Sachsen "Sterben auf Raten": VW Zwickau entlässt 1.000 befristet Beschäftigte
Bei VW in Zwickau verlieren 1.000 befristet Beschäftigte ihre Jobs. In einem offenen Brief kritisieren Betroffene und die Gewerkschaft IG-Metall scharf: Politik und Unternehmensführung hätten sie im Stich gelassen.
- Am VW-Standort Zwickau verlieren zum Jahresende rund 1.000 befristet Beschäftigte ihre Arbeit.
- In einem offenen Brief äußert die Zwickauer VW-Belegschaft ihre Enttäuschung und kritisiert die fehlende E-Mobilitätsförderung.
- Nicht nur der Zwickauer Standort von VW befindet sich in einer Krise: Werkschließungen drohen und der Konzern fordert Lohnkürzungen, während die IG Metall eine Beschäftigungsgarantie verlangt.
Bei VW am Standort Zwickau verlieren zum Jahresende etwa 1.000 befristet Beschäftigte ihre Arbeit. Das hat der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Uwe Kunstmann, MDR SACHSEN bestätigt. Die Chemnitzer "Freie Presse" hatte zuerst berichtet.
Stellenabbau schrittweise ab Januar
Die Beendigung der Arbeitsverträge war bereits seit dem Sommer geplant und wird Kunstmann zufolge ab Januar schrittweise umgesetzt. Jeden Monat liefen dann rund 150 Verträge aus.
Insgesamt hatte VW nach dem Umbau des Zwickauer Werks auf Elektroautos fast 3.000 Beschäftigte befristet eingestellt. Die meisten hätten den Angaben zufolge das Unternehmen bereits wieder verlassen, mehrere hundert wurden übernommen. Der Vorsitzende des Betriebsrats, Uwe Kunstmann, sprach bei MDR SACHSEN von einem schweren Schlag, dass man für die verbliebenen Mitarbeiter keine Perspektive im Unternehmen geschaffen habe.
Brandbrief der VW-Belegschaft: Versagen auf ganzer Linie
Die befristet Beschäftigten im VW-Werk Zwickau haben in einem offenen Brief Konzernspitze und Politik kritisiert. Man fühle sich im Stich gelassen. "Die Politik hat es bis heute nicht hinbekommen, mit vernünftig gestalteten Rahmenbedingungen die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um E-Mobilität wirklich attraktiv zu machen."
Der Vorstand spreche seit knapp zwei Jahren davon, dass man ein Produktfeuerwerk brauche, heißt es im Brandbrief weiter. Auch davon sei nichts zu sehen. Nun müsse die Belegschaft für dieses Versagen auf ganzer Linie bezahlen. Das sei bitter. "Hier geht es nicht nur um befristete Arbeitsverhältnisse, sondern um den wichtigsten Industriezweig Deutschlands, der am Abgrund steht", heißt es weiter. Die Zeit nach der Einstellwelle von 2019 in Zwickau, in der eigentlich Geschichte geschrieben werden sollte in Sachen E-Mobilität, habe sich seit 2023 angefühlt "wie Sterben auf Raten".
Krise im VW Konzern
VW steckt in einer schweren Krise. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. In laufenden Tarifverhandlungen fordert der Konzern deutliche Einschnitte, darunter eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Die IG Metall verlangt hingegen eine Beschäftigungsgarantie für die 130.000 Mitarbeitenden.
MDR (kav)