Sachsen-Anhalt Sparkurs im Chemiepark Leuna: Minister Schulze sieht Bund und EU in der Pflicht
Der Chemiepark Leuna im Saalekreis will die Zahl der Mitarbeiter senken und Investitionen kürzen. Damit sollen Kosten gespart werden. Begründet wird der Schritt mit einer schlechten Auftragslage und hohen Energiekosten. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, sagt die Geschäftsführung. Wirtschaftsminister Sven Schulze fordert als Reaktion darauf eine Senkung der Gas- und Strompreise für die Wirtschaft.
- Nach Bekanntwerden der Sparpläne im Chemiepark Leuna hat Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze eine Senkung der Energiepreise für die Wirtschaft gefordert.
- Um Kosten zu sparen will der Chemiepark Investitionen kürzen und Personal abbauen.
- Als Gründe für den massiven Sparkurs nennt das Unternehmen eine schlechte Auftragslage und die hohen Energiekosten.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftminister Sven Schulze (CDU) fordert als Reaktion auf den drastischen Sparkurs im Chemiepark Leuna im Saalekreis eine Sekung der Gas- und Strompreise für die Wirtschaft. Er sieht dabei vor allem die Bundesregierung und die EU in der Pflicht. Schulze sagte dem MDR, eine Senkung der Preise sei wichtig für eine stabile Wirtschaft. Man habe hervorragende, weltmarktfähige Produkte, aber nicht zu weltmarktfähigen Preisen.
Chemiepark Leuna informiert Mitarbeiter über Sparpläne
Am Donnerstag waren Pläne aus dem Chemiepark bekannt geworden, die deutliche finanzielle Einschnitte beinhalten. Man müsse Investitionen zurückstellen und perspektivisch auch die Zahl der Mitarbeiter senken, sagte Christof Günther, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft InfraLeuna MDR SACHSEN-ANHALT. Er habe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Mittwoch über die Pläne informiert. Über die geplanten Einsparungen hatte zunächst die Mitteldeutsche Zeitung berichtet.
Der Stellenabbau soll nach den Worten von Günther sozialverträglich umgesetzt werden. "Etwa 100 Mitarbeitende werden in den nächsten zwei Jahren altersbedingt aus dem Arbeitsleben ausscheiden", so Günther. Ob diese Stellen dann wieder besetzt werden, schaue man sich genau an. Auf betriebsbedingte Kündigungen wolle man aber verzichten.
Deutlich weniger Geld für Investitionen
Statt 107 Millionen Euro sollen nach den Worten Günthers im kommenden Jahr nur 30 Millionen Euro investiert werden. Einsparungen gibt es demnach beim Bau und der Erweiterung von neuen Labors. Eine geplante große Fotovoltaikanlage werde man mit einem Investitions-Partner errichten, "und nicht – wie ursprünglich vorgesehen – allein."
Als Gründe für den massiven Sparkurs nannte Günther auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT die schlechte Auftragslage und die unsichere Entwicklung der Gaspreise. Mit Jahresbeginn sei die Unterstützung bei den Energiekosten seitens der Bundesregierung weggefallen. "Das hat zu einem erheblichen Preissprung geführt", so der InfraLeuna-Geschäftsführer.
Die Chemieindustrie verbraucht besonders viel Energie. (Archivbild)
Günther: Bundesregierung muss handeln
Wie sich die Kosten weiter entwickeln, sei derzeit nicht absehbar. Das verunsichere die gesamte Chemiebranche und die energieintensive Industrie. Günther sagte, die Bundesregierung müsse angesichts der Krise konsequent gegensteuern. Man brauche dringend geringere Netznutzungsentgelte. Zudem seien niedrigere Steuerabgaben und Umlagen auf Strom- und Erdgas-Preise nötig. Die Anfang 2024 ausgelaufenen Preisbremsen müssten wieder gelten.
Der InfraLeuna-Manager mahnte: "Wir brauchen schnellstmöglich ein umfassendes und verlässliches Energie-Konzept für den Industriestandort Deutschland. Denn die Wettbewerbsfähigkeit ist derzeit nicht gegeben."
Bei InfraLeuna sind derzeit 850 Menschen beschäftigt. Das Unternehmen versorgt alle Betriebe der chemischen Industrie am Standort unter anderem mit Energie und Wasser.
Hilfen für Chemieindustrie: Haseloff trifft von der Leyen
Die Situation der Chemieindustrie wird am Montag Hauptthema eines geplanten Treffens zwischen Ministerpräsident Reiner Haseloff und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (beide CDU) sein. Das teilte Regierungssprecher Matthias Schuppe am Dienstag vor Journalisten mit. Sachsen-Anhalt verliere jeden Tag Industriearbeitsplätze, hier müsse man gegensteuern, so Schuppe.
Vergünstigte Energiepreise stünden auf Seiten der Landesregierung ganz oben auf der Agenda. Zwar gebe in diesem Bereich bereits Hilfen, der Eindruck dränge sich jedoch auf, dass es weitere Lösungen geben müsse.
MDR (Stephan Schulz, Jörg Wunram, Kalina Bunk, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 05.12.2024