Sachsen Studie: Viele Fachkräfte in Sachsens Kitas - Gruppen dennoch zu groß
Viele Fachkräfte und dennoch zu wenige Mitarbeitende - so sieht die Situation in sächsischen Kitas aus. Die Reaktionen auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung fällt entsprechend unterschiedlich aus. Das Problem: Die Zahl der zu betreuenden Kinder sinkt in Sachsen, dennoch sind die Gruppen für qualifizierten pädagogische Betreuung nach Einschätzung der Fachleute oft zu groß.
In den Kitas in Sachsen ist der Anteil der Fachkräfte im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr hoch. "Mit Blick auf die Qualifikationen bestehen in Sachsen ganz gute Voraussetzungen", sagte die Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, Kathrin Bock-Famulla. Nach dem aktuellen "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" verfügten im vergangenen Jahr in 84 Prozent der Kita-Teams mehr als acht von zehn pädagogischen Tätigen über mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss. Dies sei nach Thüringen mit 89 Prozent der höchste Anteil bundesweit.
Zwar gehe auch in Sachsen der Anteil der Kita-Teams mit einer entsprechenden Fachkraftquote leicht zurück, allerdings in geringerem Umfang als in anderen Bundesländern.
Trotz weniger Kinder fehlt Fachpersonal
Dennoch steht Sachsen vor einer großen Herausforderung: Wie in nahezu allen ostdeutschen Bundesländern mangelt es an ausreichend Personal, was sich negativ auf das Betreuungsverhältnis auswirkt.
93 Prozent der Kinder hierzulande befänden sich in Kita-Gruppen mit nicht kindergerechten Personalschlüsseln, heißt es in der Studie. Das habe negative Folgen auf die Qualität der pädagogischen Praxis und könne zu einer Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen. Die Stiftung empfiehlt eine Fachkraft für maximal drei Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren; für Kinder ab drei Jahren wird ein statistischer Personalschlüssel von einer Fachkraft je 7,5 Kindern empfohlen. In der Realität muss eine Fachkraft in Sachsen jedoch mehr als fünf Krippen- und mehr als elf Kindergarten-Kinder betreuen, wie aus Daten der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.
Oft sind die Kindergruppen aber zu groß, wodurch das Fachpersonal laut Gewerkschaft GEW überlastet wird. (Symbolbild)
GEW beklagt überlastetes Personal
Der Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen, Burkhard Naumann, sagte mit Bezug auf die Studie: "Trotz sinkender Kinderzahlen sind Kita-Fachkräfte permanent überlastet und denken häufig über einen Berufswechsel nach." Die Gruppen in Krippen, Kindergärten und Horten seien "zu groß und wirken sich negativ auf die Qualität der Bildung und die Gesundheit der Beschäftigten aus".
Die Gewerkschaft macht "eine Negativspirale aus mehr Krankheit und größeren Gruppen" aus, "die nur mit einem besseren Personalschlüssel durchbrochen werden kann".
Hoher Krankenstand bei pädagogischen Fachkräften
Pädagogische Fachkräfte in sächsischen Kitas sind nach GEW-Daten mit 33 Krankheitstagen pro Jahr besonders häufig krank, im Durchschnitt aller Berufsgruppen in Sachsen sind es demnach 21 Krankheitstage. "Besonders alarmierend ist die Zunahme von psychischen Erkrankungen", so die Gewerkschaft. Die Bertelsmann Stiftung mahnt im Ländermonitor ebenfalls das Überlastungsrisiko durch personelle Unterbesetzung an.
Postkarten für Kita-Moratorium
Die GEW Sachsen hat deshalb die Aktion "Kita-Moratorium jetzt umsetzen!" gestartet und sammelt dafür an den Kitas Unterschriften auf Postkarten. Diese sollen Anfang 2025 an das Kultusministerium und an den Sächsischen Städte- und Gemeindetag übergeben werden. Im Kern geht es darum, trotz sinkender Kinderzahlen den Personalbestand zu halten beziehungsweise auch zu erhöhen. Damit soll die Betreuungsqualität gesteigert werden.
Kultusminister Piwarz zufrieden
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz zeigte sich nach Veröffentlichung des Ländermonitorings zufrieden. "Ich freue mich, dass die Bertelsmann Stiftung nun endlich die hohe Fachkraftquote in den sächsischen Kitas und die damit verbundene hohe Betreuungsqualität in den Einrichtungen anerkennt und würdigt", erklärte der CDU-Politiker
MDR (lam)/dpa