Sachsen Waldheim: Weihnachtsfeier hinter Gittern mit der Familie
Gedeckte Tafeln, Adventssterne, ein Weihnachtsmann, den 30 Kinder erwartungsvoll ansehen. Auf den ersten Blick eine Weihnachtsfeier, wie es sie vielerorts in Sachsen gibt. Doch sie findet im Gefängnis in Waldheim statt. Vorbereitet haben das Fest 18 Strafgefangene. Für alle soll es ein emotionaler Moment sein, der soziale Bindungen stärkt und Hoffnung gibt. Die Insassen müssen sich auch mit Selbstvorwürfen befassen.
Nur die Sterne am Baum fehlen noch. Sonst ist alles fertig für die Weihnachtsfeier in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Waldheim. Ken (Name von der Redaktion geändert) erlebt das erste Mal, wie sein dreijähriger Sohn dem Weihnachtmann begegnet.
In der entwidmeten Kirche der Haftanstalt kommen 18 Strafgefangene, ihre Frauen und insgesamt 30 Kinder zusammen. Kurz bevor die Feier beginnt, trifft auch Kens Familie ein.
Ken hofft, dass er eher rauskommt
Der Junge glaubt, sein Vater sei hier auf Arbeit. "Mit gegebenem Alter werde ich ihn sicherlich aufklären, wie das alles so war", sagt Ken. Allerdings hoffe er, nicht so lange hier zu bleiben, bis er das Alter erreicht hat, in dem Erklärung notwendig sei.
Ken (Name von der Redaktion geändert) hofft, dass er nicht die gesamte Strafe absitzen muss.
Ken hofft auf eine Zweidrittel-Strafe. Bei guter Führung könnte er nach insgesamt fünfeinhalb Jahren entlassen werden.
Jeanettes Versprechen: "Stehen wir gemeinsam durch"
In der JVA Waldheim sind Besuche viel öfter möglich, als es das Gesetz vorschreibt. Jeanette (Name von der Redaktion geändert) kommt mit den Kindern immer dienstags und einmal im Monat am Wochenende zu Besuch. "Weil es meine Familie ist und weil ich ihn liebe und die Kinder ihn ja vermissen", erklärt sie. "Ich habe ihm versprochen, dass wir das gemeinsam durchstehen."
Jeanette (Name von der Redaktion geändert) kommt mit ihren Kindern häufig zu Besuch in die JVA.
Das Verhältnis von Ken zu seinen Kindern wirkt innig. "Natürlich ist das alles hart, besonders für den Kleinen", sagt Ken. "Er sieht mich eben ziemlich wenig." Das sei auch für ihn sehr schwierig. "Wenn zum Beispiel im Kindergarten ein Plakat gebastelt wird mit einem Foto der Familie." Es gebe aber keines. Das sei traurig für den Kleinen.
Plätzchen und CDs für die Kinder
Die Alltagssorgen sollen bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier, wenn möglich, vergessen sein. Diesen besonderen Tag haben auch die Inhaftierten vorbereitet. Die Männer haben Plätzchen gebacken und CDs besprochen mit Geschichten für die Kinder.
Auch der Weihnachtsmann darf bei der Feier in der JVA natürlich nicht fehlen.
Soziale Bindungen sollen im Gefängnis erhalten bleiben
Einen familienorientierten Vollzug zu gewährleisten, ist in Sachsen im Strafvollzugsgesetz festgeschrieben. "Er hilft auch bei der Resozialisierung", sagt die Vollzugsabteilungsleiterin der JVA, Ines Riegler.
"Bin ich sozial eingebunden, erwartet mich jemand? Daher ist es schon wichtig, dass es soziale Bindungen gibt, die aufrechterhalten werden durch Besuche und Telefonate."
Für Ines Riegler, Vollzugsabteilungsleiterin in der JVA Waldheim, sind die sozialen Bindungen der Strafgefangenen wichtig für das Leben nach der Haft.
Die Trennung müssen alle aushalten, verschuldet hat sie Ken. "Selbstvorwürfe macht man sich schon. Aber ja, man muss sich halt mit der Situation irgendwie zurechtfinden. Das nützt alles nichts. Das ist halt so, wie es ist."
Ken (Name von der Redaktion geändert) hat mit den anderen Strafgefangenen die Weihnachtsfeier in der JVA Waldheim vorbereitet.
MDR (tfr/hrm/kav)