Schiedrichter SV Stendal

Sachsen-Anhalt Darum ist "Schiedsrichtermangel" beim SV Stendal kein Thema

Stand: 12.09.2024 05:00 Uhr

Schiedsrichtermangel ist im Amateurfußball keine Seltenheit – in Stendal beweist ein Fußballverein seit einigen Jahren das Gegenteil. Hier herrscht keine Not an der Pfeife und das liegt besonders an einem jungen Studenten.

Von Veronika Loof, MDR SACHSEN-ANHALT

Das Gras auf dem Fußballplatz des Fußballvereins Post SV Stendal erstrahlt vom letzten spätsommerlichen Regenguss in saftigem Grün. Die Jugend trainiert eifrig auf dem von Kiefernbäumen und einer Kleingartenanlage umsäumten Vereinsgelände am Ortsrand von Stendal.

Der 350 Mitglieder starke Verein spielt mit seiner Herrenmannschaft aktuell in der Kreisoberliga. Auf dem Trainingsgelände liegt eine gewisse Entspanntheit in der Atmosphäre, denn zumindest um einen Schiedsrichtermangel braucht man sich hier vorläufig keine Sorgen mehr machen.

Ein Aufwärtstrend, der Hoffnung macht

Knapp 1.400 Schiedsrichter sind derzeit beim Fußballverband Sachsen-Anhalt aktiv. Eine Zahl, die aufatmen lässt, denn in den zurückliegenden Jahren hatte das Schiedsrichterwesen mit sinkendem Interesse zu kämpfen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Gewalt, Anfeindungen und mangelnde Wertschätzung, auf und neben dem Fußballplatz. Faktoren, die das Hobby trotz Aufwandsentschädigung, die je nach Liga zwischen 20 bis 50 Euro pro Spiel beträgt, unattraktiv machen.

2024 wurden nun erstmals wieder mehr neue Unparteiische ausgebildet als zurückgetreten sind. Das sind vor allem für die Vereine gute Neuigkeiten, denn die müssen eine bestimmte Anzahl an Schiedsrichtern stellen. Diese richtet sich zum einen nach der Menge der Teams im Verein – bei Post SV sind das aktuell neun – als auch der jeweiligen Liga-Zugehörigkeit.

Schiedrichter SV Stendal

Knapp 1.400 Schiedsrichter sind derzeit beim Fußballverband Sachsen-Anhalt aktiv.

Für die Kicker vom Post SV Stendal sind drei Offizielle vorgeschrieben, an der Pfeife haben sie jedoch derzeit ganze 14 Schiedsrichter. Der Älteste von ihnen ist 41, der Jüngste 13 Jahre alt. Doch alle haben sie eines gemeinsam: die Leidenschaft für das Amt an der Pfeife. Hier pflegt man eine offene und wertschätzende Schiedsrichter-Kultur, man begegnet sich auf Augenhöhe.

Ohne Schiedsrichter, kein Spiel

Auch hier in Stendal weiß man: Ohne Schiedsrichter gibt’s auch kein Spiel. Genau deshalb verleiht der Verein in dieser Saison gleich vier seiner Referees an verschiedene Vereine in der gesamten Altmark. Möglich war das nicht immer. Nach der Corona-Pandemie waren es gerade einmal fünf Referees. Einer von ihnen: Max Goroncy.

Schiedrichter SV Stendal

Ohne Schiri kein Spiel.

Ein besonderes Engagement

Max wünscht sich zu Weihnachten im Alter von 17 Jahren, Schiedsrichter sein zu dürfen. Obwohl ihm seine Eltern diesen Wunsch aufgrund nicht so guter schulischer Leistungen zunächst verwehren, bleibt er hartnäckig und beginnt schließlich 2018 seinen Traum von der Schiri-Karriere in die Tat umzusetzen. Mit der Zeit konnte er immer mehr Freunde und Teamkollegen mit seiner Begeisterung für das Ehrenamt gewinnen.

Schiedrichter SV Stendal

Max Goroncy schreibt seine Bachlorarbeit über psychische und physische Gewalt, verbale Attacken und Cyber-Mobbing bei Schiedsrichtern.

Seine Leidenschaft spiegelt sich sogar in seiner Bachelorarbeit wieder. Hier bearbeitet er genau die Problematiken, mit dem das Ehrenamt zu kämpfen hat. Er schreibt über psychische und physische Gewalt, die verbalen Attacken, aber auch Cyber-Mobbing, dem sich die Schiedsrichter oftmals ausgesetzt sehen und schafft damit Bewusstsein für das Thema.

Max ist jetzt 22 Jahre alt und angehender Polizist. Ab Mitte September darf er, wenn alles klappt, in der Junioren-Bundesliga für Fairness auf dem Platz sorgen und so hoffentlich noch mehr Nachwuchs für das Ehrenamt Schiedsrichter begeistern.

MDR (Veronika Loof, Moritz Arand)