Sachsen-Anhalt Beratungsstelle: Angriffe auf Migranten in Magdeburg nehmen zu
Nach dem Attentat in Magdeburg melden die Fachstelle für Gewaltprävention "Salam" und Migrantenorganisationen (Lamsa) aus Sachsen-Anhalt eine deutliche Zunahme von Übergriffen auf Menschen mit ausländischem Aussehen im Stadtgebiet von Magdeburg. Menschen würden geschubst, beleidigt, und angegriffen. Die Beratungsstelle sieht rechtsextreme Rhetorik mitverantwortlich für die Gewalt.
In Magdeburg haben am Tag nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt offenbar mehrere gewaltsame Übergriffe gegen Migranten stattgefunden. Das berichtet die Fach- und Beratungsstelle für Gewalt und Radikalisierungsprävention "Salam". Migrantinnen und Migranten haben demnach von extrem feindseliger Stimmung in der Stadt und verbalen und körperlichen Angriffen berichtet.
So seien vermeintliche Migrantinnen und Migranten, die als muslimisch eingestuft wurden, auf der Straße als "Terroristen", "Verbrecher" und "Pack" beschimpft, bespuckt und geschubst worden. Zudem sei es zu körperlichen Angriffen. In einem Fall sei ein Mensch von vier Personen angegriffen und geschlagen worden, in einem anderen gegen ein Auto getreten worden. Er habe über in zehn Jahren in Magdeburg noch nie so eine bedrohliche Stimmung erlebt, wir ein Student zitiert.
Die Aussagen der Beratungsstelle werden durch ähnliche Berichte des "Netzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt" (Lamsa) gestützt. Lamsa berichtete am Sonntag, dass Rechtsextreme mehrere Migranten durch Magdeburg gejagt hätten. Gegen Mitarbeiter und Mitglieder des Verbandes soll es Angriffe, Bedrohungen und Beleidigungen gegeben haben. Das Netzwerk zeigte sich empört darüber, dass der Anschlag instrumentalisiert werde. Magdeburg dürfe nicht zum Spielfeld rechter Hetze werden.
Die Polizei teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag auf Nachfrage mit, dass ihr keine Informationen über Angriffe vorliegen.
Rechtsextreme Rhetorik trägt zu Gewalt bei
Die Beratungsstelle macht unter anderem migrations- und islamfeindliche Rhetorik aus rechtsextremen Kreisen für die Angriffe verantwortlich. Diese trügen zu einer Gewaltdynamik in der Öffentlichkeit bei. Dass diese Rhetorik für den mutmaßlichen Täter selbst eine zentrale Rolle gespielt habe, werde dabei ausgeblendet oder geleugnet. Der mutmaßliche Täter sei selbst eine bekannte rechtsextreme Figur gewesen, die verschiedenen Verschwörungstheorien angehangen habe. Er habe mehrfach verkündet, sich gegen "die Islamisierung Deutschlands" wehren zu wollen.
Rechtsextreme Einzeltäter hätten sich in der Vergangenheit schon mehrfach im Internet radikalisiert und zu Gewalttaten motivieren lassen. Ähnliches sei beispielsweise beim Attentäter von Hanau zu beobachten gewesen.
MDR (Leonard Schubert)