sein.
Es ist staubig und laut auf der Baustelle in Bismark in der Straße der Solidarität. Die alten Kachelöfen werden mit Abbruch-Hammer klein gehämmert. Eimerweise wird der Schutt über die Balkons in einen Container geschmissen. "Ich habe noch versucht, die Öfen über E-Bay-Kleinanzeigen zu verkaufen. Die wollte aber niemand haben", sagt der 31-jährige Bauunternehmer Bastian Behnert aus Lindstedt.
Investitionen von zwei Millionen Euro
Die Kachelöfen sind aber nicht das einzige, was derzeit raus muss aus dem DDR-Plattenbau aus den 1970er Jahren. "Wir bauen die Treppenhäuser um und bauen Fahrstühle ein. Dafür muss ein Teil der Treppen raus", sagt der Firmenchef, der vor ein paar Monate für ein paar Tausend Euro das Gebäude von der Stadt Bismark gekauft hat. Es stand seit Jahren so gut wie leer.
Ich spüle 24 Wohnungen auf den Markt und wir sind hier nicht in Berlin, sondern in der Altmark auf dem platten Land. Bastian Behnert, Bauunternehmer |
Altersgerechte Wohnungen möchte Bastian Behnert schaffen. Insgesamt rund zwei Millionen Euro will er dafür investieren. Statt Ofenheizung soll es künftig Fußbodenheizung geben. Ein mutiges Unterfangen, wie er selbst weiß.
"Auf alle Fälle ist es ein Risiko. Ich weiß nicht, ob ich hier in der kleinen Stadt Bismark überhaupt die ganzen Wohnungen vermietet bekomme", sagt Behnert. "Ich spüle 24 Wohnungen auf den Markt und wir sind hier nicht in Berlin, sondern in der Altmark auf dem platten Land."
"Wir sind sehr froh, dass wir einen Investor aus der Region haben"
Bürgermeisterin Annegret Schwarz (CDU) bewundert den jungen Unternehmer für seinen großen Mut. "Als er sein Interesse bekundet hat, haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt", sagt die Verwaltungschefin. Innerhalb kürzester Zeit habe man im Stadtrat einen einstimmigen Beschluss für den Verkauf hinbekommen. "Wir sind sehr froh, dass wir einen Investor aus der Region haben", sagt Schwarz. Schon mit Behnerts Vater als Bauunternehmer habe man Projekte umgesetzt.
Anders als beispielsweise in Stendal, wo im Stadtteil Süd leer stehende DDR-Wohnblocks immer wieder den privaten Besitzer wechseln, aber ansonsten nichts passiert, habe man jetzt hier in Bismark "einen verlässlichen Partner", sagt Bürgermeisterin Schwarz. Auch in Bismark habe man – wie in Stendal – auswärtige Interessenten und möglicherweise auch Spekulanten gehabt. "Wenn man da ein bisschen recherchiert hat, dann sind einem schnell die Zweifel gekommen."
Seit Jahren steht der jetzt verkaufte Plattenbau der Stadt finanziell ein Klotz am Bein. Eigentlich wollte die Stadt diesen Plattenbau – und auch zwei Nachbar-Blöcke – abreißen. "Wir sind aber nicht in ein entsprechendes Förderprogramm gekommen", sagt Bürgermeisterin Schwarz. Mit zwei Millionen Euro Abrisskosten für die Häuser sei kalkuliert worden. Die jährlichen Unterhaltskosten lagen bei 25.000 bis 30.000 Euro.

Auch Bastian Behnerts Frau Michelle hilft beim Umbau.
Umbau wird zum Familien-Projekt
Der private Umbau ist jetzt ein Familien-Projekt geworden. Der 31-jährige Firmenchef Bastian Behnert spannt nicht nur seine acht Mitarbeiter ein, sondern auch seinen Vater und Ehefrau Michelle. "Ich weiß gar nicht richtig, auf was wir uns hier eingelassen haben, aber es ist ein spannendes Projekt", sagt Michelle Behnert, die sich auch sonst nicht über Arbeit beklagen kann. Als Mutter von zwei Jungs im Kindergarten- und Grundschul-Alter sowie als selbstständige Fotografin in Gardelegen ist der Tag auch so gut gefüllt. Aber: "Wir unterstützen uns gegenseitig", sagt sie.
Im kommenden Jahr soll der umgebaute Block fertig sein, mit Überraschungen beim Bau rechnet Bastian Behnert nicht. "Das Haus ist ein IW 64 Typ Brandenburg. Das war so typisiert in der DDR und es ist hier wirklich alles so, wie im Buch beschrieben", sagt der Unternehmer. Natürlich könne man immer noch hier und da ein bisschen Asbest finden. Die Giebel seien mit Asbest verkleidet, aber grundsätzlich sei "nichts Schlimmes" zu erwarten, sagt er.

Bastian Behnert auf der Baustelle in Bismark.
Die ersten Interessenten haben schon angerufen
24 Wohnungen sollen beibehalten bleiben, der Zuschnitt soll durch Versetzung von Wänden etwas verändert werden. "Wir überlegen noch, ganz oben einige Loftwohnungen einzurichten", sagt er. Das Dach müsse ohnehin komplett runter. Aber man denke jetzt erstmal Schritt für Schritt.
Drei Interessenten für Wohnungen haben bei ihm auch schon angerufen. "Aber eine Reservierungsliste mache ich noch nicht. Erst wenn ich hier was vorzeigen kann, kümmere ich mich darum."
MDR (Bernd-Volker Brahms)